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Sabrina Thiel (39), Rechtsanwältin aus Schwerte, sah das Ergebnis eines One-Night-Stands als glückliche Fügung. Mutig entschied sie, egal wie der Vater dazu steht: „Ich möchte mein Baby bekommen“. Sie hat vor, ihre Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis, die auf Familienrecht spezialisiert ist, wieder aufzunehmen.
Sie erzählt: Manchmal versetzt es mir natürlich einen Stich. Der Mann meiner Zimmernachbarin im Krankenhaus freute sich so sehr über seinen neugeborenen Sohn. Elternzeitschriften und Bücher haben tolle Tipps für werdende Väter. Im Geburtsvorbereitungskursus war ich bei den Paarabenden als Einzige allein. Das ist alles nicht schlimm, aber schön ist es auch nicht.
Ich habe mich vom ersten Moment meiner Schwangerschaft auf das Kind gefreut – sein Vater, ein promovierter Biologe, wollte sofort eine Abtreibung. Aus seiner Sicht gar nicht so unverständlich. Ein Kind wegen nur einer unvernünftigen Nacht? Mit den Männern, die ich geliebt habe, hatten sich Kinder nicht ergeben. Ich hatte mich langsam schon auf ein Leben ohne eingestellt. Dass ich noch Mutter werden würde – damit hätte ich niemals gerechnet.
Vielleicht bekomme ich wirklich ein Kind, wie schön wäre das? Dieser leise Gedanke war schon da, als es dringend Zeit für einen Schwangerschaftstest wurde. Eigentlich dachte ich mehr „Du lieber Himmel“, aber so eine verschmitzte, kleine Freude, die war von Anfang an da. Als der Test „schwanger“ anzeigte, freute ich mich mehr, als dass ich um die Zukunft fürchtete.
Der Vater meiner Tochter war alles andere als begeistert, daran hat sich auch nichts geändert. Ein einziger kurzer Besuch nach der Geburt, das war es. Es sprang kein Funke über zu seinem Kind. Dafür gab es eine Menge Ärger um den Unterhalt. Für mich ist meine Tochter trotzdem das größte Glück. Er versteht nicht, warum ich sie unbedingt haben wollte. Ein Kind mit einer Frau, mit der er gar nicht zusammen ist, ist ihm in seinen Kreisen unglaublich peinlich und unangenehm. In unserer kleinen Stadt kann das inzwischen keinen echten Nachrichtenwert mehr haben. Aber ihn lässt der Gedanke nicht los. Obwohl ich eigentlich keine ängstliche Frau bin, stresste mich dieses Verhalten sehr.
Ich habe versucht, ihn zu verstehen. Dass er mich nicht zum „Plan B“ bewegen konnte, habe ihn hilflos gemacht, sagt der Vater. Es habe ihm gezeigt, wie viel Macht eine Frau habe. Das Thema Verhütung hatte er ausgespart. Seinen Anteil schweigt er tot. Ich hätte das alles so gewollt, nun sei das Kind ganz meine Sache, findet er. Ich bin noch nie von etwas so überzeugt gewesen, wie von diesem Kind. Abtreibung? Undenkbar!
Meine Tochter ist für mich ein wunderbares Geschenk, aber von Anfang an alleinerziehend zu sein, ist nicht einfach. Mag sein, dass der Vater meiner Tochter noch seine Liebe zu ihr entdecken wird. Wenn es nach mir ginge, ich will mit ihm nichts zu tun haben. Dafür ist zu viel vorgefallen. Fast alle Gespräche mit ihm waren verletzend. Doch ich kann ihn leider nicht aus meinem Leben streichen. Meine Tochter wird einen Vater haben wollen, wie alle Kinder. Da werde ich sehr vernünftig sein müssen, es ihr gut erklären. Ich darf nie schlecht über ihn sprechen und ich fürchte, dass ich sie vor Enttäuschungen schützen muss.
In der Schwangerschaft haben Freunde oft zu mir gesagt: „Warte ab, bis das Kind da ist, wer weiß, was dann passiert“. Was passiert ist? Ich bin rettungslos verliebt in mein kleines Mädchen.
Tipp: Schwangere, die verlassen werden, befinden sich oft in einem psychischen Ausnahmezustand. Auch wenn sie sich bewusst für das Kind und gegen eine Abtreibung entschieden haben, ist das Erleben der Schwangerschaft durch die äußeren Umstände häufig stark belastet. Hier hilft der Nürnberger Verein „umstaendehalber“.
Sorgentelefon dienstags 18 bis 21:30 Uhr und mittwochs 12 bis 14 Uhr, Tel. 0911/34 72 68. Mehr Informationen unter www.umstaendehalber.com