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"Du hattest einen Kaiserschnitt, du Arme!", "Das tut mir aber leid für dich, dass es nicht 'normal' geklappt hat." "Fühlst du dich überhaupt mit dem Kind verbunden, ohne natürliche Geburt?" Solche Aussagen hören sicherlich einige Mütter, die per Kaiserschnitt geboren haben. Viele Frauen sind enttäuscht, wenn es nicht auf natürlichem Wege geklappt hat und die Geburt in einem (Not-)Kaiserschnitt endete.
Es gibt aber auch Schwangere, die sich bewusst für einen Kaiserschnitt entscheiden. Doch hier stoßen viele Frauen auf Unverständnis, da in den Augen anderer dieser Wunsch nicht richtig ist. Aber was ist "richtig"? Wer hat das Recht dies festzulegen?
Ich als Hebamme finde, jeder sollte für sich selbst entscheiden dürfen, wenn es um das ganz persönliche Thema Geburt geht. Keiner hat das Recht, diesen persönlichen Wunsch zu bewerten und dich Schwangere deshalb als minderwertige Mutter darzustellen. Selbstbestimmung wird oft thematisiert, wenn es um das Thema Geburt geht. Nur hört diese leider häufig auf, wenn eine Frau einen Kaiserschnitt möchte ...
Nur zwei Prozent der Kaiserschnitte sind geplante Kaiserschnitte
In Deutschland werden etwa 30 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt geboren, davon sind etwa zwei Prozent geplante Kaiserschnitte. Die Sectio Cesarea ist der Fachbegriff für die Schnittentbindung durch die Bauchdecke. Dieser Begriff leitet sich ab von dem lateinischen Wort "Sectio", was "Schnitt" bedeutet, und dem lateinischen Wort "Cesarea", was übersetzt "kaiserlich" heißt.
Mittlerweile ist diese Operation so perfektioniert, das es nur noch geringe Risiken für Mutter und Kind gibt. Im 19. Jahrhundert hingegen war der Kaiserschnitt das Todesurteil für die Mutter und wurde deshalb nur im absoluten Notfall durchgeführt, um das Kind zu retten.
Heutzutage wird in Deutschland fast ausschließlich mit einer Operationstechnik, die in einem Krankenhaus in Jerusalem entwickelt wurde, operiert: die Misgav-Ladach-Methode. Bei dieser Operationsmethode wird wenig geschnitten, sondern hauptsächlich gerissen. Hört sich komisch an, ergibt aber absolut Sinn. Denn die Genesung und Heilung verläuft viel schneller.
Der querverlaufende Hautschnitt ist etwa zehn bis 20 Zentimeter lang und befindet sich direkt über dem Schambein. Für das darunter liegende Gewebe wir dann hauptsächlich die oben genannte Methode angewandt. Die spätere Narbe ist so weit unten, dass man sie beim Tragen eines Bikinis zum Beispiel nicht sehen kann.

Gründe für einen Wunschkaiserschnitt
Die Gründe für die Entscheidung, das Baby per Kaiserschnitt bekommen zu wollen sind vielfältig – doch der häufigste ist Angst. Gerade während der ersten Schwangerschaft schüren Horror-Geschichten über Geburten diese Angst weiter. Manchmal ist es auch die Angst vor den Schmerzen oder die Sorge, dass dem Kind während der vaginalen Geburt etwas passieren könnte.
Es mag auch Frauen geben, denen das Gefühl der Planbarkeit der Geburt gefällt. Was auch immer die Beweggründe sind, es ist immer wichtig, eine gute Beratung durch eine Hebamme und einen Arzt zu erhalten. Gut bedeutet nicht, belehrt oder bekehrt zu werden, sondern ein Gespräch darüber zu führen, woher der Wunsch kommt. Bei manchen Schwangeren stellt sich heraus, dass die "natürliche" Geburt schließlich doch der richtige Weg ist.
Aber wer sich nach ausführlicher Beratung gestärkt im Wunschkaiserschnitt fühlt, sollte diesen auch durchsetzen. Beratung ist beim Thema Wunschkaiserschnitt das A und O, denn viele Frauen wissen gar nicht, worauf sie sich einlassen. Der Kaiserschnitt ist und bleibt eine Bauchoperation unter Narkose.
Es gibt natürlich auch einige medizinische Indikationen (Gründe), weshalb die Geburt per geplantem Kaischnitt notwendig bzw. ratsam ist, zum Beispiel ...
- ...wenn das Baby quer im Bauch der werdenden Mutter liegt.
- ...wenn die Plazenta vor dem Muttermund gewachsen ist.
- ...bei einer Beckenendlage (das Baby liegt mit dem Po nach unten).
- ...bei komplizierten Zwillingsschwangerschaften – in diesen Fällen ist nach Beratung auch eine spontane Geburt möglich. Oder der sekundäre Kaiserschnitt, der sich im Geburtsverlauf ergibt, wenn es zum Beispiel Mutter oder Kind nicht gut geht.
- bei Mehrlingsschwangerschaften.
Der Ablauf eines geplanten Kaiserschnitts
Wenn sich in Absprache mit dem Frauenarzt oder bei der Anmeldung im Krankenhaus ergibt, dass die Geburt ein geplanter Kaiserschnitt werden soll, wird hierfür ein Termin festgelegt. Dieser orientiert sich an dem errechneten Geburtstermin (ET). Sieben bis zehn Tage vor dem ET wird üblicher Weise der Kaiserschnitt angesetzt. Meistens geht der Arzt auch auf eure Terminwünsche ein, sofern diese nicht zu weit vom ET entfernt sind, an Feiertagen oder am Wochenende liegen.
Vor dem geplanten Kaiserschnitt (wiederum etwa sieben bis zehn Tage vorher) findet ein weiterer Aufklärungs- und Untersuchungstermin im Krankenhaus statt. An dem festgelegten Tag der Geburt und der abgesprochen Uhrzeit findet ihr euch im Kreißsaal ein. Nun werden die letzten Vorbereitungen getroffen, wie zum Beispiel ein CTG geschrieben und ein Zugang in die Vene gelegt.
Du hast natürlich auch eine Hebamme an deiner Seite, denn bei jeder Geburt – auch bei einem Kaiserschnitt – muss eine Hebamme anwesend sein. Nachdem der OP-Kittel angezogen ist und letzte Fragen besprochen wurden, geht es meist zu Fuß in den Operationsaal. Dieser liegt häufig direkt im Flur des Kreißsaals. Nachdem die Teilnarkose (vom Bauch abwärts) verabreicht wurde, der Bauch desinfiziert und der Katheter gelegt ist, wird dein Partner dazugeholt, und dann geht es auch schon los.
Das Baby wird fünf bis zehn Minuten nach dem Hautschnitt geboren. Wenn es dir und dem Neugeborenen gut geht, bleibt es die ganze Zeit bei dir und ihr könnt kuscheln, um die Mutter-Kind-Bindung (Bonding) zu fördern. Während du dein Baby kennenlernst, nähen die Ärzte dich zu. Nach der OP bleibst du zur Überwachung für etwa zwei Stunden im Kreißsaal, bevor es auf die Wochenbettstation geht. Die gesamte Operation dauert ungefähr 60 Minuten. Nach drei bis fünf Tagen gehen die meisten Frauen nach Hause.

Risiko und Nebenwirkungen eines geplanten Kaiserschnitts
Man sollte nicht außer Acht lassen, dass der Kaiserschnitt eine Operation ist und es somit ein erhöhtes Risiko für Komplikationen gibt. Deshalb muss man vor dem Eingriff einen langen, gefühlt zehnseitigen Aufklärungsbogen unterschreiben, nachdem der Arzt über die Operation und alle Risiken aufgeklärt hat.
Es ist tatsächlich so, dass die Kaiserschnittgeburt für das Baby sicherer als eine vaginale Geburt ist. Jedoch sind die Risiken für die werdene Mutter höher bei der Schnittentbindung. Die Komplikationen für die Frau sind unter anderem: Infektionen, Verletzung anderer Organe und Wundheilungsstörungen.
Kaiserschnittkinder haben manchmal sogenannte Anpassungsstörungen, was bedeutet, dass die Kinder die ersten Minuten nicht 100-prozentig fit sind und leichte Probleme mit der Atmung haben. Das kommt aber auch bei "natürlichen" Geburten vor. Stillen ist natürlich genauso möglich wie nach einer spontanen Geburt.
Schmerzen nach der Geburt
Vor einigen Jahren gab es noch die Regel: einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt. Das stimmt heutzutage aber nicht mehr. Wenn bei der ersten Geburt das Kind per Kaiserschnitt geboren wurde, heißt es nicht automatisch, dass alle weiteren Kinder so geboren werden müssen. Bei der zweiten Schwangerschaft bzw. Geburt stehen dir also alle Möglichkeiten zur Verfügung.
Dass der Kaiserschnitt an sich komplett schmerzlos verläuft, ganz im Gegsensatz zu einer spontanen Geburt, stimmt. Aber man darf auch nicht vergessen, dass du die Schmerzen dann nach der Geburt hast. Jede Mutter, die per Kaiserschnitt geboren hat, wird sich noch an die extremen Schmerzen beim ersten Aufstehen, wenige Stunden nach der Operation, erinnern.
Aber es wird mit jedem Aufstehen besser, denn die Bewegung hilft der schnelleren Heilung und Genesung sehr. Abgesehen davon darf und sollte man auch Schmerzmittel nach dem Kaiserschnitt nehmen. Ibuprofen oder Paracetamol können auch stillende Mütter einnehmen.
Wer also denkt, er könnte sich die Schmerzen durch die Art der Geburt sparen, irrt leider – der Zeitpunkt der Schmerzen verschiebt sich lediglich nach hinten.
"Momshaming" nach Kaiserschnitt
Der Druck von außen und insbesondere von anderen Müttern ist groß: Du MUSST spontan entbinden, du MUSST stillen. Kein Raum für eigene Entscheidungen und persönliche Wünsche – aber warum? Jede Schwangere hat das Recht, sich die Art der Geburt zu wünschen, und im besten Fall zu bekommen.
Auch wenn es ein Wunschkaiserschnitt ist. Es ist nur leider so, das viele eine Geburt per Kaiserschnitt als eine Geburt zweiter Wahl sehen. Jede Frau sollte sich nach der Geburt wie eine Heldin fühlen dürfen, egal auf welchem Wege das Kind das Licht der Welt erblickt hat. In unserer Gesellschaft wird Müttern aber das Gefühl gegeben: Wenn du nicht auf natürlichem, "normalem" Wege geboren hast, bist du keine gute Mutter. Ich habe als Hebamme sogar schon mal den Satz "Jede Kuh kann ein Kind zur Welt bringen und ich hab es nicht hinbekommen!" von einer Mutter gehört.
Jede Frau sollte offen sagen können, wie sie sich ihre Geburt vorstellt
Aber sollte man nicht allen Müttern das Gefühl geben, etwas erreicht zu haben? Jede Mutter war rund 40 Wochen schwanger, jede von ihnen hat ihren Körper völlig selbstlos zur Verfügung gestellt, um darin ein Baby wachsen zu lassen. Sollte man nicht das anerkennen, anstelle sich auf die Art der Geburt zu versteifen? Sollte ein Kaiserschnitt nicht auch für jeden als richtige Geburt zählen?
Ich möchte auf keinem Fall Werbung für einen Wunschkaiserschnitt machen, würde mir aber wünschen, das jede Frau offen und frei sagen kann, was für eine Geburt sie sich vorstellt. Ganz ohne Angst vor der Meinung anderer, insbesondere die Meinung von anderen Müttern, Freunden, Familie, Ärzten oder auch Hebammen. Denn ob du eine spontane Geburt, Hausgeburt oder einen Wunschkaiserschnitt möchtest – es ist deine Geburt und wem dein Wunsch nicht gefällt, sollte sich an die Südstaaten-Regel halten: "Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, sag einfach gar nichts!"