
Update 27. Februar 2023: Wie heute bekanntgegeben wurde, soll es ein Werbeverbot für an Kinder gerichtete ungesunde Lebensmittel geben. Ernährungsminister Cem Özdemir stellte dazu entsprechende Pläne vor. Die Verbote beziehen sich auf die Werbung, nicht auf die Verpackung.
Öko-Test hat für die Ausgabe 3/2023 einige Kinderprodukte, dessen Werbung sich direkt an Kinder richtet, bezüglich ihres Zuckergehaltes genauer unter die Lupe genommen.
Täuschende Botschaften in der Werbung für Kinderprodukte
Lustige Bildchen oder Comics, die missverständliche Aufschrift "ohne Zuckerzusatz" (die Produkte sind aber dennoch häufig viel zu süß – denn Fruchtzucker ist ebenfalls Zucker, so die Tester) – die Lebensmittelindustrie kennt viele Mittel und Tricks, um Verbraucher zu täuschen. Irreführende Claims, also Botschaften, die auf ein gesundes Produkt schließen lassen, obwohl das nicht der Fall ist, sind besonders heikel. Die Hersteller sind dabei ziemlich kreativ und lassen sich alles Mögliche einfallen. So heißt es mitunter, das Produkt passe zu einer "bewussten Ernährung", es enthalte "gute Milch", Vollkorn oder zugesetzte Vitamine, die allerdings bestenfalls überflüssig sind und allesamt nichts daran ändern, dass das Produkt zu viel Zucker enthält. Erschreckend: Schon mit einer 40-Gramm-Portion von Kellog's "Frosties" nimmt ein Kind 99 Prozent der Zuckermenge auf, die es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich nicht überschreiten sollte. Für Kinder zwischen vier und sechs Jahren sind das etwa 35 Gramm Zucker und für Kinder zwischen sieben und zehn Jahren etwa 42 Gramm Zucker pro Tag. Übrigens: Laut WHO sollte verarbeitetes Obst, das für Kinder beworben wird, maximal 10 Prozent natürlichen Fruchtzucker enthalten, also zehn Gramm Zucker pro hundert Gramm Obst. Diverse Produkte überschreiten diese Grenze.
Zuckerlimit für Softdrinks? Pustekuchen
Die Lebensmittelindustrie hatte versprochen, den Zuckergehalt in Softdrinks von 2015 bis 2025 freiwillig um 15 Prozent zu senken. Trauriges Zwischenfazit: Tatsächlich ist der Zuckergehalt laut einer aktuellen Studie zwischen 2018 und 2023 nur um zwei Prozent zurückgegangen (Quelle: Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM)). In Großbritannien, wo es seit 2028 eine Limo-Steuer gibt, ist der Zuckergehalt bei ähnlichen Ausgangswerten im selben Zeitraum um 30 Prozent gesunken. Verbraucherorganisationen, Krankenkassen, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weitere Fachgesellschaften empfehlen seit Jahren eine ähnliche Regelung für Deutschland. Doch bisher tut sich: nichts.
Öko-Test warnt vor zu viel Zucker
Ob Babybrei, Quetschies, Frühstückszerealien, Joghurt oder andere Produkte, die speziell für Kinder beworben werden – die Industrie buhlt also mit viel zu süßen Produkten um die jüngste Zielgruppe.
Für Babys ausgelobte zuckrige Breie, Quetschies und Kekse sind ganz besonders problematisch, weil sie den Geschmack stark auf pappsüßes Essen prägen.
So Cerline Wolf-Gorny, Öko-Test-Projektleiterin und Ernährungswissenschaftlerin. Wir zeigen euch ein paar Produkte im Überblick, die Öko-Test untersucht hat.
Kinderprodukte mit zu hohem Zuckergehalt und irreführender Werbung
Dies sind laut Öko-Test einige der No-Gos unter den Kinderprodukten hinsichtlich ihres Zuckergehalts in Verbindung mit der an Kinder gerichteten Werbung:
- im Bereich Babybrei zum Beispiel: "Alete bewusst Milch-Getreide-Mahlzeit Keks, trinkfertig"
- bei den Quetschies zum Beispiel "Bebivita Erdbeere in Apfel-Birne", aber auch Produkte von "Freche Freunde", "Fruchtbar", "Hipp" und "Holle" sind dabei
- unter den Frühstückscerealien neben den erwähnten "Frosties" zum Beispiel auch die "Ja! Honey Wheats" und die "Nestlé Nesquik Intense Choco Waves"
- bei den Kinder-Milchprodukten zum Beispiel: "Bauer Die Biene Maja Erdbeere fettarmer Joghurt mild", "Danone Fruchtzwerge Erdbeere, Banane, Pfirsich/Birne" und "Nestlé Mix-in Smarties & Joghurt".