
Junge Menschen wachsen heute mit allerhand Technologien – mit Hard- und Software, von der wir noch nicht zu träumen gewagt haben – auf. Wenn sich also jemand in der digitalen Welt auskennt, dann doch unser Nachwuchs! So könnte man zumindest meinen. Aber wie sieht es denn wirklich aus? Das wollte der Nachhilfeanbieter GoStudent wissen.
Überraschendes Ergebnis der neuen Studie: Weniger als die Hälfte der 14 bis 16-Jährigen fühlen sich aktuell sicher im Umgang mit Technologie, ganze 77% der Kinder in Deutschland wünschen sich, dass das Thema mehr in den Lehrplan integriert wird.
Die Studie
- Durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Opinium im Auftrag von GoStudent
- Stattgefunden haben die Interviews im Oktober und November 2022
- Befragt wurden 6.147 Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren und 6.147 Eltern (oder Erziehungsberechtigte)
- durchgeführt in Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien Großbritannien
- in jedem Land wurden etwa 1.000 Kinder und 1.000 Eltern oder Erziehungsberechtigte befragt
- ➡ repräsentative Verteilung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region
Schlechte Chancen auf den Traumjob
Heute, so zeigt die aktuelle Befragung, fühlen sich genau gesagt nur 48% der Kinder in Deutschland sicher im Umgang mit Technologien. Damit liegen wir im Ländervergleich zum Beispiel weit hinter Spanien, hier sind es mehr als Dreiviertel der Befragten und in Italien 67%. Problematisch ist die technische Unsicherheit hierzulande vor allem deshalb, weil mehr als Dreiviertel der Kids glauben, dass Technologie eine wichtige Rolle in ihrer Bildung spielt und sie als nützlich für ihren zukünftigen Arbeitsplatz ansehen. Mehr als die Hälfte der Schüler sind insofern enttäuscht von ihrer Schule, als dass die nicht glauben, dass diese sie auf ihren Traumberuf vorbereitet. Hier sind sich Kinder und Eltern einig, auch 59% der befragten Erziehungsberechtigten stimmen zu. Der höchste Wert unter den sechs teilnehmenden europäischen Ländern, damit ist Deutschland trauriger "Spitzenreiter".
Mehr Technologie, bitte!
Autsch! Das deutsche Schulsystem kommt in Hinsicht auf die Digitalisierung hier nicht sonderlich gut weg. Die Ergebnisse sind eindeutig und beinhalten eine klare Forderung der Jugendlichen: Im Schulalltag muss Technologie eine deutlich größere Rolle spielen! Die Ansage richtet sich ans zuständige Ministerium, als auch an die Schulen selbst, denn nur 40% der befragten deutschen Schüler trauen ihren Lehrern zu, technisch versiert zu sein und sie dazu zu ermutigen, Technologien zu nutzen. Umso erstaunlicher wie optimistisch unsere Kids sind: Fast die Hälfte ist bereits davon überzeugt, dass die Bildung in Zukunft stärker technologieorientiert sein wird und ERWARTET bis 2050 eine weit verbreitete Nutzung digitaler, interaktiver Inhalte und virtueller Klassenzimmer.
State of the Art: KI, Metaverse und Co.
Die technische Unerfahren- und Unsicherheit der Kids hängt übrigens nicht an mangelndem Eifer. Ganz im Gegenteil, durchweg knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen geben an, sich zum Beispiel für Robotik, KI und Videoprogrammierung zu interessieren. Zum Lernen außerhalb des Unterrichts nutzen sie bereits vorrangig soziale Medien (80%), Videoinhalte (78%) und Apps (77%), denn Zweidrittel glauben, dass Technologie das Lernen erleichtert.
Auch der aktuelle Rummel um das Metaverse ist nicht an den Kids vorbeigezogen. Die, die es kennen, haben sich bereits eine Meinung zur virtuellen Welt gebildet und erkennen in der neuen Technologie vor allem eine große Chance. 84% glauben, dass das Metaverse einen positiven Einfluss auf ihre Bildung haben wird. Die deutschen Kids (zwischen 50 und 60%) schätzen die Möglichkeiten, Berufe im Metaverse auszuprobieren, von anderen inspirierenden Menschen zu lernen, davon, dass Lernen im Metaverse mehr Spaß macht und, dass es allen Schüler ermöglicht effektiv zu lernen.
Und jetzt?
Es muss deprimierend für die Jugend sein, grundsätzlich interessiert an Technologie zu sein und zu wissen, wie wichtig Kompetenz in diesem Bereich für das spätere Arbeitsleben sein wird und gleichzeitig in der Schule nicht darauf vorbereitet zu werden. Höchste Zeit daran etwas zu ändern. Bis die Schulen flächendeckend auf die Forderungen nach mehr Technologie im Unterricht reagieren, wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern. Was Eltern jetzt schon tun können ist, ihren Nachwuchs in seinen Interessen bewusst zu stärken. Dabei muss es gar nicht unbedingt darum gehen selber Wissen zu vermitteln, denn in vielem – Beispiel TikTok – ist die Jugend uns meist eh schon weit voraus. Eltern können dann das Gespräch suchen, gezielt Nachfragen stellen und so anregen, dass sich ihr Kind erstens über sein bereits vorhandenes Wissen bewusst wird (Stichwort Selbstvertrauen) und zweitens motiviert wird sich weiter mit dem Thema auseinander zu setzten. Neue, verschiedene Programme oder Apps, können Eltern auch gerne gemeinsam mit ihren Kindern ausprobieren.
Felix Ohswald hat selber eine digitale Nachhilfeplattform mitbegründet, auch ihn haben wir gefragt, was sich in Zukunft ändern muss, damit Jugendliche besser an Technologien herangeführt werden:
3 Fragen an Felix Ohswald, Mitbegründer und CEO von GoStudent
Warum habt ihr die Studie ins Leben gerufen?
Die Stimmen von Schülern und Eltern sollten im Vordergrund jeder Debatte über die Zukunft von Bildung stehen. Deshalb haben wir diese umfassende Studie durchgeführt, um ein tieferes Verständnis dafür zu erlangen, was die nächste Generation von ihrer Bildung erwartet.
Welche Erkenntnis aus der Befragung ist für dich zentral?
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder in Deutschland weniger gut auf die Herausforderungen und Chancen einer sich rasant entwickelnden technologischen Welt vorbereitet sind. Dabei sind die Gen Z (Anm. der Redaktion: Menschen, geboren zwischen 1997 bis 2012) und Alpha (geboren zwischen 2010 bis ca. 2025) motivierte und ehrgeizige Generationen mit großen Träumen! Sie lassen sich von neuen Technologien inspirieren und wollen, dass ihr Lernen über die vier Wände des Klassenzimmers hinausgeht und sie Lebenskompetenzen und Interessen entwickeln, die sie auf das Erwachsenenleben vorbereiten.
Was muss deiner Meinung nach im Bildungswesen passieren, beziehungsweise was können Eltern jetzt tun, damit ihre Kids eine technologische Expertise aufbauen können?
Basierend auf den Ergebnissen der Studie sollten Schulen und Bildungseinrichtungen in Deutschland sicherstellen, dass sie den Bedürfnissen und Erwartungen der jüngeren Generation entsprechen und sie auf eine sich schnell entwickelnde technologische Welt vorbereiten. Das bedeutet, dass Lehrpläne aktualisiert und digitalisierte Lehrmethoden sowie -werkzeuge eingesetzt werden müssen. Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie ihnen Zugang zu Technologie und digitalen Ressourcen ermöglichen und sie ermutigen, ihre Fähigkeiten in Bereichen wie Programmierung und künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Es ist auch wichtig, dass Eltern das Interesse ihrer Kinder an Technologie und Wissenschaft fördern und sie ermutigen, sich für diese Themen zu engagieren.