Nach der Geburt

DAS steckt hinter der Gelbsucht bei Neugeborenen

Mehr als jedes zweite Neugeborene entwickelt zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag die sogenannte Gelbsucht. Meist ist sie harmlos und klingt bald wieder ab. Dennoch sollte die Entwicklung gut beobachtet werden. Wir erklären euch die Ursachen, Symptome und Behandlungen.

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Die Neugeborenengelbsucht ist in der Regel ein harmloses Phänomen.

Über die Hälfte aller Säuglinge ist von Gelbsucht betroffen. Meist macht sie sich zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag bemerkbar und klingt dann von selbst bis zum zehnten Lebenstag ab. Worum es sich bei der Gelbsucht handelt, welche Symptome sie mitbringt – und welche Ursachen dahinterstecken, erfahrt ihr hier. 

Was ist die Neugeborenengelbsucht?

In der Fachsprache wird dieses Phänomen Neugeborenen-Ikterus (auch Icterus neonatorum) genannt. Den Namen Gelbsucht verdankt sie ihren Symptome: die gelbliche Verfärbung von Babys Haut und Augen. 

Neugeborenengelbsucht: Ursachen

Ein Überschuss an Bilirubin ist die Ursache für die gelbe Verfärbung. Es ist ein gelber Farbstoff, der bei dem Abbau roter Blutkörperchen entsteht. Da Neugeborene so kurz nach der Geburt eine Überzahl an roten Blutkörperchen haben, müssen diese über die Leber abgebaut werden. Die Leber ist bei Neugeborenen jedoch noch nicht bereit, so große Mengen des Bilirubins zu verarbeiten. So kommt es, dass sich der gelbe Farbstoff vorübergehend in Haut und Augäpfeln ablagert. 

Neugeborenengelbsucht: Dauer

Die Verfärbung von Haut und Augäpfeln sollte sich nach zehn bis 14 Tagen wieder zurückgezogen haben.

Wie hängt Neugeborenengelbsucht mit Stillen zusammen?

Eine geringe Flüssigkeitszufuhr kann das Risiko für eine Gelbsucht erhöhen. Beim Stillen kann es manchmal dazu kommen – deshalb sollte hier immer auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. 

Neugeborenengelbsucht erkennen

Anhand dieser Symptome kann sich ein Ikterus diagnostizieren lassen:

  • Eine gelbe Verfärbung von Haut und Augäpfeln. 
  • Der Bilirubinwert liegt über 18 mg/dl.
  • Oft ist der Stuhl hell und der Urin dunkel.
  • Nach leichtem Druck auf Stirn oder Nase bleibt die Haut gelblich.

Neugeborenengelbsucht: Werte und Messung

Zunächst wird der Bilirubinwert durch eine Messung über die Haut bestimmt. Mit einem Multispektralgerät wird dabei der Anteil farbigen Lichts ermittelt, der die Haut durchdringt. Ist dieser Wert erhöht, folgt eine Blutuntersuchung zur genaueren Messung. 

Liegt der Wert dann zwischen 15 und 20 mg/dl im Serum, wird üblicherweise eine Phototherapie für ein bis zwei Tage angesetzt.

Ist eine Neugeborenengelbsucht gefährlich?

In der Regel verläuft die Gelbsucht harmlos und klingt nach spätestens zwei Lebenswochen ab. In den meisten Fällen ist auch keine Behandlung nötig. 

Normalisiert sich die Hautfarbe auch nach zwei Wochen nicht von selbst und eine starke Gelbsucht wird nicht korrekt behandelt, kann es jedoch zu einem sogenannten Kernikterus (auch Bilirubin Enzephalopathie) kommen. In diesem Fall überschreitet der Bilirubin-Wert eine bestimmte Konzentration im Blut und das Bilirubin beginnt, das Nervengewebe anzugreifen. Das kann für das Baby gefährlich werden und Folgen mit sich bringen.

Starke Neugeborenengelbsucht: Spätfolgen

Bei einem solchen Kernikterus lagert sich das überschüssige Bilirubin im Gehirn an, wodurch er gefährlich für die Gesundheit des Babys wird. Spätfolgen, die auf einen Kernikterus zurückzuführen sind, können sehr unterschiedlich sein:

  • Es kann sich eine Schwerhörigkeit ausbilden.
  • Es sind unkontrollierte Bewegungen zu beobachten.
  • Der Blick wird permanent nach oben gerichtet.
  • Der Zahnschmelz entwickelt sich fehlerhaft.

Neugeborenengelbsucht: Baby schläft viel, ist das normal?

Neugeborene mit Gelbsucht zeigen häufig mehr Müdigkeit. Dazu kommt, dass sie oft schlechter trinken als normal. Zwar sind das Anzeichen, die auch bei einer harmlosen Gelbsucht auftreten, dennoch solltet ihr bei einem auffälligen Verhalten immer ärztlichen Rat einholen. Auch die Nachsorge-Hebamme sollte bei einer diagnostizierten Gelbsucht das Baby daraufhin beobachten. 

Wann sollte ich mit Gelbsucht beim Baby zum Arzt?

Vor der Krankenhausentlassung werden Neugeborene auf Gelbsucht untersucht. Da meist keine Behandlung notwendig ist, kann es also sein, dass ihr trotz Neugeborenengelbsucht bereits nach Hause dürft. Machen sich diese Anzeichen bemerkbar, solltet ihr jedoch unbedingt einen Arzt aufsuchen. Sie können Hinweise auf eine starke Ausprägung der Gelbsucht – also einen Kernikterus – sein:

  • häufiges Gähnen
  • schlechtes Trinken
  • Haut an Bauch, Armen, Beinen oder das Weiße im Auge sind gelb
  • Baby schläft viel und lässt sich schwer wecken
  • Baby wirkt kränklich / fiebert
  • nimmt nicht an Gewicht zu
  • häufiges und starkes Schreien
  • Krampfanfälle
  • Atemnot

Hinweis: Eine wirklich schwere Gelbsucht mit solchen Anzeichen ist bei termingerecht geborenen und gesunden Neugeborenen wirklich sehr selten!

Wie sieht bei Neugeborenengelbsucht die Behandlung aus?

Sind die Bilirubinwerte im Blut so hoch, dass eine Therapie notwendig ist, wird das Baby unter eine Speziallampe oder eine Leuchtmatte gelegt, die ein blaues Licht ausstrahlen. Die Wellenlänge des Lichts stimuliert die Bilirubinteilchen im Blut, wodurch sie sich in eine wasserlösliche Form umwandeln. In dieser Form können sie dann vom Körper ausgeschieden werden. Gleichzeitig wird auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet.

Tritt der Fall ein, dass das Stadium der Gelbsucht so weit fortgeschritten ist, dass eine Lichttherapie nicht reicht, muss bei dem Neugeborenen ein Blutaustausch durch Spenderblut erfolgen. 

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Die Behandlung bei Neugeborenengelbsucht nennt sich Phototherapie. 

Die Wahrscheinlichkeit einer Gelbsucht bei Frühgeborenen

Da die Leberfunktion bei Frühchen noch nicht ganz ausgebildet ist, können sie das Bilirubin schwerer verarbeiten. Dadurch kommt es häufiger zu einer Gelbsucht. Auch die Anzeichen zeigen sich dann früher und sind in der Regel auch stärker ausgeprägt. 

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