Meinung

Jeden Tag Nutella-Weißbrot in der Kita-Brotdose, echt jetzt!?

Und täglich grüßt das Weißbrot-Toast mit Schokoaufstrich in der Brotdose. Oder die doppelt gefüllten Schokokekse. Oder Gummibären ... Hauptsache Zucker in der Überdosis! "Sollen die anderen doch", findet unsere Autorin Astrid! Wenn ihre Kinder nun nicht auch immer öfter nach Schokolade zum Frühstück fragen würden ...

Nutella-Brot in der Brotdose, bitte nicht!© iStock/wikoski
Nutella-Toast in der Brotdose – muss das sein!?

Ich möchte diesen Text ganz ausdrücklich damit einleiten, dass ich nicht dogmatisch bin, wenn es um Zucker geht. Bei uns zu Hause wird auch gern süß gespeist. Ja, auch der "böse" Industriezucker wurde noch nicht verbannt. (Wobei: Am Ende ist Zucker für den Körper sowieso Zucker. Ob nun aus der Dattel oder aus der Zuckerdose.) Aber ja, meine Kinder dürfen auch mal naschen oder ein paar Cerealien in ihr Müsli mischen – und am Wochenende steht hier auch schon mal ein Glas Schokoaufstrich auf dem Frühstückstisch. Und nein, ich studiere nicht akribisch den Zuckergehalt von jedem Lebensmittel in unserem Kühlschrank. Aber wenn doch, erschrecke ich mich leider viel zu oft. Denn so viel wissen wir wohl alle: Zucker ist in der Überdosis total ungesund! Führt zu Karies, Diabetes, Herzkreislaufkrankheiten, einer Fettleber ... Und die Überdosis, die ist ziemlich schnell erreicht, bei einer täglichen Maximalmenge von 25 Gramm für Kinder. Leider viel zu schnell. 

Auch Öko-Test warnt aktuell – mehr dazu in diesem Artikel: Zu viel Zucker in Kinder-Lebensmitteln!

Weniger ist mehr!

Studien bestätigen eindeutig: Kinder in Deutschland konsumieren zu viel Zucker, werden immer übergewichtiger und leiden dadurch mittlerweile auch häufiger an Diabetes Typ 2 – der eigentlichen "Altersdiabetes". Keine Frage, das Fatale ist: Zucker schmeckt einfach viel zu lecker, nicht nur den Großen, sondern besonders den Kleinsten. Und diese Süßvorliebe ist einprogrammiert. Schließlich beginnt das Leben von uns allen mit süßlich schmeckender Milch! Aber für mich ist das noch lange kein Grund, diesen Süßhunger unserer Kinder jeden Tag bedingungslos mit einer prallgefüllten Kita-Brotdose zu stillen. 

Kurzum: Mir ist ein gesunder Umgang mit Zucker wichtig!

Haltet mich für spießig, penibel, spielverderberisch ... Ich finde, der Standard für eine Brotdose eines dreijährigen Kindes sollte nicht von Weißmehl, Kekssubstanz und Nutella dominiert werden. (Da macht der eine Alibi-Apfelschnitz auch keinen Unterschied mehr.)

Leider höre ich immer öfter von meinen drei Jungs, dass (zu) viele überzuckerte Lebensmittel in den Dosen ihrer Kita-Freunde landen.

"Mamaaa, Matteo hatte heute wieder Schokokekse zur Teezeit mit", erzählt mein Großer mit erwartungsvoll großen Augen bei meiner morgendlichen Routine, sechs (!) Brotdosen vorzubereiten ... "Und Paul kriegt von seiner Mama I-M-M-E-R Nutella auf sein Toast." ... drei für das Frühstück meiner drei Söhne und drei für die Teezeit.

Puh, ich geb ja selbst zu: Ich bin oft unkreativ und planlos, wenn es ums Brotdosenbusiness geht. Und bekäme ganz sicher nicht täglich einen Award für das beste Frühstück aller Zeiten. Aber: Ich gebe mir immerhin Mühe und mache mir Gedanken. Schließlich soll der Inhalt ja nicht nur gesund sein, sondern auch schmecken. Da nervt es mich einfach extrem, wenn ich dann auch noch darüber diskutieren muss, dass ein weißes Toastbrot mit Schokoladenaufstrich eben kein vollwertiges Power-Frühstück für kleine Kinder ist, sondern höchstens mal eine leckere Ausnahme sein sollte. 

Die beiden Zwillinge meiner Kollegin Claudia gehen bereits in die dritte Klasse – auch sie ärgert sich über den laxen Umgang vieler Eltern in Bezug auf Zucker: "Mir geht es jeden Tag genauso. Auch mit Getränken. Die Ansage war bei allen Elternabenden: nur Wasser mitgeben! Jetzt haben alle anderen ständig Säfte oder CapriSonne mit – und Elli und Theo trinken ihre Pullen aus Protest nicht mehr aus, weil ihnen mein ödes Wasser zu lahm ist." Claudias Kompromiss: Ein Schnapsglas frisch gepresster O-Saft kommt in das Sprudelwasser. 

Liebe Nutella-Eltern, ...

Auch ich bin durchaus zu Zucker-Kompromissen bereit. Aber ich versuche, meinen Kindern trotzdem zu vermitteln, dass Süßigkeiten nicht das täglich Brot sein sollten. Wisst ihr was? Ich möchte mich eigentlich gar nicht einmischen, lasst eure Kinder so viel Zucker essen, wie ihr es für richtig haltet. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr die Brotdosen eurer Kinder damit nicht täglich (über)füllt. Denn ich persönlich habe keine Lust, meinen Kindern immer wieder zu erklären, dass Nutella kein Grundnahrungsmittel ist. Danke!

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