Brief aus Kindersicht

"Mama, weißt du eigentlich, warum ich manchmal ewig zum Einschlafen brauche?"

Der Tag war lang und anstrengend – eigentlich müsste Mini super schnell einschlafen. Aber Pustekuchen! Manchmal ist es wie verhext. Unsere Autorin kennt das nur zu gut. Hier versucht sie, die abendlichen Gedanken ihres Sohnes in Worte zu fassen – in einem Brief auf Kindersicht.

Ein kleines Kind liegt im Bett und kann nicht einschlafen.© iStock/GizemBDR
Der Tag war lang, doch Mini kann einfach nicht einschlafen – keine Seltenheit!

Hey Mama, 

weißt du, heute ist so viel passiert. Ich habe so viele Bilder im Kopf, so viel Neues. Puh, ich weiß gar nicht, wohin mit all den neuen Informationen. Ans Schlafen ist noch nicht zu denken. Ich muss schließlich noch mal alles gedanklich und auch emotional durchgehen. Die Erlebnisse in der Kita, all die lustigen Tiere im Park, die spannenden Geräte auf dem Spielplatz – und auch die Fahrt auf dem Fahrrad, während mir der Wind so lustig in den Ohren gekitzelt hat. 

Das war alles sehr anstrengend und aufregend. Jetzt ist es Zeit, ins Bett zu gehen, das weiß ich. Und ich freue mich, dass du mich jetzt wie immer dorthin begleitest, mit mir kuschelst und bei mir bleibst, bis ich einschlafe. Danke! Wir haben doch auch alles wie immer gemacht: Waschen, Zähneputzen, Schlafanzug anziehen, Buch lesen, ins Bett klettern und dann kuscheln. Aber: Ich. Kann. Trotzdem. Nicht. Einschlafen. So ein Schlamassel. Dabei will mein Körper schlafen, ganz bestimmt. Nur mein Kopf nicht …

Oje, und es tut mir so leid, ich höre dein Magenknurren. Auch dein nervöser Atem fällt mir auf. Du hast Hunger, denn Papa wartet mit eurem Abendessen auf dich. Aber ich kann nichts dagegen tun, mein Kopf ist so voll. Meine Augen sind offen, sie wollen nicht zufallen. Nimm es mir nicht übel, wenn ich zwischendurch kichern muss. Das ist nicht so gemeint. Daran sind die vielen lustigen Momente heute schuld, die mir plötzlich wieder einfallen. Schöne Erinnerungen. Denn wir haben zusammen immer richtig viel Spaß. Quatschmachen ist unser Ding. Und, nun ja, vielleicht hätte ich auch nicht so kurz vorm Schlafen heimlich noch kurz mein Tonie-Box-Hörspiel zu Ende hören sollen. Dabei gehe ich emotional ganz schön stark mit meinen Lieblingsfiguren mit. 

Manchmal segele ich aber schneller ins Träumeland, merkst du das auch?! Zum Beispiel, wenn wir tagsüber wegen des vielen Regens mal drinnen bleiben. Oder einfach, wenn wir nach der Kita nicht so viel vorhaben und es ruhig angehen lassen. Ich mag es zwar auch, wenn wir nach der Kita direkt zum Turnen gehen, aber ich mag es auch, wenn wir uns einfach mal treiben lassen. Spontan entscheiden, was wir machen, ohne Termindruck.

Also Mama, bitte sei mir nicht böse, dass ich nicht sofort einschlafen kann. Ich will dich nicht ärgern – und hoffe, du verstehst mich jetzt ein bisschen besser. Dich verstehe ich im Übrigen auch: Du machst dir Sorgen, warum ich nicht einschlafen kann und du hast auch Bilder im Kopf. Vom heißen Essen auf dem Tisch, das in deinen Magen will.

Danke für deine Geduld – und dass du hier neben mir liegst. Ich hab dich lieb!

Dein Krümel 

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