
Moderne Eltern haben hohe Ansprüche an sich selbst. Bedürfnisorientiert soll die Erziehung sein, mit Liebe und Aufmerksamkeit sollen die Kinder überschüttet werden. Und dafür stellen Eltern gern auch mal ihre eigenen Bedürfnisse zurück – ihrem Kind zuliebe. So lautet der allgemeine Tenor, wenn es um Kindererziehung geht. Doch nun sorgt eine Mutter für Empörung, die bei Instagram knallhart klarstellt: "Ich spiele nicht mit meinen Kindern."
Für diese Mutter ist Spielen ein No-Go
"Du hast richtig gelesen … Ich spiele nicht mit meinen Kindern", schreibt Charisse Petruno bei Instagram zu einem Reel, das ihre Tochter beim Spielen mit Tierfiguren zeigt. "Bevor du nun anfängst, Steine nach mir zu werfen, möchte ich erklären, was ich meine. Ich verbringe den ganzen Tag mit meinen Mädchen. Wir lesen zusammen, wir kochen zusammen, wir machen Rätsel und Kunstprojekte, ich gehe mit ihnen in die Bibliothek und in den Park. Wir erleben draußen Abenteuer und reden über die Wildblumen, die wir sehen, oder die Vögel über uns. Wir lesen gemeinsam die Bibel und essen immer am Tisch zu Abend. Aber wenn es ums Spielen geht, ist das für mich ein No-Go", so die zweifache Mutter.
Charisse betont: "Es gibt Gründe, warum wir diese Entscheidung in unserem Zuhause getroffen haben. Und das liegt daran, dass Eltern nicht die Unterhalter ihres Kindes sein sollten! Heutzutage scheint es so, als würde die Last der Unterhaltung der Kinder auf den ohnehin schon belasteten Schultern der Eltern liegen."
Die US-Amerikanerin, die mit ihrer Familie auf einer Farm lebt, findet: "Kinder brauchen Langeweile! Hier beginnt Kreativität! Oft wurde ich von übermüdeten, überreizten Eltern gefragt, wie ich das alles mache oder ich meine Kinder dazu bringe, so unabhängig zu sein. Dabei ist es so einfach. Sie können mir gerne bei meiner Arbeit helfen, wenn sie wollen, und Zeit mit mir verbringen, aber wenn nicht, müssen sie spielen gehen … Das ist ihre Aufgabe … Spielen ist die Aufgabe des Kindes!"
Kinder erschaffen sich ihre eigene Welt
Und weiter: "Es ist etwas Magisches, einem Kind dabei zuzusehen, wie es eine imaginäre Welt aus Legos oder Bauklötzen baut und Stunden damit verbringt, in ein Wunderland einzutauchen, das es selbst entworfen hat. Und wenn ich ständig für Unterhaltung sorgen würde, hätte ich ihnen das Wissen genommen, wie sie ihren eigenen Spaß schaffen können. Dadurch bleibt mir auch Zeit für Aktivitäten, die mir Spaß machen. Die Mädchen spielen fröhlich um mich herum, während ich mit einer Tasse Kaffee und einem Buch oder an einem Strickprojekt sitze, und diese Zeit für mich macht mich zu einer glücklicheren und gesünderen Mama."
Charisse ermutigt deshalb alle Eltern, ihrem Beispiel zu folgen. "Es erfordert etwas Übung, sei also geduldig. Schalte die Bildschirme aus und hole Körbe voller Legosteine oder Puppen heraus. Schenke deinen Kindern eine zauberhafte, spielerische Kindheit, in der ihrer eigenen Fantasie keine Grenzen gesetzt sind."
Die Meinungen gehen auseinander
Ihr Reel wurde inzwischen schon knapp 30.000 Mal gelikt und mehr als 1.000 Mal kommentiert. Die Meinungen der Eltern gehen dabei weit auseinander. Eine Userin findet: "Du kannst freies Spiel unterstützen und dir trotzdem Zeit zum Spielen mit deinen Kindern nehmen. Jeder Erziehungsstil ist anders. Ich würde um keinen Preis aufgeben, mit meinen Kindern zu spielen. Nur weil man mit seinen Kindern spielt, heißt das nicht, dass man ihnen keine Zeit lässt, sich zu langweilen."
Ein weiterer kritischer Kommentar besagt: "Du tust nicht nur deinem Kind, sondern auch dir selbst einen unwiederbringlichen schlechten Dienst. Du kannst es nicht zurückbekommen. Du kannst es nicht korrigieren. Spiele einfach mit deinen Kindern."
Eine andere Stimme hingegen ist voll auf Charisses Seite: "Danke schön! Ich bin Erzieherin für frühe Kindheit und spiele auch nicht mit Kindern – wir unterstützen, spielen aber nicht – das ist nicht unsere Aufgabe."
Wieviel sollten Eltern mit ihren Kindern spielen?
Aber was ist denn nun der richtige Weg? Wieviel sollten Eltern wirklich mit ihren Kindern spielen? Pädagogen wissen: Kinder profitieren vom gemeinsamen Spiel mit den Eltern. Es fördert ihre Entwicklung und stärkt die Bindung. Eltern sind aber keine Animateure, die ihre Kinder ständig unterhalten müssen. Freies Spiel ist ebenso wichtig für die Kleinen. Ab dem dritten Geburtstag fangen Kinder an zu verstehen, wenn Mama oder Papa ihnen erklären, dass sie gerade keine Zeit zum Spielen haben.