
Nach einem Jahr Elternzeit wieder zurück in den Job zu gehen, gleicht einem Ruck. Einem Ruck, den sich viele geben oder auch aushalten müssen, wenn vor Ort ein anderer Wind weht. Sich mit Kollegen zusammentun, weil man die Mittagspause verkürzt, um rechtzeitig zur Kita aufbrechen zu können. Und dann noch schief angeschaut wird, weil man früher geht ...
Das ständig schlechte Gewissen
Ich selbst musste es auf die harte Tour lernen. Das gesamte Jahr hatte ich mich nach einem geregelten Arbeitsleben zurückgesehnt. Vor Ende der Elternzeit bekam ich dann noch ein Jobangebot, dass ich nicht ausschlagen konnte: Redaktionsleiterin bei einem Mama-Magazin. Ein Traum! Ein Job, den ich mir in den buntesten Farben ausgemalt hatte: Eine gute Bezahlung, eine 30-Stunden-Woche und dann noch bei einem Verlag, der doch einfach Verständnis für den Alltag einer Mutter haben muss.
Doch was dann kam, war eine tagtägliche Zerreißprobe, einhergehend mit völliger Erschöpfung. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das Grundgefühl war, dass ich keinem wirklich gerecht werde: Ich musste mich in einen neuen Job reinfuchsen, während die Kitaeingewöhnung meiner Tochter, sagen wir mal, mäßig lief. Jeden Tag, nachdem ich sie bitterlich weinend in der Kita abgegeben hatte, war ich zu spät dran und hetzte mit furchtbar schlechtem Gewissen und zerschlissener Frisur ins Büro. Dort wurde ich von meiner kinderlosen Chefetage mit dummen Sprüchen oder einem mahnenden Blick empfangen.
Kaum Verständnis für arbeitende Mütter
Nein, es gab kein Verständnis dafür, dass ich bereits viele Stunden wach war, die Übergabe in der Kita 15 Minuten länger gedauert hat, weil sich mein schluchzendes Kind an mir festgekrallt hatte. Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass Menschen ohne eigene Kinder dies nicht nachempfinden können. Und sie werden auch den Abschiedsschmerz nicht nachfühlen können, der einem tagtäglich das Herz bricht.
Zu den morgendlichen Dramen gesellte sich in meinem Fall auch noch das Unverständnis der Vorgesetzten, dass ich keine Überstunden machen konnte. "Du kannst Dein Kind doch mal etwas später abholen!", das war so ein Spruch, der gar nicht ging. Und ich selbst war ständig unzufrieden mit meiner Arbeit, die ich selbst mit einer 50-Stunden-Woche nicht geschafft hätte.
Nach dem Wiedereinstieg folgte der Wiederausstieg
Mir ging es also schlecht. Ich hatte das Gefühl, nichts richtig machen zu können, und wenn nur ging es auf Kosten meines Kindes. So zog ich nach fünf Monaten die Reißleine – und kündigte meinen Job. Die wundervolle Festanstellung mit all den Leistungen, die einem so viel Sicherheit geben. Doch ich entschied mich, dass mein Leben anders aussehen sollte und ich die Regeln dafür bestimmen möchte.
Ob ich heute weniger arbeite? Nicht im Geringsten. Es nimmt sogar noch viel mehr Zeit im Tag ein – aber ich entscheide, wann ich arbeite und wann ich Zeit mit meinem Kind verbringe. Ich habe zwar Sicherheit aufgegeben, aber dafür unglaublich viel Freiheit und Flexibilität gewonnen. Natürlich ist das nicht der richtige Weg für andere, aber es war die richtige Entscheidung für mich.