Kolumne @erziehungmitherz

"Bei dir sieht alles immer so einfach aus!"

Ob auf Instagram oder auf dem Spielplatz: Alle Kids sind picobello angezogen, Geschwister lieben sich heiß und innig, hübsche Obstmandalas stehen auf dem Tisch, alle lachen, keiner heult. Warum sieht das bei anderen eigentlich immer so easy aus? Entwarnung: Es sieht nur so aus. Den Beweis liefert unsere Gastautorin Kyra mit einem kleinen Einblick in ihren Alltag mit Kleinkind.

Das sieht nach einem schönen Sommertag am Strand aus? War es aber nicht ...© Foto: Kyra @erziehungmitherz
Das sieht nach einem schönen Sommertag am Strand aus? War es aber nicht ...

"Bei dir sieht alles immer so entspannt und souverän aus!"

So schreibt Kyra unter einem ihrer letzten Instagram-Posts: "Ihr dürft bitte einfach nie vergessen, dass [...] es lediglich kleine Ausschnitte des Tages sind. Ich gebe mein Bestes, hier das Gleichgewicht zwischen perfekter Pädagogik und der Realität zu bieten, einfach weil niemals alles nur nach Theorie und Plan laufen kann. Weder bei mir noch bei euch. Das wäre nicht authentisch und menschlich. Und mal ehrlich? Wer richtet die Kamera aufs Kind, wenn man es gerade am liebsten am Straßenrand aussetzen würde? Niemand, oder?

Ich erzähle euch kurz von unserem Besuch gestern am Rhein. Hab's mir voll idyllisch vorgestellt. Entspannt in der Sonne auf der Decke sitzen, das Kind spielt parallel eigenständig im Sand und ich kann durchatmen. Paha. Soviel zur Theorie und meinen Träumen. Die Realität sah so aus: Jascha sah Wasser, Jascha wollte ins Wasser. Am liebsten komplett und kopfüber. Gefühlte Temperatur des Rheins liegt bei -34 Grad. Wenn nicht sogar weniger. War dem Kind absolut egal, trotz seiner dauerhaften Aussage 'Kalt!' Ach, echt? Dann geh doch nicht rein, verdammt!

Nun ja, da ich ja auch nur Mutter bin, versuchte ich mehrfach das Kind zu überzeugen, dass es noch zu früh für Wasserspielchen im Rhein ist und bot ihm einen Eimer mit Wasser an der Decke an. Natürlich ließ er sich nicht veräppeln und stapfte fröhlich wieder Richtung Wasser. Dreimal trugen wir ihn zurück. Schreiend. Weinend. Frustriert. Dreimal war ich genervt. In meinem Kopf war dieses 'Das geht noch nicht, es ist viel zu kalt.' Und dann gab ich auf und dachte mir, dann frier doch und erfülle dein verdammtes Bedürfnis. Also saß er dort, knietief im Wasser und war glücklich. Mit blauen Lippen.

Glaubt mir, ich war konstant im Zwiespalt mit mir selbst, was nun richtig ist. Aber ich hatte einfach irgendwann keine Kraft mehr, diesen eigentlich sinnlosen Disput weiterzuführen. Und ja, ich mache mir Gedanken, was andere gerade von mir denken. 'Lässt sie da ihr Kleinkind im Wasser spielen – der wird sicher krank.'"

Unsere Gastautorin: Kyra – @erziehungmitherz

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