
Warum sollten private Gärten bienen- und insektenfreundlich gestaltet werden?
Verena Jedamczik und Laura Breitkreuz vom NABU: Bienen und andere Insekten sind ein wichtiger Teil unseres Ökosystems: Vergleichbar mit einem Uhrwerk, das nur funktioniert, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen, sind auch in einem Ökosystem alle Teile voneinander abhängig. In den letzten Jahrzehnten werden Insekten jedoch immer weniger. Gründe dafür gibt es einige, etwa den Verlust von Lebensraum und den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Private Gärten können, wenn sie richtig angelegt und gepflegt werden, für Insekten kleine Inseln sein. Sie finden hier noch Unterschlupf, Nahrung und Brutplätze, die anderswo verloren gegangen sind.
Kann man auch kleine Gärten für Bienen und Insekten gestalten?
Egal, ob ihr in einer Reihenhaussiedlung oder auf dem Land lebt: Es ist gar nicht schwer und benötigt nicht viel Platz, Insekten zu fördern. Es ist nur wichtig, dass ihr die verschiedenen Bedürfnisse von Insekten bedient, damit sie euren Garten als Lebensraum nutzen können. Wie oben schon erwähnt, müssen Unterschlupf, Nahrung und Nistmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:
- ein Stück Rasenfläche in eine Wildblumenwiese umwandeln, wie bei der Kampagne #lasseswachsen
- heimische Stauden pflanzen
- einen Totholzstapel anlegen
- ein Sandbeet anlegen
- Nisthilfen basteln
- sichere Wasserstellen anbieten
- auf Gifte und synthetische Dünger verzichten
Bei "Die Biene Maja" findet ihr noch viele weitere bienenfreundliche Bastelideen: diebienemaja-bienenschutz.de/bastelideen/
Was genau hat es mit der Kampagne #lasseswachsen auf sich?
Mit der Aktion #lasseswachsen macht "Die Biene Maja" darauf aufmerksam, das weniger manchmal mehr ist: Anstatt ständig den Rasen zu mähen, könnt ihr euch zurücklehnen und ihn einfach wachsen lassen. Ein kurzer Rasen ist für Insekten nämlich uninteressant!
Wichtig: Es gibt verschiedene Arten von Rasen, zum Beispiel Zierrasen (das, was man auch als "Englischen Rasen" kennt), Gebrauchsrasen (etwa Spiel- und Sportrasen) und Kräuterrasen. Zier-und Gebrauchsrasen bestehen "nur" aus Gräsern, die kaum einen Nutzen für Insekten haben. Kräuterrasen enthält zusätzlich zu den Gräsern auch Wildkräuter wie Duftveilchen, Gänseblümchen und Klee. Diese Wildkräuter sind wertvoll für viele Insekten.
Man kann einen Zier- oder Gebrauchsrasen gut in einen Kräuterrasen umwandeln, es dauert allerdings seine Zeit. Dafür mäht ihr den Rasen seltener und entfernt das Schnittgut von der Fläche. Beschleunigen könnt ihr den Prozess, indem ihr stellenweise Wildkräuter in den Rasen pflanzt.
Die Umwandlung in eine bunt blühende Wildblumenwiese ist leider weniger erfolgsversprechend, weil die Böden, wie sie in vielen Gärten oft vorhanden sind, zu nährstoffreich sind. Wenn das euer Ziel ist, ist es sinnvoller den Rasen abzutragen, den Boden mit Sand "abzumagern" und dort Wildblumen einzusäen. So eine Wildblumenwiese muss man dann nur noch zwei Mal im Jahr mit einer Sense oder einem Balkenmäher mähen.
Fühlen sich Bienen von spielenden Kindern im Garten nicht gestört?
Kinder spielen meistens auf Rasenflächen, die für Insekten wenig attraktiv sind. Wildblumenwiesen werden bis zu 100 Zentimeter hoch und laden nicht zum Toben ein. Kind und Bienen kommen sich also gar nicht in die Quere.
Wollt ihr eine Wildbienennisthilfe aufhängen, könnt ihr sie an einer Hausmauer etwas erhöht anbringen. So haben die Wildbienen freie Bahn und Kinder können sie zwar beobachten, ihnen aber nicht zu nahe kommen.
Vorsicht ist jedoch bei Sandbeeten als Nistplatz geboten: Die dürfen nicht bespielt werden, da sonst die Nester zerstört werden. Hier könnte eine Umpflanzung mit Stauden als Abgrenzung dienen.
Besteht nicht die Gefahr, dass Kinder von Bienen gestochen werden? Wie verhindern wir das?
Dass eine Wildbiene sticht, kommt nur sehr selten vor. Anders als Honigbienen bilden sie keinen Staat und haben deshalb nur wenig Motivation, ihr Nest zu verteidigen. Zudem ist ihr Stachel so weich, dass sie Menschen nicht verletzen können.
Etwas Vorsicht ist jedoch bei einem Kräuterrasen ratsam, da er – anders als die Wildblumenwiese – hin und wieder auch zum Spielen genutzt wird. Niedrig wachsende Kräuter wie Klee und Gänseblümchen locken aber auch Honigbienen an, die natürlich stechen, wenn man auf sie tritt. Barfußlaufen sollten Kinder auf einem Kräuterrasen also lieber nicht.
Wenn trotzdem Spielfläche vorhanden sein soll, könnt ihr lediglich einen Teil des Gartens in einen Kräuterrasen oder eine Blühwiese umwandeln.
Was können Familien über den Garten hinaus für Bienen tun?
- Biolebensmittel kaufen: Bei deren Produktion werden nicht so viele Stoffe eingesetzt, die Wildbienen schaden.
- Mit dem Thema auseinandersetzen, mehr über Insekten lernen und mit anderen darüber sprechen: Je mehr die Insekten im Mittelpunkt stehen, desto besser schützen wir sie auch. Dabei hilft zum Beispiel der Insektentrainer vom NABU.
- Beim NABU Insektensommer mitmachen: In zwei Wochen pro Jahr ruft der NABU zum Insektenzählen auf (in diesem Jahr: 2. bis 11. Juni und 4. bis 13. August).