
Wenn der zweijährige Trotzkopf nicht das Eis bekommt, das er möchte. Wenn die Vierjährige neidisch auf das Geburtstagsgeschenk des kleinen Bruders ist. Oder wenn der Sprössling einfach schon wieder nicht ins Bett will! Beispiele für explosive Eltern-Kind-Momente gibt es viele, denn wo eine Familie ist, da gibt es auch große Emotionen. Und die sind eben nicht immer NUR positiv. Das müssen und sollen sie natürlich auch nicht immer sein. Doch was wäre, wenn das Bisschen mehr an Entspannung innerhalb der Kindererziehung gar nicht so schwer zu erreichen wäre? Was wäre, wenn wir mit nur täglich zehn Minuten entspanntere Kinder bekommen könnten? Ja, wir lieben unsere Dickköpfchen natürlich trotzdem sehr. Aber, Hand aufs Herz: Klingt nach einem guten Plan, oder?
So funktioniert der 10-Minuten-Trick
Jedes Kind soll täglich zehn Minuten mit jedem Elternteil verbringen. Exklusiv. Einmal allein mit Mama, einmal allein mit Papa. Die Aktivität darf das Kind aussuchen. Ablenkungen durch Telefon oder TV sind verboten. Klingt einfach, oder? Ist es eigentlich auch.
Kinder erziehen, aber entspannt – nach Alfred Adler
Dieser Ratschlag stammt aus der Feder von US-Autorin und Eltern-Coach Amy McCready (Positive Parenting Solutions). Doch ihre spezielle Philosophie findet ihre Basis in den Theorien von Alfred Adler (österreichischer Arzt und Psychotherapeut). Er erklärte menschliches Verhalten mit einem simplen Grundsatz:
- Jeder Mensch ist auf der Suche nach Zuwendung, Bestätigung und Bedeutung.
- Werden diese Bedürfnisse allerdings nicht auf positive Weise gestillt, so genügt oft auch deren negative Form.
- Umgemünzt auf unsere Kinder heißt das: Bekommen sie keine positive Zuwendung von uns, dann fordern sie diese eventuell durch negatives Verhalten ein.
Der Bedürfnistank muss demnach mit positiver Zuwendung aufgefüllt werden. Jeden Tag. Das sei die Grundlage für alle weiteren Familienregeln, die im Alltag wichtig sind. Grundsätzlich möchten nämlich ALLE Kinder kooperieren und eine wichtige Rolle innerhalb der Familie einnehmen.
So geht entspannte Erziehung im Familien-Alltag
Der 10-Minuten-Tipp klingt super einfach. Doch für manche Familien ist es am Anfang vielleicht auch schier unmöglich, sich diese Minuten freizuschaufeln. Mit Job, Haushalt und sonstigen Terminen. Besonders in Familien mit mehr als nur einem Kind kann das schon ein bisschen Organisation bedeuten. Doch wenn Mama und Papa erst mal den Bogen raushaben, kommt sicher schnell Routine ins Spiel.
Hier noch ein paar Tipps zur besseren Umsetzung:
- Stell euch einen Timer und tauscht hinterher durch. Und wenn ein Kind kurz warten muss, kann es sich bestimmt auch zehn Minuten kurz selbst beschäftigen – zur Not mit einem tollen Buch oder (Größere) mit einem Tablet.
- Nicht vergessen: Die Kinder entscheiden, was gespielt wird!
- Ihr seid Eltern von Kleinkindern? Dann fertigt zusammen mit den Kids vorher eine Liste mit realistischen Aktivitäten an. Daraus können sich die Kleinen dann etwas aussuchen …
- Es kommt nicht auf die genaue Minutenanzahl an: Ihr schafft nur fünf Minuten pro Kind? Auch okay! Probiert, was zu euch passt. Der Grundgedanke zählt, die Umsetzung könnt ihr etwas auf euch zuschneiden.
Positive Effekte durch positive Erziehung
Wer ein bisschen herumprobiert und Zeit investiert, kann große Effekte erzielen – schon nach wenigen Tagen:
- ruhigerer, entspannterer Tagesaublauf
- mehr gute Laune und Lachen
- weniger Wutanfälle und Trotzphasen
- mehr Empathie
- weniger Diskussionspotenzial
- friedliche Klärung von Differenzen
- allgemein mehr Hilfsbereitschaft und Nettigkeit (auch zwischen Geschwistern)
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Sollten wir deshalb ALLE schnellstens ausprobieren! Und im Prinzip spart man sich durch die investierten zehn Minuten hinten heraus wertvolle Zeit, die sonst bei Wutanfällen und Diskussionsrunden flöten geht. Und: Es handelt sich um ein Investment in unsere mentale Gesundheit. Denn unser Nervenkostüm ist eben doch nicht so robust wie ein Drahtseil …