
Gina (30) mit Leona (3): "Mein Mann war mir eine große Stütze"
Stillen war für mich von Anfang an selbstverständlich, ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass es unnatürlich sein oder mit negativen Gefühlen in Verbindung gebracht werden könnte. Ich merkte dann aber, dass es Menschen gab, die anders fühlten als ich. Zum Glück betraf das nicht mein direktes Umfeld: Meine Mutter, die meine kleine Schwester dreieinhalb Jahre lang stillte, hatte großes Verständnis. Auch meine Oma, die selbst nie stillen konnte und dies sehr bedauerte, hat mich positiv bestärkt, sowie andere aus Familie und dem Freundeskreis. Die größte Stütze war mein Mann: Er hat sich ins Thema eingelesen, sich informiert, fand das Stillen sehr wertvoll. Unsere erste Tochter habe ich 18 Monate lang gestillt. Leona, unsere Zweitgeborene, hat sich ganz natürlich und selbstbestimmt zum dritten Geburtstag abgestillt. Sie meinte damals: "Ich bin jetzt groß genug und brauche das Stillen nicht mehr." Sie hat später nie mehr danach gefragt. Dies kam für mich sehr plötzlich, dennoch bin ich dankbar und fand es wundervoll, dass sie das selbst entschied.

Niamh (42) mit Oisin (7), Eoin (5) und Aurelien (3): "Mein Ältester kriegt auch mit 7 noch die Brust"
Mit unserem ersten Sohn hatte ich leider einen sehr schwierigen Stillstart. Ich holte mir professionelle Hilfe, empfand das Stillen erst nach vier Monaten als angenehm. Während meiner zweiten Schwangerschaft gab ich weiter die Brust und entwickelte dabei eine enorme Abneigung gegen das Stillen. Glücklicherweise waren diese Gefühle mit der Geburt unseres zweiten Sohnes verschwunden. Dieser Start war leicht, das Tandemstillen des Babys und des Zweijährigen funktionierte wunderbar. Mein Ältester war viereinhalb, als unser drittes Kind zur Welt kam. Heute sind die Jungs 3, 5 und 7 – ich stille nun seit 93 Monaten durchgehend, es gab nur fünf oder sechs Tage in dieser Zeit, an denen ich nicht da war. Beim Großen haben wir es inzwischen auf die Zubettgehzeit beschränkt. Wenn ich ihn frage, wann er aufhören möchte, sagt er: "Jetzt noch nicht, Mami." Er weiß, dass es in diesem Alter nicht typisch ist, aber er möchte es noch – und ich möchte, dass er sich sicher, glücklich und zufrieden fühlt. Der Mittlere trinkt noch fast jeden Morgen und jede Nacht sowie ab und zu tagsüber an der Brust, wenn wir gemütlich zu Hause sind. Unser jüngster Sohn ist drei Jahre alt, und wenn es nach ihm ginge, würde er den ganzen Tag lang gestillt werden. Mein Mann fragte mich in der ersten Stillzeit, wie lange ich denn noch weitermachen wollte. Wir haben lange über die Vorteile und den Druck der Gesellschaft gesprochen. Inzwischen ist ihm klar, dass es keinen ernsthaften Grund gibt, damit aufzuhören.

Shana (30) mit Lyan (4): "Die schrägen Blicke stören uns nicht"
Seit 48 Monaten – also seit vier Jahren – genießen mein Sohn Lyan und ich unsere Stillbeziehung. Während der Schwangerschaft dachte ich nicht darüber nach, ob oder wie lange wir stillen werden. Es hat sich einfach so ergeben, weil es sich für uns total normal und richtig anfühlt. Wir hatten nie ein wirklich negatives Erlebnis diesbezüglich. Wenn Lyan in der Öffentlichkeit an der Brust trinkt, spüre ich zwar manchmal etwas schräge Blicke – aber das stört weder ihn noch mich. Das Stillen ist für uns einfach so viel mehr als "nur" Nahrung. Mittlerweile bedeutet es für uns vor allem ein gegenseitiges Auftanken, und das liebe ich so sehr daran. Es steht in den Sternen, wie lange wir noch stillen werden. Bis dahin genießen wir es einfach.

Kathrin (37) mit Selma (3): "Ich stille seit achteinhalb Jahren durchgehend"
Ende 2011 habe ich mein erstes Kind geboren. Wir hatten einen unkomplizierten Start und auch generell keine Probleme während der Stillzeit. Im Sommer 2014 wurde ich wieder schwanger, und zum Ende der Schwangerschaft hatte sich unser Kind mit etwas mehr als drei Jahren von alleine abgestillt. Mit dem zweiten Baby durfte ich nicht nur erfahren, dass jedes Kind anders ist, sondern auch jede Stillbeziehung. Im Sommer 2018 wurden unsere Zwillinge geboren, und in der Wochenbettzeit habe ich tatsächlich drei Kinder gestillt. Beim zweiten Kind war der Abstillprozess nicht so einfach wie beim ersten, aber wir haben es sanft und liebevoll ausschleichen lassen. Diesen Sommer werden die Zwillinge zwei Jahre alt und trinken noch immer regelmäßig an der Brust. Somit stille ich bereits seit achteinhalb Jahren durchgehend. Ich bin dankbar, dass mein Mann komplett hinter mir steht und mich schon oft verteidigt hat, wenn es merkwürdige Bemerkungen gab.
Unser Buchtipp: "Langes Stillen"

Die Bilder in diesem Artikel stammen aus dem Buch "Langes Stillen" von Kathrin Burri. Hierfür traf sie 5.210 Mamas und 321 Papas aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ihrem Buch stellt sie aber nicht nur Zahlen und Fakten vor, sondern lässt auch Eltern ihre ganz persönlichen Stillgeschichten erzählen, sprach außerdem mit Stillberaterinnen, Ärzten, einer Psychologin, einer Schlafberaterin – und Stillgegnern. Mit wunderschönen Fotos der Fotografin Gina Grüter.
"Langes Stillen. Natürlich. Gesund. Bedürfnisorientiert.", 208 Seiten, Kösel-Verlag, ca. 18 Euro