Neue Studie

Kinder durch Samenspende: Was passiert, wenn Eltern nicht die Wahrheit sagen ...

Kinder, die durch eine Samenspende gezeugt sind, haben die gleichen Voraussetzungen für ein glückliches Leben wie alle anderen auch – unter einer Bedingung ...

Eltern beugen sich über ihr Baby.© iStock/StefaNikolic

Für viele Paare oder Solomamas ist die einzige Lösung, sich den Traum vom Wunschkind zu erfüllen, eine Samenspende. Seit gut 50 Jahren ist die Spermaspende in Deutschland erlaubt – das heißt, dass viele tausend Kinder, die auf diese Weise gezeugt wurden, inzwischen lange erwachsen und womöglich schon selbst Eltern sind.
Jedes Jahr kommen um die 1.000 Babys mithilfe einer Samenspende auf die Welt. Eine ziemlich große Zahl! Doch noch immer wird das Thema in der Öffentlichkeit tabuisiert. Nur wenige reden öffentlich darüber, viele Vorurteile halten sich hartnäckig.

Kinder aus Samenspende über 20 Jahre begleitet

Dabei ist Samenspende kein Makel, kein angeborene Garantie zum Unglücklichsein. Ganz im Gegenteil! Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass Kinder, die durch Samenspende gezeugt wurden, ein genauso glückliches Leben führen können wie alle anderen auch. Forscher der Universität Cambridge fanden in einer Langzeitstudie heraus: Den Kindern geht es genauso gut wie natürlich gezeugten auch. Einzige Voraussetzung: Die Eltern müssen mit offenen Karten spielen, was ihre biologische Herkunft betrifft.

Die Wissenschaftler begleiteten für ihre Studie 65 Familien. Das Ergebnis: Wurden die Kinder noch vor Schuleintritt über ihre Zeugung aufgeklärt, ist ihr Verhältnis zu ihren Eltern im Erwachsenenalter vergleichbar mit dem leiblicher Kinder. Sie empfinden auch keine negativen Gefühle im Hinblick auf ihre Zeugung.

Auch die Mütter empfinden keinen Nachteil

Offenbar profitieren auch die Mütter davon, ihren Kindern gegenüber schon vorm siebten Lebensjahr Farbe zu bekennen. So wurden in diesen Familie bessere Kommunikation und stärkere Bindungen festgestellt als in Familien, in denen lange ein Geheimnis um die biologische Herkunft gemacht wurde.

Einen Unterschied gibt es allerdings bei Frauen, die ein Kind durch Eizellspende – die zwar nicht in Deutschland, aber in vielen europäischen Ländern erlaubt ist – zur Welt brachten. Sie empfinden die familiären Beziehungen oft als etwas schlechter. Den Kindern, die durch Eizellspenden entstanden sind, fehlt hingegen nichts.

Eizell- und Samenspende – so ist die rechtliche Lage

  • Da Eizellspende in Deutschland verboten ist, reisen jedes Jahr viele tausend deutsche Paare ins Ausland.
  • In Dänemark, England, Finnland, Österreich und den Niederlanden ist eine sogenannte offene Eizellspende erlaubt. Das heißt, die Kinder haben später die Möglichkeit, ihre biologische Mutter kennenzulernen.
  • In Spanien und Tschechien verläuft die Eizellspende anonym.
  • Samenspende ist in Deutschland sowohl bei heterosexuellen und lesbischen Paaren als auch bei alleinstehenden Frauen erlaubt.
  • Durch das Samenspenderregistergesetz haben Kinder seit 2018 die Möglichkeit, Kontakt zu ihrem biologischen Vater aufzunehmen.
  • Ab dem 16. Lebensjahr kann das Kind Auskunft beim zentralen Samenspenderregister verlangen.

Geheimniskrämerei ist ein großes Problem

Problematisch ist jedoch, dass in vielen Familie nicht darüber gesprochen wird, wenn ein Kind durch Samenspende gezeugt wurde. Vielen Vätern sei es immer noch unangenehm, über ihre Zeugungsunfähigkeit zu sprechen. Die Kinder empfinden die Kommunikation in der Familie dadurch als eher schlecht.

"Wir plädieren dafür, dass die Paare altersangepasst schon frühzeitig anfangen, das Kind über die Situation aufzuklären, dass es eigentlich etwas ganz Normales, Natürliches und nichts zu verheimlichen ist", sagt Reproduktionsmediziner Andreas Obruca gegenüber dem "ORF".

Das Kinderbuch "Wie entsteht ein Baby? Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind" (19 Euro) erzählt die Geschichte von Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt so, dass sich auch Adoptivfamilien, gleichgeschlechtliche Elternpaare und mit künstlicher Befruchtung gezeugte Kinder darin wiederfinden.

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