
Auch heute noch setzen viele Eltern, die unter extremem Schlafmangel leiden, auf sogenannte Schlaftrainings, wie zum Beispiel in dem Bestseller-Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" nachzulesen. In diesen Trainings werden mitunter kleine Babys beim Schlaf nicht mehr liebevoll begleitet, sondern man lässt sie schreien – ohne sie ausreichend zu trösten. In der Hoffnung, dadurch endlich ruhige Nächte zu bekommen. Endlich durchzuschlafen. Doch längst ist wissenschaftlich belegt, dass damit ein extremer Vertrauensverlust und Bindungsstörungen einhergehen können. Und die Kinder irgendwann einfach nur noch völlig verzweifelt aufgeben, weil sie keine nächtliche Zuneigung mehr von Mama und Papa erwarten dürfen.
Leider ist das den wenigsten verzweifelten Eltern bewusst. Vor allem Babys sind noch nicht auf Durchschlafen programmiert. Sie melden sich vor allem nachts noch sehr häufig, weil sie hungrig sind, unruhig, ängstlich oder einfach die Nähe ihrer Bezugspersonen brauchen – nicht weil sie ihre Liebsten ärgern wollen.
Die Bloggerin Estella Herron hat auf the-parenting-magazine.co einen sehr emotionalen Brief aus Sicht eines Babys geschrieben. Wir haben ihn für euch aus dem englischen Original übersetzt und wollen diese wichtigen Zeilen unbedingt mit euch teilen.
Liebe Mama,
ich bin verwirrt.
Ich bin es gewohnt, in deinen weichen, warmen Armen einzuschlafen. Jede Nacht lag ich eng an dich gekuschelt; nah genug, um deinen Herzschlag zu hören, nah genug, um deinen süßen Duft zu riechen. Ich betrachte dein wunderschönes Gesicht, während ich sanft in den Schlaf gleite, sicher und geborgen in deiner liebevollen Umarmung. Wenn ich mit knurrendem Magen, kalten Füßen oder dem Bedürfnis zu kuscheln aufwache, kümmerst du dich schnell um mich und schon bald schlafe ich wieder tief und fest.
Aber diese letzte Woche war anders.
Jede Nacht in dieser Woche ist so verlaufen. Du hast mich in mein Bettchen gelegt und mir einen Gute-Nacht-Kuss gegeben, das Licht ausgemacht und bist gegangen. Zuerst war ich verwirrt und fragte mich, wo du hingegangen bist. Bald bekam ich Angst und rief nach dir. Ich habe nach dir gerufen und gerufen Mama, aber du bist nicht gekommen! Ich war so traurig, Mama. Ich brauchte dich so sehr. Ich habe noch nie so starke Gefühle empfunden. Wo bist du hingegangen?
Irgendwann bist du zurückgekommen! Oh, wie glücklich und erleichtert ich war, dass du zurückgekommen bist! Ich dachte schon, du hättest mich für immer verlassen! Ich habe meine Arme nach dir ausgestreckt, aber du wolltest mich nicht hochnehmen. Du hast mir nicht einmal in die Augen gesehen. Du hast mich mit deinen weichen, warmen Armen wieder hingelegt, "Shhh, es ist jetzt Schlafenszeit!" gesagt und bist wieder gegangen.
Das passierte immer und immer wieder. Ich habe nach dir geschrien und nach einer Weile, jedes Mal länger, kamst du zurück, aber du hast mich nicht gehalten.
Nachdem ich eine Weile geschrien hatte, musste ich aufhören. Mein Hals tat so weh. Mein Kopf dröhnte und mein kleiner Bauch knurrte. Am meisten schmerzte jedoch mein Herz. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum du nicht kommen wolltest.
Nach Nächten wie diesen, die sich wie ein ganzes Leben anfühlten, gab ich auf. Du kommst nicht, wenn ich schreie, und wenn du endlich kommst, schaust du mir nicht einmal in die Augen, hältst nicht meinen zitternden, schluchzenden kleinen Körper. Das Schreien tat zu sehr weh, um es länger weiterzumachen.
Ich verstehe es einfach nicht, Mama. Tagsüber, wenn ich hinfalle und mir den Kopf stoße, hebst du mich auf und küsst mich, bis es es besser ist. Wenn ich Hunger habe, fütterst du mich. Wenn ich zu dir krieche, um zu kuscheln, liest du meine Gedanken und nimmst mich hoch, bedeckst mein winziges Gesicht mit Küssen und sagst mir, wie besonders ich bin und wie sehr du mich liebst. Wenn ich dich brauche, antwortest du mir sofort.
Aber nachts, wenn es dunkel und still ist und mein Nachtlicht seltsame Schatten auf meine Wand wirft, verschwindest du. Ich sehe, dass du müde bist, Mama, aber ich liebe dich so sehr. Ich will nur in deiner Nähe sein, das ist alles.
Jetzt, in der Nacht, bin ich ruhig. Aber ich vermisse dich immer noch.
All meine Liebe,
dein Baby.