Diagnose Risikoschwangerschaft: Was gilt es, zu beachten?© Foto: Getty Images
Diagnose Risikoschwangerschaft: Was gilt es, zu beachten?

"Eine Schwangerschaft soll ein Risiko sein? Ich bin doch nicht krank, sondern nur schwanger!" Das stimmt natürlich auch, eine Schwangerschaft stellt erst mal an sich kein Risiko dar. Jedoch kann es sein, dass du mögliche Risiken mit in die Schwangerschaft bringst, die zu einer Risikoschwangerschaft führen können. Der Verlauf der Schwangerschaft oder auch vorangegangene Geburten können unter Umständen zu dieser "Diagnose" führen.

Wie viele Frauen gelten als "risikoschwanger"?

Etwa 40 bis 50 Prozent der Schwangeren haben in Deutschland eine Risikoschwangerschaft. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass bei all diesen Frauen dramatische Schwangerschaftsverläufe zu erwarten sind. Es heißt schlicht und einfach nur, dass ein oder mehrere Punkte des Risikokatalogs im Mutterpass mit "Ja" beantwortet wurden.

Wie findet man heraus, dass eine Risikoschwangerschaft vorliegt?

Im Mutterpass findet sich auf den Seite 5 und 6 (beziehungsweise auch auf den Seiten 21 und 22) eine Art Risikokatalog. Dieser Katalog, der in Zusammenarbeit von Ärzten und Krankenkassen entwickelt wurde, ist von anfänglich 17 auf nunmehr über 50 Fragen angestiegen. Dass dadurch natürlich die Wahrscheinlichkeit steigt, dass du eine Risikoschwangerschaft "attestiert" bekommst, ist also durchaus einleuchtend. Dieser "Katalog" wird am Anfang der Schwangerschaft zusammen mit dem Gynäkologen oder der Hebamme ausgefüllt.

Welche Konsequenzen hat eine Risikoschwangerschaft?

Erst mal gar keine. Diese Auflistung verschiedener Kategorien hat unterschiedliche Gewichtung bei der Relevanz. Manche führen zu einer genaueren und engmaschigeren Kontrolle der Schwangerschaft, andere nicht. Hierbei kommt es natürlich auch immer darauf an, wo genau das Kreuzchen gesetzt wurde. Wenn deine Oma zum Beispiel Diabetes hat oder an Bluthochdruck leidet, wird es für den Verlauf deiner Schwangerschaft – in den meisten Fällen – nicht relevant sein.

Dr. med. Frank Schmolling, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe des Klinikum Westfalen, sagt hierzu: "Eine ältere Erstgebärende braucht sich bei normalem Ausgangsgewicht und adäquater Gewichtszunahme trotz Risikoschwangerschaft keine Sorgen zu machen. Allerdings sollte eine solche Schwangerschaft engmaschiger kontrolliert werden."  

Spielt das Alter der Schwangeren eine Rolle für ein Risiko?

Ja, einer der Punkte dieser Liste ist auch das Alter der Frau. Hierbei geht es um Schwangere, die älter als 35 Jahre oder jünger als 18 Jahre sind. Denn hieraus ergibt sich, dass aufgrund des Alters unter anderem mit einem höheren Risiko für Frühgeburten oder Schwangerschaftserkrankungen zu rechnen ist. Auch das Risiko für Fehlbildungen, wie beispielsweise die Trisomie 21 (Downsyndrom), steigt signifikant mit dem Alter an. Das Risiko einer Frau mit 25 Jahren, ein Kind mit dieser Chromosomen-Störung zu bekommen, liegt bei 1:1.350. Ist die Schwangere über 35 Jahre alt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1:360. Deshalb werden Frauen über 35 Jahren mehr mit dem Thema Pränataldiagnostik konfrontiert und sollten sich damit auseinandersetzten.

Aber natürlich hat jede Frau auch das Recht, Untersuchungen nicht durchführen zu lassen. Dies ist – wie bei allen pränataldiagnostischen Untersuchungen – immer eine persönliche Entscheidung. Auch wenn du mit einem gewissen Alter in eine Risikogruppe fällst, liegt die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausgangs der Schwangerschaft bei weit über 90 Prozent. Dr. Schmolling sagt: "Die Zunahme des Alters, nicht nur der Erstgebärenden, ist der wesentliche Faktor für das erhöhte Aufkommen an Schwangerschaftsrisiken und der erhöhten Kaiserschnittrate der letzten zehn Jahre. Typische Schwangerschaftserkrankungen wie ein Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) und Gestosen nehmen im höheren Alter auch eher zu."

Kann eine vorherige Schwangerschaft und Geburt zu einer Risikoschwangerschaft führen?

Wenn du bereits dein zweites oder drittes (viertes, fünftes …) Kind erwartest, können vorherige Verläufe deiner Schwangerschaften auch ein Grund für eine Risikoschwangerschaft sein. Genauso verhält es sich bei den Geburten. Eine Schwangerschaft, nachdem du einen Kaiserschnitt bei deiner vorherigen Geburt hattest, ist auch ein Punkt auf der Risikoliste. Hier steigt nämlich das Risiko einer Uterusruptur (Aufreißen der Gebärmutter, meist unter der Geburt). Auch wenn du bereits mehr als vier Kinder geboren hast oder mehrere Fehlgeburten erlitten hast, gilt dies als Risiko. Das liegt einfach daran, dass die häufige Ausdehnung der Gebärmutter zu schlechterem Zusammenziehen (Kontrahieren) führen kann. Dies sorgt mitunter zu stärkeren Blutungen nach der Geburt. Wenn du in einer vorherigen Schwangerschaft eine Schwangerschaftsvergiftung oder auch einen Schwangerschaftsdiabetes hattest, wirst du auf jeden Fall engmaschiger kontrolliert, um gegebenenfalls festzustellen, ob es Hinweise für ähnliche Verläufe gibt.

Welche Diagnosen während der Schwangerschaft können ein Risiko sein?

Wenn du mehr als ein Baby erwartest, wirst du automatisch in die Kategorie "Risikoschwanger" eingestuft. Mehr als ein Kind im Bauch zu tragen kann unter Umständen einfach zu vielen verschiedenen Komplikationen führen, muss es aber natürlich nicht.

Wenn du einen Schwangerschaftsdiabetes hast (hier erfährst du mehr über die Symptome eines Schwangerschaftsdiabetes), ist deine Schwangerschaft auch risikoreicher und wird ebenso in diese Kategorie eingestuft. Bei Schwangerschaftsdiabetes werden ebenfalls engmaschigere Kontrollen durchgeführt, um die damit einhergehenden möglichen Risiken zu überwachen. 

Welche Risiken häufen sich in den letzten Jahren?

Insbesondere das Alter spielt hier eine recht große Rolle, denn innerhalb der letzten Jahre werden Frauen immer älter bei der Geburt – vor allem bei der des ersten Kindes. Es gibt natürlich noch viele andere Faktoren. Dr. Schmolling sieht ein weiteres Risiko rasant steigen: "Übergewicht und eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft sind in allen Altersgruppen im Vergleich zu vor zehn Jahren häufiger." Denn dein Gewicht kann sich auch negativ auf die Schwangerschaft auswirken. Sowohl das Gewicht, mit dem du in die Schwangerschaft startest, als auch die Zunahme sind nicht unwichtig. Das Gerücht, dass du für zwei essen sollst, gilt seit Jahren als überholt. Eine Zunahme von bis zu 17 Kilo – bei normalem Ausgangsgewicht – ist normal.

Mehr Kontrollen schützen dich und dein Baby

Jede Schwangerschaft ist etwas Besonderes, ob mit erhöhten Risiko oder nicht. Selbst wenn du den "Stempel" risikoschwanger bekommen hast: Lass dir diese besondere Zeit dadurch nicht vermiesen. Mehr Kontrollen bedeuten einfach nur, auf Nummer sicher zu gehen und zu prüfen, ob alles den gewünschten Gang geht. Schlussendlich dient alles, was die Ärzte und Hebammen machen, nur deinem Schutz und dem deines Babys. Und das hat für dich sicherlich auch die höchste Priorität – damit du gesund und munter dein Baby nach knapp zehn Monaten in den Armen halten kannst. Dann bist du nicht mehr "riskoschwanger", sondern glückliche Mutter.

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