
Ein warmer Raum mit weichen Matten: Darauf liegen, strampeln, krabbeln und kugeln sich nackte Babys, spielerisch unterstützt von ihren Eltern – so sieht eine typische Situation in einem "PEKiP"-Kurs aus. Dabei handelt es sich um die markenrechtlich geschützte Abkürzung für das "Prager-Eltern-Kind-Programm". Der Prager Psychologe Jaroslav Koch entdeckte in den 1970er-Jahren, dass Säuglinge schon ab der Geburt mehr können als vermutet. Sein Programm umfasst unterschiedliche Spiele und Anregungen, um diese Fähigkeiten zu fördern und weiterzuentwickeln.
"Im PEKiP-Kurs entdecken und erkunden Kinder zwischen dem dritten Lebensmonat und dem ersten Lebensjahr ihre Umwelt und erfahren Begegnungen mit anderen Kindern", erklärt die Hamburger Hebamme Sandra Lindner das Prinzip. Die Kleinen werden hierfür komplett ausgezogen, inklusive der Windel, damit sie sich frei und ungestört bewegen können. Aus diesem Grund wird der Raum immer sehr gut beheizt. Die Kursleiterin regt die Eltern nun an, ihre Babys genau zu beobachten.

Spielerische Anregungen im Babykurs
Sie gibt Tipps, wie man die Babys spielerisch und sanft zu Aktionen anregen kann. "Dafür werden entsprechend ihres Entwicklungsstandes auch verschiedene Materialien genutzt", so Lindner. Das können beispielsweise Bälle sein oder hauchfeine Tücher, die Mama oder Papa in die Luft werfen und herunterschweben lassen. Es wird gesungen und geklatscht.
Ziel des Ganzen ist es, die Bindung der Eltern zu ihrem Kind zu stärken und durch genaue Beobachtung erkennen zu lernen, welche Bedürfnisse das Kleine hat. So können sie seine Signale besser lesen und dadurch effektiv und prompt reagieren. Die Spiele, Bewegungs- und Sinnesanregungen sollen zwanglos die Eigenaktivität fördern, denn Babys wollen lernen.
Zudem dienen diese Stunden zur Kontaktförderung – zwischen den Kindern, aber auch zwischen den Eltern. Sie können rund um die Themen Stillen, Gewichtszunahme, Schlafgewohnheiten, Beikost und Entwicklung ihre Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen. PEKiP-Kurse finden in kleinen Gruppen von sechs bis acht Babys statt und werden zum Beispiel von Volkshochschulen oder Hebammenpraxen angeboten. Die Gruppenleiterinnen sind speziell geschult und zertifiziert.
Inzwischen gibt es verschiedene weitere Konzepte für Babykurse wie etwa "DELFI" (Denken, Entwickeln, Lieben, Fühlen, Individuell), "FenKid" (Frühe Entwicklung von Kindern begleiten), "ElBa" (Eltern und Babys) oder "Pikler", das auf Emmi Pikler zurückgeht, frühere Kinderärztin und Leiterin des Säuglingswaisenheims Lóczy in Budapest.
Sie alle orientieren sich an einem ähnlichen Ansatz wie PEKiP und unterscheiden sich meist nur geringfügig voneinander, wie Sandra Lindner bestätigt. Im Mittelpunkt steht die Entwicklungsförderung des Kindes im ersten Lebensjahr mittels Anregungen durch Spiele, Berührungen und Sinnesreizungen. Bei "Pikler" wird allerdings stärkerer Wert darauf gelegt, die Kleinen selbstständig spielen zu lassen, ohne einzugreifen.
Auch einen Baby-Schwimm-Kurs könnt ihr jetzt zusammen mit eurem Nachwuchs besuchen. Dort erfährt es spielerisch das Element Wasser, sein Bewegungs- und Tastsinn wird gefördert. Fragt in euren Schwimmschulen und Familienhäusern nach speziellen Angeboten.
Frühförderung für Babys zu Hause
So empfehlenswert und nützlich Babykurse auch sind, das Wichtigste, was die Kleinen in den ersten Lebensmonaten (und auch in den folgenden Jahren) brauchen, sind drei Dinge – Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit. Darum bitte, Mama und Papa: Beziehe dein Kind so intensiv wie möglich in euer Leben mit ein. Sprich sanft mit ihm, wenn du es wickelst, das Essen vorbereitest oder Hausarbeit machst. Singe ihm vor, suche immer wieder Augenkontakt und nutze jede Gelegenheit zum Schmusen und Kuscheln, für kleine Streicheleinheiten oder eine liebevolle Massage.
Nimm dir Zeit fürs Spielen mit Bällen, Stofftieren, Rasseln oder tanze zwischendurch leicht wiegend durch den Raum, während du dein Baby in den Armen hältst. Denn Babys, die sich sicher, geliebt und geborgen fühlen, entwickeln sich am besten.