In der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft: Schadet Paracetamol dem Baby?

Wie schädlich ist Paracetamol in der Schwangerschaft? Das haben Wissenschaftler erneut überprüft und mahnen nun zur Vorsicht: Die Einnahme kann körperliche und neurologische Folgen für das Kind haben. Grund zur Panik besteht aber nicht.

Vorsicht bei der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft.© Foto: Getty Images/gpointstudio
Vorsicht bei der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft.

Wissenschaftler untersuchten die Wirkung von Paracetamol in der Schwangerschaft erneut

Bisher galt die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft als unbedenklich. Die Hersteller werben damit, dass das freiverkäufliche Medikament das "Mittel der Wahl" in jeder Phase der Schwangerschaft sei und auch Embryotox, das Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, empfiehlt das Mittel gegen Schmerzen und Fieber. 

Doch rund 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung des Neurologen Professor Dr. David M. Kristensen von der Universität Kopenhagen zweifeln nun an dieser These. Sie verglichen unterschiedliche Studien aus den letzten 25 Jahren und kommen zu dem Schluss, dass eine pränatale Einnahme unter anderem neurologische und körperliche Folgen haben könnte. 

Die Einnahme kann das Risiko für ADHS und Autismus beim Kind erhöhen

Bei Jungs könne es demnach öfter zu einem Hodenhochstand, bei Mädchen zu einem früheren Beginn der Pubertät und zu Sprachentwicklungsstörungen kommen. Bei beiden Geschlechtern sei zudem möglicherweise das Risiko für Aufmerksamkeitsdefizit-Störungen, Autismus und Intelligenzeinschränkung erhöht. Diese Befunde veröffentlichte der Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Reviews Endocrinology".

Experten warnen vor Panikmache

Zwar lehnen auch die Autoren dieser Studie den Einsatz von Paracetamol während einer Schwangerschaft nicht prinzipiell ab, fordern aber eine Verschreibung der kleinsten möglichen Dosis über einen möglichst geringen Zeitraum.

"Panikmache muss vermieden werden", sagt der deutsche Experte Wolfgang Paulus, Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm, gegenüber dem Nachrichtensender N-TV. Er berät Patientinnen und Ärzte zur Anwendung von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. "Es ist sicher gerechtfertigt, vor einem allzu unbedachten Umgang mit Paracetamol in der Schwangerschaft zu warnen", sagt er. Bis klare Ergebnisse vorliegen, rät der Mediziner zu Vorsicht, will werdende Mütter aber beruhigen. "Schwangere reagieren auf solche Meldungen sehr sensibel. Die beobachteten Veränderungen in der Verhaltens- und Geschlechtsentwicklung sind in der Größenordnung absolut nicht vergleichbar mit Schädigungen beispielsweise durch Contergan."

Charité hält die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft für sicher

Auch in den Unterlagen bei Embryotox werden selten auftretende Probleme bereits erwähnt. Dennoch kommen die Experten der Charité zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft sicher ist. 

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