Geburtsbegleitung

Was macht eigentlich eine Doula? Darin besteht der Unterschied zur Hebamme!

Immer mehr Schwangere lassen sich von Doulas betreuen. Das sind erfahrene Mütter, die sie vor und nach der Geburt beraten und im Kreißsaal unterstützen. Wir haben mit einer der Frauen gesprochen.

Margareta Kloppenborg begleitet Frauen während der Schwangerschaft und Geburt als Doula. © Foto: Margareta Kloppenborg
Margareta Kloppenborg begleitet Frauen während der Schwangerschaft und Geburt als Doula.

Wenn sich Margareta Klop­penborg einer neuen Pa­tientin annimmt, spielt sie mit der erst einmal Karten. Oder besser gesagt: Sie lässt ihre Schwange­re eine der 15 großen, grauen Karten ziehen, die auf einem kleinen Holztisch in ihrer Praxis liegen. Auf dem dicken Kartonpapier heißt es: "Keine PDA". Die Abkürzung steht für eine "Periduralanästhesie", also eine Sprit­ze, die der Arzt in die Wirbelsäule gibt. Dabei wird die Frau so sehr betäubt, dass sie vom Schmerz der Geburt befreit ist. Auf einer anderen Karte steht: "Keine Schmerzmittel". Dann hebt sich Kloppenborgs Stimme, und sie erklärt ihrer Kundin: "Eine dieser Sachen musst du in Kauf nehmen. Wenn du die PDA möchtest, kannst du dein Kind nicht mehr in der Badewan­ne bekommen." Diese Vermittlung an die Schwangeren sei "manchmal schwierig", sagt die Doula, die ihre Praxis in Grafing bei München be­treibt.

Doula werden: die Ausbildung zur Geburtsbegleiterin

Margaretas Mund umspielt ein feines Lächeln, wenn sie erzählt. Die zweifache Mutter hat es sich schön eingerichtet in ihren Räumen, hier lässt es sich wohlfühlen. Alles ist in gedeckte, helle Farben getaucht, rich­tig heimelig mutet es an. Seit zwölf Jahren arbeitet sie in diesem Beruf. Die Ausbildung hat rund 1.400 Euro gekostet. In neun Monaten besuchte sie 85 Unterrichts­stunden, 200 Stunden Eigenstudium kamen dazu. Auch ein mehrwöchiges Praktikum im Kreißsaal war Teil der Lehre. Anfangs gab es kaum Interesse an dem Angebot wie dem der Münchner Doula. Inzwischen ist der Beruf der Geburtshelferin als Alternative zur Hebamme etabliert, viele Schwangere vertrauen auf die mitfühlende Art einer Doula.

© Foto: Margareta Kloppenborg
Die Doula erläutert, welche Anti-Schmerzmethoden bei der Geburt angewendet werden können.

Was kostet die Begleitung einer Doula? Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Noch ist das Berufsbild ja sehr neu, also hier ein paar Fakten dazu. Wie hoch ist beispielsweise das Honorar, das Doulas für die intensive Betreu­ung berechnen? Das "einfache" Pa­ket kostet bei Margareta Kloppen­borg 850 Euro: Dafür betreut sie in drei Gesprächen die Schwangeren, drei Wochen Rufbereitschaft rund um die Uhr – und natürlich die Ge­burtsbegleitung – sind inklusive. Die "Luxusversion" mit einer zusätz­lichen Massage kostet 1.000 Euro. Und die Krankenkasse? Übernimmt die Kosten dafür leider noch nicht. Allerdings: Pro Jahr übernimmt Heilpraktikerin Kloppenborg zwei Geburten "gratis". So sollen sich auch finanzschwache Schwangere ihre Unterstützung leisten können.

Doula bedeutet auf Deutsch "Dienerin der Geburt"

Der Name Doula leitet sich vom grie­chischen Wort "doulalei" ab und steht für so etwas wie "Magd" oder "Diene­rin". Sind jene Frauen also nur ein schlichter Ersatz für das Schaffen der Hebammen? Mitnichten. Sie verstehen ihre "Dienste" als mentale Unterstützung – kein Wunder also, dass nur diejenigen Zugang zu dem Beruf bekommen, die selbst Kinder zur Welt gebracht haben. In Deutschland führt der zu­ ständige Verein Doulas in Deutsch­land (DiD) etwa 250 Mitglieder. Schwangere können auf dieser Seite auch eine Doula finden, die sie während der Schwangerschaft und Geburt begleitet. 

Der Unterschied zwischen Doulas und Hebammen

Was aber unterscheidet nun eine Dou­la von einer Hebamme? "Die Doula muss von den Eltern selbst bezahlt werden, während die Hebamme von den Krankenkassen entlohnt wird. Das bedeutet, dass sich diejenigen, die Geld haben, eine intensive Be­treuung kaufen können – und die anderen müssen sich die Hebamme mit mehreren Frauen teilen, deswe­gen sollte eigentlich für alle Frauen eine Eins-­zu-­eins-­Betreuung finanziert werden", erläutert Astrid Giesen, die erste Vorsitzende vom Landesverband Bayerische Hebammen e.V. Generell verstehe sie "das Bedürfnis der Frau, dass immer eine Person an ihrer Seite ist, sehr gut", so die Verbandssprecherin. Auch wenn sie sich natürlich wünsche, dass das Ge­sundheitssystem so gut ausgebaut wäre, dass die Geburtsbegleitung im­mer von Hebammen geleistet wird. Sie sieht den großen Unterschied darin, dass eine Hebamme im Falle von Komplikationen bei der Geburt intervenieren kann – das ist der Doula versagt.

Trotzdem ist die Unterstützung der Gebärenden, körperlich und psy­chisch durch die Doula an ihrer Seite, so enorm wichtig. Margareta Kloppen­borg weiß aus Erfahrung: "Frauen, die sonst im Leben stehen, fühlen sich während der Geburt überfordert und ein Stück weit hilflos." Dem gelte es entgegenzuwirken. "Eine Doula führt keine Untersuchungen durch und erteilt keine medizinischen Ratschläge. Die Aufgabe einer Doula ist es, sich ganz auf die Frau einzulassen und als vertraute Person bei der Mutter zu bleiben. Sie trägt das gesamte Ge­burtserlebnis vom Beginn der Wehen bis zur Geburt des Kindes mit.“

© Foto: Margareta Kloppenborg
Margareta zeigt der werdenden Mama, wie das Kind aktuell im Bauch liegt und wie es sich noch drehen kann. 

Begleitung während Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett

Sofern die Mutter beziehungsweise das Elternpaar das möchte, kann die Doula die junge Familie auch in den ersten Tagen und Wochen begleiten. Sie kann als emotionale Stütze dienen, Hilfestellung bei der Betreuung des Neugeborenen und möglicher Geschwisterkinder anbieten, der jungen Mutter Frei­räume schaffen, Gesprächspartner für den frischgebackenen Vater sein, Austausch von Stillerfahrungen und Stillberatung anbieten.

Doulas sind längst Objekt der Forschung

Auch Wissenschaftler bestätigen die positive Funktion der Doulas: "Insgesamt war die Chance auf eine vagi­nale Geburt höher und die Gabe von Schmerzmedikamenten, PDAs, Vaku­um­ oder Zangengeburten und Kaiser­ schnitten geringer", so das Fazit einer Metastudie der Universität Toronto (2011), die 21 Befragungsstudien mit über 15.000 Frauen ausgewertet hat.

Generell würden durch die Mitwir­kung von Doulas im Kreißsaal viele Geburten verkürzt, die Kaiserschnitt­rate senkt sich, die Bindung zwischen Mutter und Kind wird gefördert – und das Wichtigste: Stress und Angstge­fühle vor und bei der Geburt werden vermindert. Der Tenor: "Während der Wehen und Geburt sollten alle Frauen durch eine Doula unterstützt werden."

© Foto: Margareta Kloppenborg
Doula Margareta zeigt ihrer Klientin am Modell, wie die Beckenbodenmuskulatur bei der Geburt gefordert ist.

Beistand im besten Sinne

Die Arbeit von Doulas wie Margareta Kloppenborg hört aber mit dem Geburtserlebnis in der Klinik nicht auf: Die Stunden im Kreißsaal werden noch mal – auch mit dem Vater – aufgearbeitet. Und die Doula steht der Familie in den ersten Tagen wirk­lich bei. Margareta Kloppenborg ist tatsächlich eine ideale "Dienerin" der werdenden Mutter. Wenn man sie darauf anspricht, lächelt sie nur.

Autor: Matthias Lauerer

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