Grenzüberschreitungen

Die 9 nervigsten Sätze, die wir nie wieder von Fremden hören wollen

Ungefragt legen sie los. Sie blasen einem ihre Meinung um die Ohren. Mit voller Wucht. Wer genau? Fremde! Uns Eltern unbekannte Personen. Die Thematiken? In der Regel viiiel zu intim. Unsere Autorin berichtet von ihren bitteren Erfahrungen.

Übergriffige Fremde: Leute, die Mütter und Väter überhaupt nicht kennen, sind häufig sehr meinungsstark und mitteilungsbedürftig. Da hilft nur: Ohren zu!© Foto: Getty Images/CasarsaGuru
Übergriffige Fremde: Leute, die Mütter und Väter überhaupt nicht kennen, sind häufig sehr meinungsstark und mitteilungsbedürftig. Da hilft nur: Ohren zu!

Ruhig bleiben. Ganz ruhig bleiben. Auf Durchzug schalten. Und einfach lachen und winken. So lautete bislang meine Devise, wenn mal wieder jemand, den ich überhaupt nicht kenne, in puncto meiner (!) Familien- und Herzensangelegenheiten mitreden will. Hach, ja, die Meinung fremder Personen kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. So toll das Elternsein auch ist, andere Eltern sind häufig ziemlich anstrengend. Viele von ihnen lieben es regelrecht, ihren Senf dazuzugeben. Das fängt schon in der Schwangerschaft an. Unangebrachte Kommentare und das Kundtun der eigenen Meinung? Keine Seltenheit. Oftmals wird die ganze Angelegenheit auch ziemlich übergriffig. Es mag sein, dass es diese Personen (meistens) gar nicht so meinen und nichts Böses im Sinn haben. Dennoch muss bei manchen Themen einfach das Bewusstsein geschärft werden. Ein Grund mehr, mal drüber zu sprechen.

Mittlerweile schiebe ich dem Ganzen übrigens schnell einen Riegel vor: Gegenfragen ziehen gut und ein "Das geht Sie gar nichts an!" noch viel mehr. Die folgenden Sätze habe ich schon zu hören bekommen – und da bin ich sicherlich nicht allein. Warum Fremde einfach mal den Mund halten und ihre Meinung für sich behalten sollten …

1. "Bekommt es denn wohl auch genug Luft? Das arme Ding …"

Im ersten halben Jahr nach der Geburt bin ich sehr oft in meiner Nachbarschaft spazieren gegangen. Häufig ließ sich mein Sohn nämlich nur im Kinderwagen oder der Trage zum Schlafen bewegen. Was mich da schon recht früh irritierte, waren die Blicke von meist älteren Herrschaften, die meinen Weg kreuzten. Und dann, eines Tages, passierte es. Und es sollte nicht das einzige Mal gewesen sein. Eine ältere Dame hielt plötzlich neben mir an und fragte, ob mein Baby denn auch genug Luft bekomme. Sie schien sich allen Ernstes Sorgen zu machen. Hmm, obwohl der Tonfall schon ein wenig Sensationslust versprühte. Ihre Hand bewegte sich langsam in Richtung meines Kindes – aber STOPP! Das Betatschen konnte ich nochmal verhindern. Hinterher musste ich mich erstmal kurz sammeln. Manchmal gibt es Menschen, die gibt es gar nicht …

2. "So früh schon in die Kita, oh mein Gott!"

Auch hier musste ich leider eher negative Erfahrungen mit den Generationen vergangener Zeiten sammeln. Ja, ich weiß, früher war alles anders. Dennoch finde ich, dass man, bevor man irgendeinen schnippischen Kommentar fallen lässt, wenigstens darüber nachdenken sollte, was man da genau sagt. Zeiten ändern sich. Auch in der Kinderbetreuung: Es handelt sich um ein durchaus emotionales Thema, welches die Gesellschaft in zwei Fraktionen teilt. Die einen verurteilen es, wenn man sein Kind vor dem dritten Lebensjahr in die Betreuung gibt. Hierbei handelt es sich meistens um heutige Großmütter und/oder Großväter, die sich in ihren jüngeren Jahren dafür entschieden haben, das Kind gar nicht oder erst relativ spät in den Kindergarten zu geben. War früher ja oftmals der Fall. Völlig okay. Doch weil man sonst die eigene Entscheidung anzweifeln würde, lehnt diese Fraktion auch den Weg, den meist die zweite Fraktion der jüngeren Eltern von heute wählt, ab. Und dann fallen solch unschöne Bemerkungen, die Eltern – und, ja, auch mich – ganz schön treffen können.

3. "Werden es Zwillinge? Ihr Bauch ist so groß."

Schon recht früh in der Schwangerschaft zeigte sich mein Babybauch. Die Kugel wuchs und wuchs. Ja, die Größe meines Bauchs lag schon eher außerhalb der Norm, das sagte auch meine Gynäkologin. Aber alles okay. Liegt wohl in den Genen. Schön und gut. Hatte ich akzeptiert. Doch was ich nicht abnicken konnte, waren die ganzen Fragen rund um meinen Baby Belly. "Werden es Zwillinge?", diesen Satz hörte ich wirklich sehr oft. "Und wenn schon, was geht Sie das an?", dachte ich mir dann. Leider zischte meist nur kurz und knapp ein scharfes "Nein" über meine Lippen. Auch kam es vor, dass wildfremde Menschen meinen Bauch anfassen wollten. Bitte? Nicht mit mir.

Diese 10 Sätze kennen übrigens alle Zwillingseltern – so typisch …

4. "Ist doch okay, wenn ich Ihr Kind fotografiere, nicht wahr?"

Moment, wiiiie bitte? Wir saßen im Hotelrestaurant. Mein Mann, mein damals gerade einjähriger Sohn und ich. Uns gegenüber: Oma und Opa von klein Anton, so viel haben wir (ohne zu fragen) bereits an den Tagen vorher erfahren. Doch als dann eines Abends der ältere Herr sein Handy zückte, es vor meinen Sohn hielt und, während er um Erlaubnis bat, schon den Auslöser betätigte ... nun, da habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Mein Mann entgegnete hingegen blitzschnell "Nein. Das möchten wir nicht. Bitte sofort löschen!". Und ich war einfach perplex. Unser Sohn sah klein Anton einfach zu ähnlich. Das war die Erklärung. Logisch!

5. "Ihre Tochter hat so süße Locken – von wem hat sie die?"

Anscheinend dürfen nur Mädchen Locken haben. Müssen Jungs sich ihre wilden Haare raspelkurz schneiden lassen? Finde ich nicht. Viele Personen schließen auch noch heutzutage aufgrund vom Aussehen automatisch auf das Geschlecht. Was ich daran absolut nicht mag? Wenn Personen fremden Kindern ein Geschlecht einfach zuordnen. Es geht doch auch geschlechtsneutral, wenn man sich nicht sicher ist? Wie wäre es mit "Ihr Kind"? Oder: Man kann bei Babys und Kleinkindern auch einfach höflich nachfragen. 

6. "Aber ihr wollt doch wohl ein zweites, oder?"

Übergriffig hoch tausend. Mit solchen Bemerkungen sollten Fremde lieber sensibel umgehen. Oder sie einfach gleich sein lassen. Schon häufig kam es vor, dass meine Freundinnen oder auch ich diesen Satz gehört haben. Aber, Vorsicht: Man kann niemals wissen, was für einen Weg die Eltern hinter sich haben. Vielleicht ist Nachwuchs in Arbeit, es will aber nicht klappen. Oder die befragte Frau hatte gerade eine Fehlgeburt. Oder möchte überhaupt kein zweites Baby. Bitte, bitte, bitte: Fragt niemals eine Frau, ob sie (nochmal) schwanger werden möchte oder sich gar (k)ein zweites Kind wünscht.

Hier erfahrt ihr mehr rund um das brisante Trigger-Thema: "Wie schnell bist du schwanger geworden?

7. "Ist ja schon sehr dünn ihr Kleines – bekommt es nicht genug zu essen?"

Ähm, nein, natürlich nicht. Ein Zwieback am Morgen muss reichen. Und manchmal, wenn ich ganz gut drauf bin, dann darf er abends noch an einem zweiten knabbern. Nein, mal im Ernst: Was denken sich die Leute? Dass ich mein Kind extra dünn halte? Verrückt! Dabei isst mein Sohn (fast immer) wie ein Scheunendrescher. 

8. "Wie bitte, es schläft noch nicht allein im eigenen Zimmer?"

Im letzten Jahr sagte ich dazu in etwa das: "Nein, mit sechs Monaten, in der Nacht noch nicht. Ist für uns alle so einfacher!" Die Gründe dafür gehen Fremde oder Bekannte doch gar nichts an. Dennoch tendiert man als Mama ja häufig dazu, sich zu rechtfertigen. Unser Sohn benötigte eben noch recht lang den elterlichen Weiterschlafservice (zum Beispiel den Schnuller suchen). Teilweise noch heute. Who cares! Kann jeder selbst entscheiden.

Übrigens: Das Schlafen im eigenen Kinderzimmer ist eine Erfindung der Erwachsenen. Es handelt sich dabei nicht um die Erfüllung eines Wunsches. Kinder wollen in den meisten Fällen (Ausnahmen gibt es immer wieder) nicht allein schlafen. Sondern in der Nähe ihrer Eltern. Da fühlen sie sich sicher und geborgen. Besonders in den ersten Lebensjahren. Mehr zu dem Thema "Ab wann sollten Kinder im eigenen Zimmer schlafen?" könnt ihr in diesem Artikel erfahren!

9. "Hast Du es denn auch WIRKLICH genug mit dem Stillen versucht?"

Ja, Still-Shaming ist auch ein Problem unter Eltern. Die eine tut es zu kurz, die andere zu lange. Und noch eine andere eben gar nicht. Dann fallen auch schon mal Sätze wie: "Auch wenn alles blutet und schmerzt – einfach die Zähne zusammenbeißen!" Selbst von Hebammen. Leider war meine Stillkarriere auch nicht die beste. Das zu akzeptieren, hat sechs lange Monate gedauert. Bis dahin hab ich mich mit dem ständigem Stillen-Abpumpen-Fläschengeben-Marathon ordentlich unter Druck gesetzt. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass es klappt. Und alles versucht. Wirklich alles. Doch die Milch war zu wenig (Tipps zur Milchbildung findet ihr hier). Dass dann solche Bemerkungen fallen gelassen wurden, fand ich belastend. Blöde Sache. Einfach mal nichts sagen. Aber es gibt eben immer diese Mamas, die ihren eigenen Weg als das Nonplusultra sehen. Schade!

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