
Eltern können auch Verbrechen verüben. Zwar sind sie klein, aber dennoch unerlaubt. Zumindest moralisch gesehen. Besonders häufig kommt es nämlich mittlerweile auf Spielplätzen zu unerlaubten Handlungen der Eltern. Während die Kids friedlich und zufrieden mit dem Aufpasser spielen, schalten sie ihre feinen Babysitterantennen auf Empfang – die Analyse beginnt. Aber auch Familien, die sich gut kennen und die andauernd die tollen Dienste der Aufpasser mitbekommen, machen immer häufiger beim großen Babysitterklau mit. Na ja, es ist eher ein Wegschnappen oder Abwerben …
Tatort: Spielplatz
Stellt euch Folgendes mal vor: Ihr seid mit eurem Kleinkind und eurem Baby auf dem Spielplatz. Eure vertraute Babysitterin hatte zum Glück Zeit, um mitzukommen. Denn mit einem Neugeborenen ist es etwas schwierig, dem Großen zum Beispiel auf der Schaukel Anschwung zu geben. Ihr freut euch, dass die Beziehung zwischen eurem Kind und dem Babysitter mittlerweile so stark ist. Und dass sie zusammen immer so viel Spaß haben. Ein Glück, immerhin habt ihr lange nach einem geeigneten Aufpasser gesucht.
Mit eurem Baby an der Brust sitzt ihr auf einer Spielplatz-Bank und beobachtet die zwei beim Spielen. So niedlich! Ihr genießt den Moment. Da kommt eine andere Mutter dazu, tippt euren Babysitter von hinten auf die Schulter und spricht mit ihm. Außerdem drückt sie ihm einen Zettel in die Hand. Wahnsinn, steht neben der Telefonnummer jetzt auch noch eine viel höhere Summe, die sie ihm bietet? Wie dreist! Geht das so einfach? Immerhin hat die andere Mutter euch ja nicht um Erlaubnis gefragt. Ist das nicht ein No-Go? Im Prinzip schon. Aber leider keine Seltenheit.
Babysitter wegschnappen: Leider keine Seltenheit!
Eine neue Studie von Care.com zeigt jetzt, wie weit verbreitet das Phänomen des Babysitterklauens eigentlich ist: In der Umfrage unter 1.000 Eltern gaben 41 Prozent an, dass andere Eltern ihnen den Babysitter weggenommen haben. 35 Prozent standen dazu, dass sie einen von jemand anderem gestohlen haben. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass 36 Prozent der teilnehmenden Eltern die Identität ihres Babysitters lieber geheim halten wollen.
Es handelt sich zwar um ein Klischee, jedoch steckt auch viel Wahres darin: Es braucht eben ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Und nicht alle haben einsatzfähige Großeltern. Gute Hilfe ist schwer zu finden. Auch der herrschende Erziehermangel und andauernde Notbetreuungssituationen in den Kindergärten haben wohl dazu geführt, dass Eltern nach einem Dorf Ausschau halten müssen – und sich dazu auch mal im Dorf einer anderen Person umschauen. Die Ressourcen für die Kinderbetreuung sind stark begrenzt. Es ist wirklich schwer, einen guten, vertrauenswürdigen Babysitter zu finden. Vielleicht stehlen sich deshalb immer mehr Eltern gegenseitig die Sitter.
Aber das ist nicht die Lösung. Es ist nicht in Ordnung, den Babysitter einer anderen Familie einfach abzuwerben. Und ihm womöglich mit noch mehr Geldscheinen ein lukrativeres Angebot zu machen. Vor allem nicht, ohne vorher mit den anderen Eltern über das Vorhaben zu sprechen.
Babysitter klauen: Das sind die Dos and Don'ts!
Den Sitter anderer Familien zu klauen, nun, das gilt als unhöflich. Aber: Die wenigsten Familien haben einen Babysitter exklusiv NUR für sich. In der Regel freuen sich die (häufig jungen) Personen ja über mehrere Aufträge. Allerdings solltet ihr euch dann unbedingt an diese Regeln halten:
- Seid offen und transparent: Kommunikation ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung guter Beziehungen. Ihr wollt es euch ja nicht mit den anderen (mit euch befreundeten) Eltern verscherzen, nicht wahr? Wenn ihr also den Babysitter eures Nachbarn engagieren möchtet, dann solltet ihr erst euren Nachbarn informieren, bevor ihr euch direkt an den Babysitter wendet. So könnt ihr einen Streit vermeiden.
- Sittergemeinschaft anstreben: Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, euch mit Freunden einen Babysitter zu teilen? Von einer gemeinsamen Nutzung können ja durchaus alle Seiten profitieren. Auch können die befreundeten Eltern so einen gemeinsamen Abend oder einen Ausflug planen, bei dem der Babysitter auf alle Kinder gemeinsam aufpasst. Und der Sitter bekommt doppelt Cash. Mega!
- Nach Freunden oder Geschwistern fragen: In meiner Kindheit hatte meine beste Freundin, die beste Freundin meiner Babysitterin als Aufpasserin. Das war ziemlich cool für uns alle: Die Babysitter hatten sich während des Jobs und wir hatten uns – zumindest bei solchen Doppel-Dates. Fragt also gerne mal beim Babysitter nach, ob er Freunde oder Familie hat, die auch Lust auf einen Babysitter-Job haben.
- Leihen, nicht stehlen: Wenn euer üblicher Babysitter abgesagt hat und ihr wisst, dass euer Freund einen tollen hat, nun, dann bittet ihn doch ganz nett, ihn für eine Nacht auszuleihen. Das muss ja nicht gleich mit einem Abwerben verbunden sein.
- Keine Terminüberschneidungen: Wenn ihr einen anderen Babysitter (mit dem Einverständnis eurer Bekannten) anfragt, achtet darauf, dass ihr nicht etwa die Pläne der anderen Familie durchkreuzt. Das kann zum Beispiel in der Ferienzeit zum Problem werden. Auch hier ist Kommunikation das A und O.
Was man anstelle von Wegschnappen tun kann
Es gibt auch andere Möglichkeiten, Hilfe zu finden – ohne anderen gleich undercover den Babysitter zu stehlen:
- Fragt, wenn möglich, Verwandte in der Nähe nach Tipps.
- Bittet um Empfehlungen von Ärzten, Online-Gruppen, religiösen Einrichtungen oder der Schule beziehungsweise Kindertagesstätte eures Kindes.
- Erkundigt euch bei euren Nachbarn, die selbst Teenager haben.
- Fragt in eurer Kita nach, ob es eventuell Azubis, Aushilfen oder ehemalige Praktikanten gibt, die Babysitting anbieten. So kennen eure Kids die Personen sogar schon etwas.
- Meldet euch bei einem Online-Vermittlungsdienst an und haltet dort Ausschau nach dem Perfect Match (z. B. betreut.de)