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Viele Kinder fürchten sich vor dem Besuch beim Kinderarzt und möchten sich am liebsten in der hintersten Ecke verkriechen. Die Gründe sind vielfältig: Schmerzhafte Erinnerungen, Angst vor fremden Personen oder gruseligen Instrumenten. Doch der Besuch beim Onkel Doktor muss für Eltern und Kinder nicht zur reinen Nervensache werden. Wir haben mit Professor Dr. Hansjosef Böhles über beherztes Handeln und sensibles Miteinander in der Kinderarztpraxis.
Können Eltern ihr Kind auf einen Arztbesuch vorbereiten?
Das hängt immer vom Alter des Kindes ab. Säuglinge bereiten kaum Probleme, ältere Kinder meist auch nicht. Die kritische Klientel sind Kleinkinder, die schlechte Erfahrungen gemacht haben oder die sich vor der ungewohnten Situation ängstigen. Manchen Kindern kann es helfen, wenn die Eltern mit ihnen spezielle Bücher lesen, die das Thema spielerisch aufgreifen. So können sie die kleinen Patienten vorab mit den Abläufen und Instrumenten vertraut machen.
"Jetzt tut es gleich ein bisschen weh ...": Müssen Eltern und Ärzte ehrlich sein, was die Abläufe in der Praxis angeht?
Ehrlichkeit ist im Umgang mit Kindern ganz wichtig und unbedingt notwendig. Wenn ich einem Kind eine Spritze gebe und ihm sage, es tue nicht weh und dann schmerzt es doch, habe ich sein Vertrauen verspielt. Kinder verzeihen so etwas nicht leicht. Kündige ich einen kleinen Schmerz an, freut sich das Kind, wenn es tapfer war. Übertriebene Gefühlsduselei oder Vergleiche, wie sich etwas anfühlt, helfen allerdings nicht weiter – damit können Kinder nichts anfangen.
Welche Unterstützung können Eltern ihrem Kind bei Untersuchungen geben?
Die Hauptvertrauensperson sollte dabei sein und immer körperlichen Kontakt halten. Es hilft, die Eltern viele Dinge selbst tun zu lassen, beispielsweise das An- und Ausziehen. Dabei kann ich als Arzt durch zufällige Berührungen einen Kontakt zum Kind aufbauen, so dass es sich langsam an mich gewöhnt.
Und wenn ein Kind sich partout nicht untersuchen lassen will?
Das Unangenehmste sollte immer am Schluss passieren, denn danach sind Kinder meist nicht mehr kooperativ. Sie mögen es beispielsweise nicht, wenn man ihnen in den Hals schauen will. Da hilft nur eines: Eine Assistentin hält das Kind in der richtigen Position und der Arzt handelt schnell und beherzt – auch wenn das Kind weint. Man tut ihm keinen Gefallen, wenn man die Untersuchung unnötig in die Länge zieht.
Alles überstanden: Sollten kleine Patienten nach dem Arztbesuch belohnt werden?
Eine Belohnung ist auf jeden Fall gut, egal, wie es gelaufen ist. Manche Ärzte halten ein Glas mit Kleinigkeiten bereit, aus dem Kinder sich etwas nehmen dürfen. Wer besonders tapfer war, bekommt auch schon mal einen Orden oder eine Medaille. Dieser Moment eignet sich, um sich das Kind als "Verbündeten" zu schaffen: Geht es mit einer guten Erinnerung aus der Praxis, erzählt es das vielleicht als "Botschafter" im Kindergarten und kann so anderen die Angst nehmen.