Aufklärung und Austausch

Geburtsvorbereitungskurs: Was Bald-Eltern darüber wissen müssen

Die Zeiten, in denen bei der Geburtsvorbereitung nur "gehechelt" und "geturnt" wurde, sind längst vorbei. Heute erwartet die werdenden Eltern ein buntes Angebot an Aufklärung, Austausch und aktiver Mitgestaltung.

Werdende Mütter bei der Geburtsvorbereitung© iStock/izusek
Geburtsvorbereitungskurse bieten werdenden Müttern auch viele Austauschmöglichkeiten mit anderen Eltern.

Die Idee der Geburtsvorbereitung geht bis in die 1940er-Jahre zurück: Der britische Gynäkologe Grantly Dick-Read erkannte als erster, dass die Angst der Frauen vor und während der Geburt einen entscheidenden Einfluss auf ihre subjektiv empfundenen Geburtsschmerzen hat. Das zentrale Anliegen der Geburtsvorbereitung ist seitdem klar definiert: Die werdenden Mütter auf die Geburt und das Leben mit dem Neugeborenen vorzubereiten und ihnen Vertrauen in die Fähigkeit zu schenken, ein Kind gebären und für es sorgen zu können. 

Einen wichtigen Teil der Geburtsvorbereitung bilden Information und Aufklärung über den Geburtsverlauf und mögliche Abweichungen, über das Wochenbett und das Stillen. Die Kurse sensibilisieren die Frauen für ihren Körper und ihre Bedürfnisse, vermitteln den werdenden Eltern Bewegungs-, Entspannungs- und Atemtechniken für den richtigen Umgang mit der veränderten Körperlichkeit und ein realistisches Bild vom Leben mit dem Neugeborenen. Unsere Expertin bei diesem Thema: Franziska Luck, Hebamme und Mutter von zwei Kindern, Hamburg.

Individuelle Geburtsvorbereitungskurs-Angebote

Das Angebot an Geburtsvorbereitungskursen ist groß: Klassisch, Yoga, Gymnastik, Entspannungstechnik oder Akupunktur – die Angebotspalette in Sachen Geburtsvorbereitung ist groß. Vorab können sich werdende Eltern einige grundsätzliche Fragen stellen:

1. Warum überhaupt ein Geburtsvorbereitungskurs?

Ein solcher Kurs soll dazu führen, dass ihr als Eltern (inklusive Partner) alle relevanten Dinge zum Thema Elternwerden wisst und ihr gut informiert seid. Die Hebamme erklärt unter anderem, wie eine Geburt überhaupt funktioniert und abläuft, was es für Phasen während der Geburt gibt, die Möglichkeit von Schmerzlinderung und was Wehen überhaupt machen.

Auch wann ihr euch auf den Weg in die Klinik machen solltet, wird besprochen. Ihr bekommt ebenfalls Informationen zum Kaiserschnitt und über "Stolpersteine", die während der Geburt auftreten können. Themen, die nicht auf die Entbindung an sich bezogen sind, machen zudem einen großen Bestandteil aus. Es geht um die Schwangerschaft an sich, über das Stillen und das Wochenbett. Auch eine Ausstattungsliste und eine Liste für die Kliniktasche wird besprochen. Natürlich ist ein weiteres sehr wichtiges Thema das Baby und die Pflege des Neugeborenen.

Die Hebamme versucht, alle relevanten Themen für die werdenden Eltern anzusprechen, zu besprechen und zu informieren. Ein solcher Kurs soll bei den werdenden Eltern die Angst vor der Geburt nehmen. Wichtig ist auch, dass die schwangere Frau viel über ihren eigenen Körper lernt. Natürlich ist immer Raum für Fragen der Eltern in spe.

Ein wichtiger Aspekt sind zudem Übungen mit den Schwangeren – gerade wenn es um die Atemtechnik, Entspannungsübungen oder verschiedene Geburtspositionen geht. Durch die Atemübungen haben diese Kurse zur Geburtsvorbereitung den Beinamen "Hechelkurs" bekommen. Der werdende Vater bekommen viele Tipps für den Kreißsaal an die Hand, um damit seine Partnerin zu unterstützen und eine gute Hilfe zu sein. Viele Männer haben Angst vor der Geburt, da sie nicht wissen, was sie überhaupt tun können. Im besten Fall hat sich diese Befürchtung nach der Geburtsvorbereitung in Luft aufgelöst.

2. Langer Geburtsvorbereitungskurs versus Crashkurs

Bei der Geburtsvorbereitung gibt es zwei verschiedene Modelle: einen langen, mehrwöchigen Kurs oder einen Crashkurs. Ein langer Geburtsvorbereitungskurs geht meist sechs Wochen und findet einmal die Woche für etwa zwei Stunden statt. Meistens ist der Kursbeginn am späten Nachmittag oder Abend.

Bei diesem Kurskonzept ist ein Partnerabend vorgesehen. Dieser ist üblicherweise der letzte Kurstermin und dauert etwa drei bis vier Stunden. Dort lernen dann auch die Partner alles zum Thema Geburt, Baby und Wochenbett.

Ein Crashkurs ist die Alternative zu dem langen Kurs. Dieser geht ein Wochenende, vorwiegend Samstag und Sonntag je sechs bis acht Stunden. Natürlich ist bei einer so langen Zeit auch eine Mittagspause vorgesehen. Bei diesem Kurskonzept nimmt der Partner die ganze Zeit mit teil.

Einer der großen Vorteile an dem langen Kurs ist: Du lernst andere Schwangere kennen. Viele Frauen treffen sich noch lange Zeit mit den anderen Müttern aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Es ist eine tolle und einfache Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen, gerade für die erste Zeit mit dem Baby, und um einen "Mütter-Freundeskreis" aufzubauen.

3. Geburtsvorbereitungskurs: Allein oder lieber zu zweit?

Geburtsvorbereitungskurse richten sich entweder nur an Frauen oder an beide Partner. Für werdende Väter, die im Kreißsaal dabei sein wollen, ist es durchaus sinnvoll, an den Terminen teilzunehmen. Auch sie fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, wie eine Geburt abläuft und wie sie ihre Partnerin unterstützen können.

4. Wo finden Geburtsvorbereitungskurse statt?

Die Kurse werden immer von Hebammen angeboten. Also findest du diese Geburtsvorbereitungskurse immer da, wo Hebammen zu finden sind: In Hebammenpraxen oder auch Krankenhäusern. Es gibt aber auch andere Organisationen wie zum Beispiel kirchliche Träger, die Geburtsvorbereitung anbieten. Am einfachsten findet man Geburtsvorbereitungskurse im Internet. Oft ist auch direkt eine Online-Anmeldung möglich. Frage sonst einfach eine Freundin oder Kollegin, die schon Mutter ist. Sie wird dir sicherlich einen Kurs bei einer Hebamme empfehlen können.

Einen Überblick über das Angebot in nächster Umgebung und Hilfestellung bei der Auswahl bieten meist der Frauenarzt oder die Vorsorgehebamme. Die finden Schwangere unter hebammensuche.de. Bei einer Risikoschwangerschaft können sich Schwangere von ihrem Frauenarzt ein Rezept für einen Individualkurs ausstellen lassen. Mit diesem wenden sie sich an eine Hebamme, die sie zu Hause betreut.

5. Ab wann sind Geburtsvorbereitungskurse sinnvoll?

Am besten solltest du den Geburtsvorbereitungskurs etwa vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin erledigt haben. Eine frühzeitige Anmeldung ist sehr wichtig, da Kurse schnell ausgebucht sind. Gerade wenn man den klassischen langen Geburtsvorbereitungskurs machen möchte, sollte man sich bereits am Anfang der Schwangerschaft um einen Platz kümmern.

Manchmal findet man nur einen Kurs, der sehr weit vor dem errechneten Termin (ET) stattfindet oder knapp davor. Wenn dies der Fall ist, kontaktiere die Hebamme, die den Geburtsvorbereitungskurs leitet und bitte sie um Rat. Einen Geburtsvorbereitungskurs zu einem nicht ganz idealen Zeitpunkt zu machen, ist besser, als gar nicht daran teilzunehmen. Vielleicht kennt die Hebamme aber auch noch eine Adresse, bei der du dich noch anmelden kannst.

6. Kostenübernahme: Wer bezahlt einen Geburtsvorbereitungskurs?

In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für 14 Stunden Geburtsvorbereitung. Zur Sicherheit vorher nachfragen. Manche Kassen zahlen inzwischen sogar die Kosten für den Partner.

7. Geburtsvorbereitung beim zweiten Kind?

Viele Frauen möchten auch in der zweiten Schwangerschaft etwas für die Geburtsvorbereitung tun. Gerade wenn bei der ersten Geburt nicht alles optimal gelaufen ist, möchten diese Frauen ganz besonders gut informiert und vorbereitet sein. Auch in der zweiten Schwangerschaft lernt man noch viel Neues und Hilfreiches.

Es gibt sogar Geburtsvorbereitungskurse speziell für Mütter, die nach dem ersten Kind noch ein weiteres bekommen. Da diese Kurse recht selten angeboten werden, sollte man sich besonders frühzeitig um die Anmeldung kümmern. Die Kostenübernahme für die Geburtsvorbereitung erfolgt natürlich in jeder Schwangerschaft über die Krankenkasse.

8. Welcher (Geburtsvorbereitungs-)Kurs passt zu mir?

Für Erstgebärende ist die klassische Geburtsvorbereitung durchaus sinnvoll, da hier ein breites Spektrum an Basiswissen abgedeckt wird. Doch auch erfahrene Mütter profitieren häufig von einem Kurs. Sie und auch ihre Partner empfinden es als angenehm, sich Zeit für einander und die Schwangerschaft zu nehmen. Daneben gibt es zahlreiche Zusatz- und Alternativangebote.

Andere Schwangerenkurse: Von A wie Akupunktur bis Z wie Zilgrei

Informiert euch bei eurer Hebamme über weitere Kurse, die für euch infrage kommen könnten.

  • Akupunktur: Durch das Nadeln bestimmter Körperpunkte sollen Spannungen gelöst, die Öffnung des Muttermunds beschleunigt und die Geburt verkürzt werden.
  • Atemtherapie: Bewusstes Atmen hilft, mit dem Wehenschmerz umzugehen und die Sauerstoffversorgung des Kindes zu fördern. Deshalb ist die Atmung in fast allen Geburtsvorbereitungskursen ein Thema. Es gibt aber auch solche, die sich besonders auf diesen Aspekt konzentrieren.
  • Autogenes Training: Tiefe Konzentration und Selbstsuggestion helfen, sich zu  entspannen, Stress abzubauen und Kraftreserven  zu mobilisieren.
  • Bauchtanz: Weiche, rhythmische Bewegungen entspannen und sensibilisieren Becken und Hüfte. Gleichzeitig bescheren sie dem Ungeborenen sanfte Schaukelbewegungen.
  • Qigong: Eine Methode der traditionellen chinesischen Medizin aus leichter Bewegung, gezielter Atmung und Meditation.
  • Schwangerengymnastik: Übungen, die Bauch, Rücken, Hüfte und vor allem die Beckenbodenmuskeln kräftigen, dehnen und entspannen. Dazu gibt es Tipps zur Wirbelsäulen schonenden Haltung und gezielten Bauchatmung.
  • Shiatsu: Die japanische Dehnungs-, Massage- und Akupressur-methode löst Stauungen und regt den Energiefluss im Körper an. Unter dem Namen Watsu findet Shiatsu auch im Wasser statt.
  • Wassergymnastik: Im Wasser fühlen sich Schwangere leichter, ihre Bewegungen sind fließender, weicher und dadurch entspannend.
  • Yoga: Atem- und meditative Übungen stärken den Körper und erleichtern den Umgang mit den Wehenschmerzen. Viele Yogastellungen ähneln den Positionen, die werdende Mütter instinktiv in den Wehen einnehmen.
  • Zilgrei: Die Kombination aus Atemtechniken und speziellen krankengymnastischen Bewegungen bzw. Körperhaltungen hilft vor allem bei Rücken- und Gelenkbeschwerden.​