
Von Körbchen D auf B in zwei Stillzeiten
"Nun warte mal ab, die Brust kommt von ganz allein wieder", hat meine Freundin gesagt, als ich über meine für immer verlorenen Körbchengrößen klagte. Sie ist selbst Mutter und trägt tatsächlich dieselben BHs wie vor der Schwangerschaft, ganz ohne Bruststraffung oder anderweitige Operation. Mein Sohn wird bald 5, meine Tochter 2.
Dass bei mir noch Hoffnung auf eine natürliche Wiederauffüllung der Brust besteht, ist leider mehr als unwahrscheinlich: "Etwa sechs Monate nach Abschluss der Stillphase haben die Brüste ihr endgültiges Aussehen erreicht", erklärt mir Dr. Murat Dağdelen. Er ist ärztlicher Direktor von DiaMonD Aeathetics, Fachpraxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Düsseldorf. "Häufig sind Haut und Haltebänder während der Schwangerschaft und Stillphase derart gedehnt worden, dass der Busen seine Form verloren hat. Von alleine bildet sich beides leider nicht mehr zurück."
Schönheitschirurgie nach der Geburt: ja oder nein?
Den Gedanken, das ästhetische Problem mithilfe einer Bruststraffung zu beheben, äußere ich das erste Mal gegenüber meinen beiden besten Freundinnen. "Würde ich auch machen. Ist doch wichtig, dass du dich wohl fühlst in deinem Körper!", sagt die eine. "Spinnst du? Jede OP und jede Narkose ist ein Risiko, und dieser Eingriff ist medizinisch gesehen unnötig!", reagiert die andere. Und damit spiegeln sie ziemlich genau meine persönlichen Pro- und Contra-Gedanken zum Thema Bruststraffung wider.
"Mommy Makeover": das Komplett-Paket nach der Geburt
Mit dem Wunsch nach einem "Before-Baby-Body" inklusive Bruststraffung bin ich zu meiner Beruhigung definitiv nicht allein: Fachpraxen bieten mittlerweile sogar speziell auf Mütter abgestimmte Komplett-Pakete an, ein sogenanntes "Mommy Makeover": Bruststraffung, Brustvergrößerung, Bauchdeckenstraffung, Fettabsaugung – eine Wiederherstellung genau der Körperregionen, die durch Schwangerschaft und Stillzeit in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Bei meiner Recherche stoße ich auf die Möglichkeit einer Brustvergrößerung durch Eigenfett. Sofort bin ich begeistert: Das wären ja zwei Fliegen mit einer Klappe! Dr. Dağdelen bestätigt mir, dass man sich bei dieser Form der Brustvergrößerung aussuchen kann, wo das Fett abgesaugt werden soll. Vorausgesetzt, es ist genügend Fettgewebe vorhanden. "Meistens entscheiden sich Frauen für die typischen Problemzonen am Bauch oder den Oberschenkeln", erklärt er mir. Gedanklich sehe ich die Fettpolster an meinem Bauch schon in meine Brust wandern. Doch dann folgt die Ernüchterung von Dr. Dağdelen: "Mit einer Eigenfettbehandlung lässt sich die Brust allerdings nicht straffen, sondern nur bis zu einer halben Körbchengröße füllen. Wünschen sich Mütter die Wiederherstellung von mehr Volumen, kommen Implantate zum Einsatz."
Nochmal schwanger trotz OP?
Ich sehe ein: In eine erschlaffte Brust einfach mehr Fett reinzuspritzen, ergibt sicher kein zufriedenstellendes Ergebnis. Also bleiben nur Implantate. Aber was, wenn sich unsere Familienplanung eines Tages ändert und wir doch noch ein drittes Kind bekommen wollen? "Ob erneutes Stillen möglich ist, hängt vom Umfang der Brust-OP ab", erläutert Dr. Dağdelen und beruhigt mich: "Eine Vergrößerung oder Straffung stellt in der Regel kein Problem dar."
Schwierig wird es laut dem Experten nur, wenn bei einer Brustverkleinerung viel Brustdrüsengewebe entfernt werden musste. Und er erklärt mir weiter: "Eine erneute Schwangerschaft ist auch mit einer gestrafften Bauchdecke problemlos möglich, da die Narbe den Belastungen standhält." Allerdings dehnt sich mit wachsendem Bauch die Haut erneut, sodass das Ergebnis der Straffung die Schwangerschaft nicht überdauert.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation?
Es ist wie so oft im Leben: Information tut gut. Ich merke, wie sich durch die Antworten von Dr. Dağdelen meine innere Pro- und Contra-Liste langsam mit Substanz füllt. Was mich noch beschäftigt, ist die Frage nach dem Zeitpunkt: Ab wann kann das Thema "Mommy Makeover" theoretisch überhaupt losgehen? "Häufig kommen Mütter, nachdem ihre Familienplanung abgeschlossen ist", berichtet Dr. Dağdelen.
"Einige Frauen suchen mich schon in der Stillphase für ein Beratungsgespräch auf. Selbstverständlich erfolgt eine Behandlung erst nach dem Abstillen, aber so können sich die Frauen ganz in Ruhe überlegen, ob sie sich zu einem späteren Zeitpunkt behandeln lassen möchten." Eine sinnvolle Vorgehensweise, wie ich finde.
Denn gerade das Thema Bruststraffung kann laut dem Experten erst nach einer ausreichenden Wartezeit angegangen werden: "Mit einer Brust-OP warten wir mindestens sechs Monate nach Abschluss der Stillphase, da sich die Brüste in diesem Zeitraum noch verändern können." Eine Bauchstraffung, erklärt er mir noch, lässt sich schon nach der Rückbildungszeit von sechs Wochen vornehmen. Letztendlich aber, schließt er ab, muss natürlich in jedem Fall individuell entschieden werden, ob und wann eine Behandlung infrage kommt.
Was kostet so ein Mommy Makeover?
Was bleibt, ist die nicht unwesentliche Frage nach den Kosten. Hier kann Dr. Dağdelen mir ganz konkrete Spielräume nennen: "Eine Kombination von Brust-OP und Bauchdeckenstraffung kann zwischen 12.000 und 16.000 Euro kosten. Eingriffe an der Brust beginnen bei 4.500 Euro für eine reine Straffung und bei 6.000 Euro für eine Vergrößerung mit Implantaten. Die Kosten einer Bauchdeckenstraffung liegen zwischen 3.500 und 6.500 Euro."
Der Experte warnt vor Billig-Anbietern: "Vorsicht ist geboten, wenn Anbieter eine Kombi-Operation zu einem günstigen Festpreis anbieten, ohne die Patientin vorher untersucht zu haben. Denn die Kosten berechnen sich bei jedem Fall ganz individuell." Abschließende Worte, die mir bei meiner Entscheidung ein kleines Stück weiterhelfen: Ich höre auf zu googeln und vereinbare erst einmal einen Termin beim Facharzt. Ob ich dann wirklich auf eine Bruststraffung spare, kann ich nach der Untersuchung immer noch entscheiden."
Autorin: Silke Schröckert