Wenn ein Baby zur Familie stößt, ist das für Geschwister nicht immer einfach. © Foto: Getty Images/PhotoAlto/Laurence Mouton
Wenn ein Baby zur Familie stößt, ist das für Geschwister nicht immer einfach.

Dass Kinder eifersüchtig reagieren, wenn das Zweite zur Welt kommt, ist ganz normal. Bis zur Geburt des Bruders oder der Schwester konnten sie sich der ganzen Liebe ihrer Eltern sicher sein. Jetzt müssen sie die Zuwendung der Eltern mit einem Geschwisterchen teilen. Und in den Augen von Kindern bleibt nicht mal die Hälfte davon übrig. Das Baby, das gestillt, gewickelt und getröstet werden will, fordert Mutter und Vater fast ständig. Die Älteren fühlen sich entthront, zurückgesetzt, haben Angst, die Liebe der Eltern zu verlieren. Deshalb wollen sie umso stärker spüren, dass Mama und Papa sie noch genauso mögen wie vorher. Eltern können Kindern die Eifersucht zwar nicht ersparen, aber ihnen helfen, damit besser klar zu kommen.

Elf wichtige Tipps gegen die Eifersucht

Wie sagen wir es unserem Kind?

Ihr möchtet die freudige Nachricht allen mitteilen, wollt eurer Familie und euren Freunden möglichst bald erzählen, dass ihr wieder ein Baby erwartet? Dann darf euer Kind das auch erfahren. Sonst hat es das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Auf keinen Fall sollten Kinder über Dritte hören, dass die Familie größer wird. Wenn ihr dagegen nur wenigen vertrauten Menschen von der Schwangerschaft erzählt, gilt als Regel: Je jünger das Kind, desto später braucht es zu erfahren, dass ein Geschwisterchen unterwegs ist, rät Buch-Autorin Stefanie Schaeffler. Einjährige werden den wachsenden Bauch noch nicht bemerken, während Dreijährige Veränderungen genau wahrnehmen. Kinder bis zu drei Jahren brauchen noch keine großen Erklärungen. Es reicht, wenn Eltern ihnen sagen: Das Baby wächst im Bauch der Mama.

Damit Geschwister nicht eifersüchtig aufs Baby sind: keine falschen Erwartungen wecken!

Vielleicht wird euer Kind zurückhaltend reagieren, wenn ihr ihm erzählt, dass es ein Geschwisterchen bekommt. Es hat einfach noch keine Vorstellung davon, wie das Leben mit Bruder oder Schwester sein wird. Das bedeutet aber nicht, dass es sein Geschwisterchen später ablehnt. Am besten weckt ihr keine zu großen Hoffnungen. Dann ist euer Kind später nicht enttäuscht, wenn es merkt, wie viel Arbeit ein Säugling macht.

War ich auch mal so winzig?

Schon in der Schwangerschaft könnt ihr euer Kind einbeziehen: gemeinsam Babywäsche sortieren, die Tochter oder den Sohn über den Bauch streichen lassen, vielleicht sogar zusammen nach einem Namen suchen. Zeigt eurem Kind Fotos aus seiner eigenen Babyzeit. Dann versteht es besser, wie hilflos ein Neugeborenes noch ist. Auch Bilderbücher und Besuche bei Freunden mit einem Säugling können größere Geschwister auf das neue Leben mit Baby vorbereiten. Dabei helfen auch die Geschwisterkurse, etwa in Hebammenpraxen.

Geschenke mal zwei, bitte

Wenn das Baby auf der Welt ist und Verwandte oder Freunde zu Besuch kommen, gilt der erste Blick meist dem Baby. Die Älteren fühlen sich dann zurückgesetzt und reagieren umso eifersüchtiger. Gut, wenn Besucher so taktvoll sind, zuerst dem Größeren zum Geschwisterchen zu gratulieren, und auch ihm ein kleines Geschenk mitbringen.

Das Baby nicht in Watte packen

"Sei vorsichtig mit dem Baby!" – "Aber tu ihm nicht weh!" – "Jetzt sei doch mal leise, dein Bruder schläft!" Wer so streng ermahnt wird, reagiert trotzig. Säuglinge sind nicht aus Zucker und ein ungestümes Umarmen oder ein herzhaftes Küsschen durch Bruder oder Schwester halten sie gut aus – sofern die Eltern im Raum sind und einen Blick darauf haben. Kleinkinder lassen sie mit dem Neugeborenen besser noch nicht allein. Zweijährige sind oft noch so ungeschickt, dass sie dem Baby aus Versehen wehtun können. Übrigens mögen es Säuglinge, wenn um sie herum viel Trubel ist. Die Eltern und Geschwister müssen also nicht besonders leise sein.

Wir sind eine Familie

Je stärker Eltern ihr Kind in die Babypflege einbeziehen, desto mehr wächst das Verantwortungsgefühl fürs Geschwisterchen. Kleine Kinder können beim Wickeln beispielsweise die Windel reichen. "Eltern machen so aus Konkurrenz ein Miteinander und Kinder spüren: Wir sind ein Ganzes als Familie", sagt der Kölner Kinderpsychologe Ulrich Schmitz. Manchmal sind ältere Geschwister genervt, weil das Baby so viel weint. Dann können Eltern ihnen erklären, dass ein Baby nur durch Weinen zeigen kann, dass es etwas braucht. Eine heikle Situation ist das Stillen. Mutter und Baby kommen sich dabei sehr nahe und ältere Geschwister fühlen sich ausgeschlossen. Das lässt sich diplomatisch umgehen, wenn die Mutter ihr Älteres dazu einlädt, sich zu ihr zu setzen, mit ihr zu kuscheln oder ein Buch anzuschauen. Oder das Kind holt seine Puppe und spielt Stillen.

Mal wieder Mittelpunkt sein

Bevor das Geschwisterchen zur Welt kam, war das Größere Mittelpunkt der Familie. Dieser Platz wird ihm jetzt durch das Baby streitig gemacht. Doch die Eltern können ihrem Kind immer mal wieder das Gefühl geben, die Hauptperson zu sein: indem sie intensiv Zeit mit ihrem Älteren allein verbringen, zum Beispiel mit Lesen, Toben und Spielen. Das geht am besten, wenn beide Elternteile zu Hause sind, damit einer sich ganz dem Großen widmen kann. Dabei kommt es nicht darauf an, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen. Kinder freuen sich schon über eine Viertelstunde, die ihnen allein gehört. Entscheidend ist, dass es diese exklusiven Zeiten regelmäßig gibt, möglichst einmal am Tag.

Eifersucht aufs Baby: Da lässt sich drüber reden!

Wenn Kinder eifersüchtig sind, denken sie oft: Dieses Gefühl ist verboten. Eltern können sie ruhig darauf ansprechen und damit den Druck von ihnen nehmen: Du bist bestimmt manchmal traurig, dass ich nicht mehr so viel Zeit für dich habe. Kinder wissen dann, dass auch negative Gefühle gegenüber dem Baby erlaubt und ganz normal sind.

Gelassen bleiben statt schimpfen

Und wenn das Kind doch einmal aggressiv reagiert und das Baby kratzt? Kinderpsychologe Ulrich Schmitz rät, ruhig zu bleiben: Sonst lastet nur noch mehr Druck auf dem Kind. Und die Situation spitzt sich weiter zu. Er empfiehlt Eltern, klar mit dem Großen zu reden und ihm zu sagen, dass so etwas nicht erlaubt ist. Eine einleuchtende Begründung: Du willst doch auch nicht, dass die älteren Kinder auf dem Spielplatz dir wehtun.

Noch einmal Baby sein

Du bist doch schon groß! – Das kannst du schon! Klar, Kinder wünschen sich eigentlich, groß zu sein. Doch Babys bekommen mehr Liebe und Aufmerksamkeit als Große. Die logische Konsequenz: Ich spiele Baby und Mama kümmert sich mehr um mich. Die Älteren fangen wieder an zu krabbeln, reden in Babysprache oder verlangen nach dem Fläschchen. Am besten lassen Eltern sich für eine Weile auf das Spiel ein. Die Kleinen merken schnell, dass es langweilig sein kann, den ganzen Tag lang Baby zu spielen.

Eine Schule für Geschwister

Große Schwestern oder Brüder lernen in Kursen spielerisch, wie viel Pflege ein Baby braucht. Das soll ihr Verständnis wecken und der Eifersucht vorbeugen. In vielen Städten finden in Entbindungskliniken oder Hebammenpraxen Geschwisterkurse statt, in denen die Kleinen auf das neue Familienmitglied vorbereitet werden.

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