Papa-Blogger

Felix Schenk: "Darum sollten Väter nicht im Haushalt helfen"

Felix Schenk ist zweifacher Vater und zählt zu den erfolgreichsten Papa-Bloggern Deutschlands. Uns erzählt er, warum er als Papa oft schief angeschaut wird und an welchen Stellen Männer noch ganz viel Nachholbedarf haben ...

Vater bastelt mit seinen Kindern.© iStock/shironosov
Moderne Väter sind längst viel mehr als die Ernährer der Familie.

In der Kita. Auf dem Spielplatz. Im Wartezimmer beim Kinderarzt. Wo viele Kinder sind, sieht man vor allem ein Elternteil: die Mutter. Auch heute noch, im 21. Jahrhundert. Trotz aller Aufgeklärtheit und Gleichberechtigung – in der Theorie – gibt es in der Praxis noch immer einen großen Unterschied, wer denn nun den Großteil der Care Arbeit übernimmt. An diesen festgelegten Rollenbildern stören sich nicht nur Frauen. Auch für Männer kann es richtig nervig sein, wenn sie in der Gesellschaft als Väter immer nur die zweite Geige spielen.

Felix Schenk kann davon ein Lied singen. Er ist selbst zweifacher Papa – und wird immer noch schief angeschaut, wenn er mit seinen Kindern allein unterwegs ist. Über seine Erfahrungen hat er nun ein Buch geschrieben ("Hat die Mutti heute frei?", Gräfe und Unzer, 17,99 Euro).

Das moderne Vaterbild lässt zu wünschen übrig

"Meine Kinder sind von einer älteren Dame im Drogeriemarkt angesprochen worden. Sie fragte die Jungs: 'Hat die Mutti heute frei?'", erzählt uns Felix Schenk. "Die Annahme, dass die Mutter verhindert ist oder 'frei' hat und der Vater deswegen derjenige ist, der Zeit mit den eigenen Kindern verbringen muss, ist wohl noch sehr präsent in manchen Köpfen. Darin steckt ja auch einfach mal wieder der Gedanke, dass es Aufgabe der Mutter ist, sich um die Kinder zu kümmern. Gesamtgesellschaftlich sind wir noch weiter von einem moderneren Vaterbild entfernt als wir uns das sicherlich in vielen Teilen wünschen."

Dabei ist der 33-Jährige Vater mit Leib und Seele. "Ich genieße es sehr, meine Vaterrolle für mich selbst zu definieren und herauszufinden, was für ein Vater ich sein möchte. Ich hatte als Kind selbst keine aktive männliche Bezugsperson im Leben, die mir eine Konstante vermittelt hat und Werte oder eine Blaupause für Vaterschaft mit auf den Weg geben konnte. So liegt es nun an mir, das zu definieren. Das ist natürlich auch anstrengend, aber auch sehr schön. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit der Familie in der Natur und auf Reisen"

Aus seinem Umfeld erfährt er für seine Rolle als Herzblut-Papa viel Anerkennung. "Manchmal gab es unter Freunden neckische Kommentare, wenn ich als letzter zum Stammtisch gekommen bin, aber da steckte nie Abwertung drin. Auch in den sozialen Medien ist der Ton erstaunlich wohlwollend und selten kommt mal ein 'Hate Kommentar'. Bisher sind die Reaktionen auf meine Gedanken eher positiv und wohlwollend", erzählt Felix.

Felix Schenk© Katalin Sievers
Felix Schenk ist zweifacher Vater, Blogger und Buchautor.

Es liegt ja an uns als Väter dann auch abzuliefern und unseren Job zu machen.

Felix Schenk

Die Papas müssen abliefern

Allgemein betrachtet werde Vätern jedoch immer noch weniger zugetraut – und das hat laut Felix Schenk auch einen Grund. "Es gibt Studien, laut denen sich Männer angeblich im Haushalt 'extra dumm' anstellen, um danach von der 'Last' dieser Aufgaben befreit zu sein und die Verantwortung somit wieder in weibliche Hände fällt. Die letzten Generationen von Vätern haben alle ihre ganz eigene Sozialisation durchlebt und haben selten Zugang zu neuen Ideen und Rollenbildern bekommen. Leider scheint das in vielen immer noch an zu halten. Wenn Männer mehrheitlich von patriarchalen Strukturen profitieren und als abwesende Ernährer auftreten, kann ich verstehen, dass da erst mal skeptisch drauf geschaut wird, wenn Männer aus der Deckung kommen und sagen, dass sie jetzt was anders machen wollen. Es liegt ja an uns als Väter dann auch abzuliefern und unseren Job zu machen."

Dabei sei es gar nicht nötig, die Care Arbeit exakt 50:50 aufzuteilen. "Wichtig finde ich einfach persönlich, dass ein Interesse und ein Verständnis von innen heraus existiert. Wir als Männer müssen ja in vielen Fällen erstmal ein Verständnis für weibliche Perspektiven entwickeln und zuhören, um zu verstehen, was ist das eigentlich alles. Denn Care Arbeit und Mental Load sind leider vielen Männern noch keine Begriffe. Das zu ändern und ein Bewusstsein zu schaffen, finde ich extrem wichtig, denn dann können mehr und mehr Männer die Arbeit sehen und kommen aus der Rolle des Helfers heraus. Männer und im besonderen Väter sollten nicht helfen, sie sollten ihren Teil des Jobs erledigen. That's it!"

Männer sind mehr als nur Ernährer

Felix' Wunsch ist es, dass Männer und Frauen in Sachen Kindererziehung bald endlich als gleichberechtigt betrachtet werden. "Natürlich werden Männern und Frauen heute immer noch verschiedene Werte zugeschrieben, aber all diese Dinge sind im Wandel. Und deswegen hoffe ich, dass mehr und mehr Männer sich auf den Weg machen, hin zu einer gerechteren Aufteilung von Care Arbeit und Mental Load und nicht mehr an tradierten Rollenbildern festhalten."

Ein Prozess, der gar nicht so einfach ist. "Alte Rollenbilder sind Teil unserer Sozialisation und wir müssen für uns individuell prüfen, ob wir mit den uns 'zugeschriebenen Rollen' zufrieden sind. Wenn die Antwort auf diese Frage ein Nein ist, dann heißt es auf zu neuen Ufern. Männer sollten heutzutage nicht mehr nur abwesende Ernährer sein, sondern Ihren Platz in der Familie aktiv suchen und einnehmen. Mir ist durchaus bewusst, dass es da viele vermeintliche Hürden gibt, aber es lohnt sich, dahinterzuschauen und Dinge zu verändern."

Sein Tipp an alle Väter: "Bildet euch weiter, lest feministische Literatur, hört Menschen zu, die was zu Themen wie Care Arbeit, Mental Load und Familie zu sagen haben, um zu verstehen, warum es Zeit wird, dass sich was ändert. Geht in Verbindung mit euren Kindern und seid präsente Vaterfiguren. Die Zeit rennt und am Ende des Lebens blicken wir sicherlich alle eher auf eine schöne Zeit mit unseren Kindern zurück als auf die besten Quartalszahlen im Büro während sie klein waren."

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