Kolumne @erziehungmitherz

"Hört auf, über eure Kinder zu lästern!"

In unseren Kolumnen lassen wir Eltern zu Wort kommen, die aus ihrem Alltag berichten. Der ist mal laut und mal leise, mal nervenaufreibend und mal gemütlich, mal chaotisch und mal organisiert, aber auf jeden Fall immer eins: einzigartig. Kyra fragt sich heute, warum Eltern so wenig Hemmungen haben, ihre Kinder vor anderen bloßzustellen.

"Du, mein Kleiner ist im Moment die Hölle. Super anstrengend."© Foto: GettyImages/Compassionate Eye Foundation Hero Images
"Du, mein Kleiner ist im Moment die Hölle. Super anstrengend."

"Ach Lieselotte. Hier ist aktuell wieder was los!"

"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Hans Peter ist im Moment die Hölle. Super anstrengend. Er geht mir wirklich manchmal auf den Keks. Und gestern – du glaubst es nicht – hat er, zu allem Überfluss, noch Durchfall bekommen. Im Auto. Alles war voll. Der Sitz, der Body. Den ganzen Rücken hoch. Ich sag dir, ich wäre fast ausgeflippt." Tätscheln von Hans Peters Kopf.
"Ach Lieselotte. Hier ist aktuell wieder was los, sag ich dir. Mein Mann, puh. Der hatte gestern richtig ordentlich Durchfall. Das war eine Sauerei. Er hat es nichtmal bis auf die Toilette geschafft. Seine Hose war voll, der Boden war voll. Das war eine Schweinerei. War ihm richtig unangenehm. Oder Schatz?"
Naja, ihr wisst, worauf ich hinaus will, oder? Mir geht es nicht darum, hier den Moralapostel raus hängen zu lassen. Auch mir ist das bereits passiert. Jeder kennt diese Situationen. Man bekommt Besuch, hat sich lange nicht gesehen und es wird sich erstmal intensiv über das eigene Kind, sagen wir mal überspitzt, ausgelassen. Verständlich.

Ein Kind hat genauso viel Respekt verdient, wie jeder andere

Oft ist es nicht einfach, man möchte darüber reden, Luft ablassen. Geht mir genauso. Ich mache mich von solchen Situationen nicht frei, aber ich möchte versuchen, zu sensibilisieren. Auf der Arbeit war es ein Tabu, vor den Eltern, in der Anwesenheit des Kindes, über negative Geschehnisse des Tages zu erzählen. Aus Respekt. Vor dem Kind. Auch das gehört für mich zu "auf Augenhöhe agieren" dazu. Mein Kind als vollwertigen Menschen wahrzunehmen und es genauso zu respektieren wie meinen Partner.

Die beschriebene Situation würde niemals mit dem eigenen Partner stattfinden. Wir würden ihn niemals so offensichtlich vor anderen bloßstellen, oder? Wahrscheinlich würden wir so eine Geschichte nicht mal hinter seinem Rücken erzählen. Bei unseren Kindern haben wir dahingehend meist weniger Hemmungen und differenzieren stark. Das Kind versteht das ja noch nicht oder es hört ja eh nicht zu, sind dann meist Ausreden. Doch. Ein Kind versteht mehr als wir denken, auch ein Kind fühlt sich beschämt. Ein Kind hat genauso viel Respekt verdient, wie jeder andere in eurem Umfeld. 

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