
Hallo kleiner Bruder,
endlich lerne ich dich kennen! Ich hab schon so, so viel von dir gehört. Neun Monate lang haben unsere Eltern von dir erzählt. Dass du im Bauch bist. Und immer größer wirst. Hmm, so richtig konnte ich mir das nie vorstellen. Angeblich solltest du da sogar schon hören und sehen können. Nur was eigentlich? Hab ich mich immer gefragt. Was sieht man denn da drinnen? Ist das nicht ganz schön dunkel?
Jetzt kannst du auf jeden Fall endlich auch mich sehen. Und das finde ich wirklich toll. Ich durfte dich sogar schon halten – und dabei habe ich mich selbst ganz groß und stark gefühlt. Alle wollten davon ein Foto: Mama und Papa, Oma und Opa und sogar Tante Henriette. Das muss wohl ein ziemlich besonderer Moment gewesen sein ...
Mama und Papa haben gesagt, dass du erst mal gar nicht mit mir spielen wirst. Dass du noch zu klein dafür bist. Und eigentlich nur nuckeln und pupsen willst. Und ganz viel schlummern. Das finde ich irgendwie schade. Zu gern wollte ich dir eigentlich meine Lego-Eisenbahn zeigen. Und meine Dino-Sammlung präsentieren. An die lass ich eigentlich niemanden so gern ran. Das sind nämlich meine Lieblingsspielzeuge.
Aber wenn du so weit bist, lass ich dich auch mal damit spielen. Versprochen! Bis dahin kuschel ich mit dir. Und guck dir zu, wie du so lustige Gesichter machst, wenn du schläfst. Mama sagt, dass hab ich damals auch gemacht. Und ich sah genauso aus wie du als Baby. Also fast genauso. Der Gedanke gefällt mir und ich fühle dabei was ganz Warmes in meinen Bauch.
Ich muss dir aber auch etwas beichten: Ein paarmal schon war ich wirklich doll eifersüchtig auf dich. Weil Mama dich immerzu stillen muss und Papa dich andauernd auf dem Arm hat. Die beiden haben jetzt viel weniger Zeit für mich. Und sind immer soooo müde ...
Du musst mir versprechen, dass du das wieder gut machst, okay!? Und du dafür ganz bald mein bester Spielkumpel wirst. Und ich verspreche dir dafür, dass ich immer auf dich aufpassen werde.
Ich hab dich lieb,
dein großer Bruder