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Pucken? Wer noch keine Kinder hat oder wahnsinnig unkomplizierte kleine Schläfer, wird vom Pucken vielleicht noch nie gehört haben. Vor allem junge Eltern, die Schwierigkeiten haben ihr Baby zu beruhigen bzw. zum Schlafen zu bringen, schwören auf diese Wickel-Technik. Wir erklären euch hier, was genau es mit dem Pucken auf sich hat. Und warum mittlerweile viele Hebammen und andere Babyexperten von dieser Einschlafhilfe abraten.
Was genau ist Pucken?
"Mit dem Pucken gibt man Babys das vertraute Gefühl der Enge aus dem Mutterleib zurück. Und beruhigt sie", erklärt Hebamme Ursula Jahn-Zöhrens. Gepuckt sollen Säuglinge sich also fühlen wie im Bauch der Mama: mit Raum zum Strampeln, aber doch in spürbaren Grenzen, die ihnen Sicherheit vermitteln. "Die Methode eignet sich für sehr unruhige Babys, die andauernd hochschrecken und bei jeder zweiten Bewegung von ihrem eigenen Klammerreflex, dem sogenannten Moro-Reflex, geweckt werden. Diese Kinder fühlen sich dann gehalten, getragen, begrenzt und finden besser in den Schlaf und Tiefschlaf", ergänzt Babycoach Dr. Daniela Dotzauer. Plus: Wegen der wohligen Wärme bekommen gepuckte Kinder oftmals weniger Blähungen, sagt die Kinderkrankenschwester und Heilpraktikerin Angelika Szymczak.
Anleitung zum Pucken – so geht's:
Beim Pucken handelt es sich um eine sehr alte Methode (noch aus dem Mittelalter!), Babys eng in ein Tuch zu wickeln. Eure Großmütter werden euch vielleicht noch davon erzählen können.
- Gepuckt wird mit einem Molton- oder Wolltuch, auch Mullwindel genannt. Der Stoff sollte nicht zu dehnbar sein, aber trotzdem angenehm für das Baby.
- In diesem Tuch wird der Säugling einschließlich der Arme am Körper fest und an den Beinen luftig gewickelt.
- Die Schultern sollten auf der geraden Kante des Tuches liegen. Erst eine Tuchseite fest um das Baby wickeln und unter den Körper schieben, dann die andere umwickeln.
- Die Händchen der Kleinen sollten beim Pucken lose überkreuzt auf die Brust gelegt werden. So können sie weiterhin die Finger in den Mund nehmen und nuckeln, um sich selbst zu beruhigen.
- Alternativ kann auch ein Pucksack ausprobiert werden. Darin fühlen sich meist auch wache Winzlinge wohl, da er oft ein bisschen stretchiger ist. Er nimmt Babys Beine und Unterkörper auf und schließt mit einem Bündchen unter den Achseln. Praktisch: Einige Modelle lassen sich zum Wickeln seitlich öffnen.
Bis zu welchem Alter sollte man Babys pucken?
Babycoach Dr. Daniela Dotzauer empfiehlt, Babys lediglich in den ersten Tagen und Lebenswochen zu pucken. Und nur stundenweise, wenn das Baby sehr unruhig ist, aber nicht rund um die Uhr. Spätestens mit einem halben Jahr sollten sich Babys auch ohne Pucken beruhigen lassen. Vor allem werden Kinder nun mobiler, können sich in der Nacht umdrehen und im schlimmsten Fall gepuckt ersticken.
Kann Pucken dem Baby gefährlich werden?
"Pucken eignet sich nicht für jedes Kind. Manche wehren sich dagegen, beispielsweise indem sie untröstlich schreien", erzählt Dr. Dotzauer aus ihrer Praxis.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat noch weitere Bedenken gegenüber der Technik. Denn vieles kann dabei auch falsch gemacht werden und sollte unbedingt vermieden werden. Dr. Hermann Josef Kahl, Präventionsbeauftragter der Kinder- und Jugendärzte, warnt explizit vor diesen Gefahren beim Pucken:
- "Manche Kinder sind so eng eingewickelt, dass sie Probleme mit der Atmung haben."
- "Gerade im Sommer ist das Pucken für viele Säuglinge eine Qual. Es kann zu einer Überhitzung bzw. Deyhdrierung kommen." Absolutes Ausschlusskriterium: Babys mit Fieber sollten keinesfalls gepuckt werden.
- "Die motorische Entwicklung eines Babys darf nicht eingeschränkt, sondern muss gefördert werden." Werden kleine Kinder zu eng gepuckt, können sogar Nerven abgeklemmt werden. Hüftfehlstellungen und platte Hinterköpfe sind weitere drohende Risiken.
Zusätzlich gibt es eine überarbeitete "Leitlinie zur Prävention des plötzlichen Kindstodes", herausgegeben von der DGSM (Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V) zusammen mit der DGKJ (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.). Sie wurde im Januar 2023 veröffentlicht und laut ihr gibt es nun die ganz klare
Empfehlung, Säuglinge nicht fest einzuwickeln, das heißt das sogenannte Swaddling (Pucken) zu vermeiden. Dies basiert auf einer aktuellen Meta-Analyse, die für Swaddling vor allem in Verbindung mit Bauch- oder Seitenlage eine deutliche Erhöhung des SIDS-Risiko fand.
Die besagte Studie, auf der die Erkenntnisse basieren, ist zwar bereits aus dem Jahr 2016, aber sie wurde jetzt auch in der medizinischen Leitlinie festgehalten. Somit raten auch Wissenschaftler und Kinderärzte vom Pucken ab, um den Plötzlichen Kindstod zu vermeiden.
Wichtig beim Thema Pucken
- Kein Rund-um-die-Uhr-Pucken! Und nur in den ersten Tagen bis Lebenswochen, beaufsichtigt!
- In der Nacht und bei längeren Schläfchen sollte ganz darauf verzichtet werden, s. Warnungen zum Plötzlichen Kindstod oben.
- Lasst euch die Technik vorher von einer erfahrenen Hebamme oder Kinderkrankenschwester zeigen. Man muss die Handgriffe erst einmal üben.
- Für Kinder, die unter einer Hüftdysplasie leiden, ist Pucken ungeeignet.
- Unter dem Tuch sollte euer Baby entweder nur eine Windel oder einen Body tragen, damit sich die nackten Füße berühren können, und keine Überhitzung droht. An sehr heißen Sommertagen sollte gänzlich auf das Einwickeln verzichtet werden. Gebt Säcken und Tüchern aus 100 Prozent atmenden Naturmaterialien den Vorzug.
- Das Tuch sollte zwar fest sein, aber gemütlich – vor allem um eine Bewegungsfreiheit der Beine und Füße zu ermöglichen.
- Pucken sollte bitte niemals Ersatz für Kuscheln und Körpernähe mit Mama und Papa sein.