Ausweglose Situation

"Unsere Kinderärztin ist ein unmögliches Biest!"

Zickig, unhöflich, ruppig und schroff: Ob das Eigenschaften sind, die eine Kinderärztin vorweisen sollte? Eher nicht. Unsere Autorin muss dennoch regelmäßig in den sauren Apfel beißen. Es ist eben nicht so leicht, den Kinderarzt zu wechseln.

Ein Baby weint beim Kinderarzt und sitzt auf dem Schoß der Eltern© iStock/mixetto
Tränen beim Kinderarzt? Keine Seltenheit. Doch was, wenn sie wegen der behandelnden Person kullern?

Keine Frage, ein Besuch beim Kinderarzt löst in der Regel bei keinem große Glücksgefühle aus – weder bei den Eltern noch beim Kind. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Ärztin oder der Arzt neben dem Know-how viel Einfühlungsvermögen vorweist. Eine liebe Art sowie viel Verständnis und Ruhe. Hach, ja, wie sehr würde ich mir so einen Bilderbuch-Kinderarzt wünschen. Doch leider haben wir uns in die Fänge einer Hexe begeben. Ja, ich kann es nicht beschönigen: Sie ist ein echtes Biest. In unserem Einzugsgebiet ist sie schon lange verschrien, jeder hat eine andere wilde Story zu erzählen. Darauf habe ich anfangs nicht viel gegeben. Eine Bekannte sagte mir nämlich "Sie ist zwar ein bisschen ruppig, aber fachlich wirklich top". Ich konnte mir auch einfach nicht vorstellen, dass sich hinter "ein bisschen ruppig" so etwas verbergen mag …

Kinderarzt-Auftakt bei den ersten U-Untersuchungen

Mir war es wichtig, dass ich unseren Kinderarzt fußläufig erreichen kann. Für alle anderen hätte ich erst ins Auto steigen müssen. Deshalb fiel die Wahl auf Cruella. "Wird schon nicht so wild sein, die übertreiben bestimmt", dachte ich mir. Tja, das haben sie nicht. Doch ich muss sagen, dass sie bei den ersten Terminen beziehungsweise den U-Untersuchungen noch total okay war, teilweise sogar ganz nett. Aber das waren wie gesagt auch die "netten" Termine, als mein Baby nicht krank war.

Das Baby ist das erste Mal krank

Doch der Tag kam irgendwann. Der Tag der ersten Krankheit. Die erste fette Erkältung. Als Erstlings-Mama rief ich beim Arzt an und fragte, ob ich mit meinem Baby vorbeikommen könne. Natürlich: Denn ich brauchte eine Einschätzung eines Arztes. Mini hatte seit Tagen Husten und der wurde stärker und fing an, so komisch "rasselnd" zu klingen. Ich kannte mich nicht aus und bin eben auch nur ein Mensch (und eine sich sorgende Mutter). Den Termin bekam ich, doch leider kein Verständnis. "Also damit müssen Sie nicht sofort kommen! Von Ihrer Sorte habe ich hier bedauerlicherweise sehr viele Mütter. Die bei jedem kleinen Pups kommen". Da war er, der Dämpfer. Etwas später als gedacht. Dafür aber mit voller Wucht. Sie stellte mich als überempfindliche und überfürsorgliche Mutter hin. Da fühlt man sich gleich besser. Danke. Als ich hinterher auf mein Rezept wartete, bekam ich mit, wie sie sich im Hinterzimmer noch über dieses "Mütter-Phänomen" aufregte. Dabei war nicht ich gemeint, sondern eine andere Frau, die kurz zuvor angerufen hatte. Aber, Moment mal, die feine Art ist das nicht. Die Tür stand offen. Alle konnten es hören. WOW!

Horror-Tag: Baby schluckt Scherben und die Kinderärztin lacht

Mein Sohn war knapp ein Jahr alt, als er eine alte Schneekugel aus Glas zerbrach und sich alles in den Mund steckte, was er vor sich sah. Neben der vermutlich giftigen Flüssigkeit und Plastik-Konfetti landeten auch kleine (und scharfe) Scherben in seinem Magen. Ich rief den Gift-Notruf und schilderte Beschaffenheit sowie Aussehen von Flüssigkeit und dem Inhalt der Schneekugel. Es folgten ein paar Sofort-Maßnahmen ("Geben Sie Ihrem Kind einen Löffel pure Butter!"). Danach war ich schon ein ganz klein wenig ruhiger. Vorsichtshalber bekam Mini drei Löffel Butter. Yummy! Aber ich sollte definitiv nochmal zum Kinderarzt, meinte der nette Herr am Telefon. Ich gab beim Kinderarzt Bescheid, packte Mini ein und stiefelte los. Wie es mir gesagt wurde. Ich machte mir große Sorgen. Na, klar, schließlich hatte mein Sohn, eine eventuell giftige Flüssigkeit aufgenommen und SCHERBEN gegessen!! Doch unsere Kinderärztin verdrehte nur die Augen, lachte und fragte mich, ob das mein Ernst sei, nachdem ich ihr von dem Unfall erzählt hatte. Solche Scherben würden nichts anrichten. In der Regel kommt alles unten wieder raus. Bei sowas müsse ich nicht zu ihr kommen. Als ich ihr sagte, dass der Herr vom Gift-Notruf mir dazu riet, heute und (!) morgen nochmals zum Kinderarzt zu gehen und den Zustand meines Kindes in regelmäßigen Abständen kontrollieren zu lassen (Bauch abtasten etc.), hörte sie mir nicht mehr zu. Großartig. Danke auch. Da saß ich nun mal wieder, mit Tränen in den Augen. Voller Sorgen. Und unverstanden.

Zum Kinderarzt gehen – muss ich WIRKLICH? 

Seither vergeht kein Arztbesuch ohne einen doofen Spruch. Mein krankes Kind zappelt und wehrt sich gegen die Untersuchung: "Er stellt sich ja an. Also so hat das keinen Sinn. Dann lasse ich es eben!" Sie sieht unseren Buggy: "Lassen Sie ihn laufen, das Ding können Sie in den Keller stellen!". Ähm, mein Kind hat eine Bronchitis, Fieber und fühlt sich nicht. Da soll er den (für ihn langen) Weg laufen?! Mein kranker Mini weint bei der Untersuchung, ich gebe ihm (gerade zwei Jahre alt) seinen Schnulli zum Beruhigen: "Das geht in dem Alter gar nicht mehr! Weglassen." Und dazu, dass wir uns einen Infekt nach dem anderen einfangen, sagt die Gute dann: "Schon mal darüber nachgedacht, ihn aus der Kita zu nehmen?!" Da fehlen einem die Worte. Kein Wunder, dass ich mittlerweile wirklich dreimal darüber nachdenke, ob ich wirklich zum Kinderarzt muss. 

Kinderarzt wechseln, schwer gemacht

Nein, das kann es tatsächlich nicht sein. Aber das muss es. Leider. Denn ein Kinderarztwechsel geht nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Vor allem nicht, wenn das Kind kein Baby mehr ist. Das heißt: durchhalten und Ohren zu. Zumindest weiß ich, dass das Übel mit unserem bevorstehenden Umzug bald ein Ende hat. Die Daumen sind fest gedrückt, dass wir dann an eine gute Fee und nicht wieder an eine Hexe geraten …

Übrigens: Meine Kollegin Nadine hat über das brisante Thema "Kinderarzt wechseln" bereits einen interessanten Artikel geschrieben:

Text: Elinor Eder

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