
Zugegeben: Über den bloßen Begriff Rückbildung habe ich mir noch nie groß Gedanken gemacht – und das obwohl ich bei einem Familienmagazin arbeite und selbst zwei Schwangerschaften hinter mir habe. Völlig selbstverständlich verstehe ich darunter, dass sich der Körper nach der Geburt wieder zurückbilden soll (muss?). So wird es einem quasi mit dem ersten Ausbleiben der Periode eingebläut. Gebärmutter klein, Wasser raus, Rektusdiastase zu, Beckenboden fit, Gewicht runter ... so oder so ähnlich!?
Und dann habe ich diese Zeilen auf dem Instagram-Account von "the weeks" entdeckt. Und mich wahnsinnig abgeholt gefühlt:
Wir sagen nicht mehr 'Rückbildung'. Und haben dieses Wort auch schon ziemlich konsequent aus unseren Texten verbannt.
Warum?
Weil wir es irgendwie nicht mehr so gut abkönnen, dass es nach der Geburt vor allem darum geht, dass sich alles – und vor allem natürlich der Körper – zurückbilden soll. Zu einem Zustand, wie er vor der Schwangerschaft war.
Denn auch, wenn sogar in medizinischen Lehrbüchern von 'vollständiger Rückbildung' geschrieben wird, finden wir es maximal irreführend. Denn Schwangerschaft und Geburt verändern euren Körper nachhaltig. Auch, wenn sich Organe nach der Geburt zusammenziehen, Hormon-Levels ausgleichen und Bäuche wieder kleiner werden, so wird doch nichts mehr genauso wie davor. Und das muss es auch nicht.
Es gibt Studien, die zeigen, das sich das Gehirn einer Frau durch die Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett nachhaltig verändern. Euer ganzes Leben ändert sich – warum sollte ausgerechnet der Körper, der ja der zentrale Ort des ganzen Geschehens ist, das nicht tun?!
Verstehen wir nicht. Und weil wir aber ziemlich gut verstehen, dass Worte mächtig sind, wollen wir nicht mehr von Rückbildung sprechen. Und euch nicht suggerieren, dass irgendwas wieder so werden muss, wie vorher – nur damit es gut und richtig und gesellschaftlich akzeptiert ist.
Lebt eure Veränderung, nehmt euren Körper so, wie er ist. Es ist super, auch ohne 'zurück'.
Es ist okay ...
Diese Worte hat die Geschäftsführerin Lea Borgmann verfasst. Sie hat im Zuge der Geburt ihres Sohnes, der heute drei Jahre alt ist, ihr Unternehmen zusammen mit ihrem Partner gegründet. Denn ihr selbst hat damals, in den Wochen nach der Geburt, das gefehlt, was sie jetzt mit ihrer eigenen Firma umsetzt: "Schöne Produkte, die die Wochenbettversorgung in Bio-Qualität garantieren, viel evidenzbasiertes Wissen zum Wochenbett und zwischendurch die kleine Erinnerung, dass absolut alles okay ist." Und "okay" ist es eben auch, dass sich euer Körper noch nicht vollständig zurückgebildet hat oder etwas anders zurückbildet, vielleicht etwas Zeit braucht oder ein paar neue Facetten an den Tag legt.
Das soll übrigens nicht heißen, dass ihr nach Schwangerschaft und Geburt euren Körper einfach sich selbst überlassen solltet. Keine Frage: Eine gewisse Stabilisierung, Stärkung und Pflege tun total gut und sind definitiv wichtig. Aber seid dabei gnädig mit euch – und habt euch lieb!
Ja, und welches Wort dann – statt "Rückbildung"?
Ein paar sehr kreative neue Begriffsvorschläge – statt "Rückbildung" – kamen übrigens aus ihrer Community, berichtet uns Lea. Andere Mamas schlagen folgende Wörter vor:
- Regeneration
- Neufindung
- Postpartal Empowerment
- Postnatale Neuentwicklung
- Postnatale Erholung
- Körperstärkung nach Schwangerschaft und Geburt
- Einfach Beckenbodentraining
- Heilung
- Beckenbodenstärkung und Neufindung
- Stabilisierung
- Stärkung
- Postnatale Beckenbodenstärkung
- After-Baby-Movement
- Akzeptanz, weil es manchmal schwierig ist, den neuen Körper zu akzeptieren
Lea selbst findet die Begriffsfindung auch nicht ganz einfach und möchte sich ungern festlegen, weil sie glaubt, dass es für jede Frau etwas anderes sein kann. Sie mag allerdings gern die Wörter: Stärkung, Ankommen und Erkundung. Und ihr?
Hier findet ihr nochmal den Original-Post zu dem Thema auf Instagram: