
Jasmin Tabatabai – zur Person

Als Tochter einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters wurde Jasmin Tabatabai 1967 im Iran geboren. Im Alter von zwölf Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Die Schauspielerin und Musikerin veröffentlichte 2010 ein Buch über die Liebesgeschichte ihrer Eltern: "Rosenjahre – meine Familie zwischen Persien und Deutschland". Jasmin Tabatabai war zunächst fünf Jahre mit dem Musiker Tico Zamora verheiratet, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat. Ihr jetziger Lebenspartner Andreas Pietschmann (geboren 1969) ist ein deutscher Schauspieler. Mit ihm ist sie liiert und erweiterte ihr Familienglück um ein weiteres Töchterchen und einen Sohnemann.
Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Kindheit im Iran?
Jasmin Tabatabai: Ich habe viele schöne Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit mit meinen drei größeren Geschwistern. Darüber habe ich ein ganzes Buch geschrieben (Anm. der Redaktion: siehe Kasten). Als ich zwölf war, gingen wir nach Deutschland. Ich stamme aus einer typischen persischen Großfamilie und habe 27 Cousins und Cousinen. Die Familie ist im Iran sehr wichtig und spielt im Alltag eine große Rolle. Man trifft sich viel öfter und kennt sich besser, als das in der deutschen Kultur der Fall ist. Im Iran sind die Kinder immer und überall mit dabei. Die Südländer haben eine ganz selbstverständliche Art, alle Familienmitglieder zu integrieren. Oft isst man auch im großen Kreis miteinander.
Vermissen Sie das für Ihre Töchter?
Das muss ich nicht, denn hier in unserem Haus in Berlin-Pankow habe ich mir eine ähnliche Situation aufgebaut. Meine drei Nichten wohnen im Gartenhaus und studieren hier. Wir haben oft Besuch und große Essensrunden, zu denen jeder Freunde mitbringen kann. Für meine Töchter ist es nichts Ungewöhnliches, viele Bezugspersonen zu haben. Das habe ich als Kind sehr genossen, und es erleichtert den Eltern vieles. Ich habe enormen Respekt vor alleinerziehenden Frauen. Hausfrau und Mutter zu sein ist der härteste Job der Welt – weil es nie Ferien gibt und gleichzeitig in unserer Gesellschaft wenig Respekt. Im Iran hingegen werden die Mütter sehr geachtet.
Fiel Ihnen das Einleben in Deutschland schwer?
Ich kannte Deutschland schon aus den Sommerferien. Ich beherrschte auch die Sprache und besuchte im Iran die deutsche Schule. Das Problem war, dass es in Deutschland für Ausländer nicht leicht ist, sich einzuleben. Die Deutschen sind nicht so gastfreundlich wie die Menschen in Südeuropa oder im Iran – dort ist der Gast König. Hier gibt es viele ungeschriebene Gesetze, die man unwissentlich leicht überschreitet, zum Beispiel wenn man in der Bahn zu laut ist oder die Wäsche auf dem Balkon aufhängt. Daran muss man sich erst gewöhnen. Deutschland ist ein tolles Land, aber es dauert sehr lange, bis man sich wirklich heimisch fühlt.
Haben Ihre Töchter Ihr Leben wesentlich verändert?
Angelina hat ihre Schwester Helena in Auftrag gegeben, sie wollte unbedingt ein Geschwisterchen. Natürlich haben meine Kinder mein Leben um 180 Grad umgekrempelt, und das ist gut so. Man muss akzeptieren, dass sich der gesamte Alltag ändert. Und – das ist auch das Wunderbare daran – dass es schlagartig nicht mehr in erster Linie um einen selber geht. Das neue Wesen bestimmt erst einmal alles. Das ist gut für die Demut und für den Charakter.
Sie sind unter anderem Musikerin und Schauspielerin. Beschreiben Sie doch mal ein besonderes Erlebnis.
In Filmrollen muss ich oft Auto fahren. Viele denken, am Set sei alles toll organisiert, aber meistens herrscht pures Chaos. Einmal hat mich die Polizei angehalten, weil ich ohne Drehgenehmigung mit einem nicht zugelassenen Auto gefahren bin. Angeschnallt war ich auch nicht, da es keine Gurte gab. Eine solche Situation muss man erst mal erklären!