
Auch meine Tochter gehört zu den absoluten Pflaster-Liebhabern. Selbst wenn sie gerade keinen Sturz hingelegt hat, sucht sie ihre Hände regelmäßig nach Kratzern ab, die ihrer Meinung nach versorgt werden müssen. Jeglicher Versuch meinerseits ihr zu erklären, dass nicht jedes kleine Aua ein Pflaster benötige, endete in einem Heulkrampf. Also gebe ich mittlerweile nach und verarzte sie. Denn letztendlich möchte ich ihr diese Zuwendung auch nicht verweigern und ihr nicht vermitteln, dass ich sie nicht ernst nehme. Und genau damit scheine ich richtig zu fahren, wie mir jetzt die Kinderkrankenschwester und Zweifachmama Juliane Kux im Interview erklärte. Auf ihrem Instagram-Kanal @luettundsafe gibt sie Eltern Tipps zur Ersten Hilfe am Säugling und Kleinkind und gibt zusätzlich Online- und Präsenz-Kurse zu dem Thema.
Warum sollte man Kindern immer ein Pflaster zugestehen, wenn sie eines haben wollen?
Bei Kindern geht es manchmal gar nicht um die kleine Wunde, sondern viel mehr um das gesehen und wahrgenommen werden. Da ist das Pflaster quasi nur das Mittel zum Zweck, dass ihr Gefühl ernst genommen wird und sie sich begleitet fühlen. Zudem können wir Eltern, sollte dem Kind der kleine Kratzer weh tun, es selbst nicht beurteilen, wie sehr es wirklich schmerzt. Da wäre es meiner Meinung nach doch recht übergriffig zu behaupten, dass es gar nicht weh tut.
Und wenn mein Kind ein sehr großer Pflaster-Liebhaber ist und eigentlich jeden Tag eines haben will?
Es gibt so Phasen im Kindesalter, wo so etwas manchmal gefördert wird und den Kindern hilft, sich gesehen zu fühlen. Nichtsdestotrotz können die Eltern natürlich probieren, die Situation auch mit anderen Strategien, wie pusten und trösten zu begleiten.
Kann es für die Haut schlecht sein, wenn ein Pflaster zu lange etwa um den kleinen Finger klebt?
Ja, ein Pflaster sollte in jedem Fall zwischendurch gewechselt oder entfernt werden. Die Haut weicht, wenn das Pflaster luftdicht und passend sitzt, darunter gegebenenfalls etwas auf. Zudem ist es natürlich wichtig, wenn es um eine kleine Wunde geht, diese zu inspizieren und nach der Wundheilung zu schauen. Auch Entzündungszeichen wie eine starke Rötung, Überwärmung, Wundsekretion kann ich nur erkennen, wenn ich die Wunde direkt begutachte.
Wie reagiere ich angemessen, wenn mein Kind stürzt bzw. sich wehgetan hat?
Nach einem Sturz ist es wichtig als allererstes das Bewusstsein zu überprüfen, besonders wenn das Kind auf den Kopf gestürzt ist. Dabei können auch zeitverzögert noch Symptome auftreten. Bei einer Wunde, oder auch wenn es eben den Anschein macht, dass es nur ein leichter Sturz war, ist die Erstmaßnahme auch hier das Trösten und Gefühle ernst nehmen. Erst wenn sich das Kind ein wenig beruhigt hat, ist die Ablenkung der nächste Schritt. Danach sollte natürlich schnellstmöglich nach Verletzungen oder einer Wunde geschaut und diese versorgt werden.