Dieser Artikel enthält unter anderem Produkt-Empfehlungen. Bei der Auswahl der Produkte sind wir frei von der Einflussnahme Dritter. Für eine Vermittlung über unsere Affiliate-Links erhalten wir bei getätigtem Kauf oder Vermittlung eine Provision vom betreffenden Dienstleister/Online-Shop, mit deren Hilfe wir weiterhin unabhängigen Journalismus anbieten können.

Ob Krebs, MS oder eine Depression: Oft bringt eine Krankheit als Ausnahmesituation Sprachlosigkeit mit sich, weil viele Eltern den Nachwuchs durch Schweigen vor der Realität schützen wollen – die meisten Kinder merken aber, dass etwas nicht stimmt, selbst wenn sie noch ganz klein sind.
Kinder sind von Anfang an sensibilisiert
"Kinder merken, wenn es ihren Eltern schlecht geht", erklärt die Psychologin. "Schon früh in der Säuglingszeit nehmen sie die Zuwendung und Signale ihrer Eltern wahr. Mit etwa drei Jahren ist dann ihre 'Mentalisierungsfähigkeit' ausgebildet, sie verstehen: Wenn Mama weint, dann ist sie traurig, weil auch ich weine, wenn ich traurig bin."
Keine Option: Die Krankheit verheimlichen
Die Wahrheit zu verbergen und Kindern die Krankheit oder Depression nicht zu erklären schützt niemanden, weiß die Psychoanalytikerin. Ihre eigenen Gedanken, Sorgen und Ängste über die Situation können sogar schlimmer sein als die Realität. Fakt ist: Schon früh besitzen Kinder die Fähigkeit, mit (schweren) Krankheiten und dem Thema Tod umzugehen. Sie benötigen allerdings Informationen darüber und jemanden zum Reden, in oder außerhalb der Familie. Wiegand-Grefe betont: "Erklärungen in Verbindung mit vertrauensvollen Bezugspersonen gehören zu den wichtigsten Faktoren, Kinder zu schützen, selbst psychisch übermäßig belastet zu sein oder gar zu erkranken."
Kindern Krankheiten frühzeitig und kindgerecht erklären
Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Kind einzubeziehen? Sobald sie "verbal und nonverbal durch Gesten oder körperliche Signale daran Interesse zeigen", erklärt die Wissenschaftlerin. Die Aufklärung sollte kindgerecht durch die Eltern selbst oder eine Bezugsperson erfolgen: "Ja, Mama ist sehr krank. Deshalb muss sie in die Klinik. Aber wir hoffen, dass die Ärzte ihr dort helfen können." Wichtig ist die Botschaft: "Ja, das ist eine schlimme Krankheit. Aber du bist nicht allein. Der Familienzusammenhalt ist in solchen Lebenssituationen maßgeblich. Und die Aufklärung muss ehrlich sein, Kinder merken, wenn man ihnen etwas vormacht."
Hilfe im Umgang mit familiären Belastungen
Wie ein Kind lernt, mit der Belastung einer schweren Krankheit umzugehen, sie zu verarbeiten und was daraus folgen kann, ist der Psychologin zufolge sehr unterschiedlich. Eine erfahrene, familienorientierte Beratung kann daher sinnvoll sein. Zur individuellen Unterstützung empfiehlt Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe eine Beratungsstelle, eine Ambulanz oder Psychologen oder Sozialarbeiter direkt in der Klinik des Elternteils. Ihr wichtigster Expertenrat im Umgang mit Kindern Schwerkranker bleibt: "Mit ihnen reden und sie nicht allein lassen mit ihren Ängsten!"
Autorin: Antonia Müller