Rizinusöl, Sex, Bewegung?

Wehen fördern oder auslösen: Wege, um die Geburt anzuregen

Die Wehen lassen auf sich warten oder du möchtest einfach etwas zur Vorbereitung tun? Hebamme Franziska Luck gibt Schwangeren hilfreiche Tipps, um Wehen zu fördern und die Geburt selbst und auf natürliche Weise auszulösen.

Eine schwangere Frau hält sich mit einer Hand den schmerzenden Rücken. © Getty Images/Jose Luis Pelaez Inc
Endspurt: Es gibt einige Methoden, mit denen man Wehen fördern kann, um endlich das Baby im Arm zu halten.

Heutzutage weiß man zwar, dass das Baby selbst den Impuls zum Start der Geburt gibt. Wie genau dieser kleine Mensch im Bauch das schafft, weiß man hingegen noch nicht so genau. Zum Ende der Schwangerschaft, wenn die Strapazen immer mehr zunehmen, fragen sich viele Mütter, ob sie selbst effektiv etwas tun können, um die Geburt auszulösen. Oder dem Start bei Terminüberschreitung etwas nachhelfen können. Tatsächlich gibt es ein paar Hausmittel und Tricks, die helfen können. Grundsätzlich gilt jedoch: Welche Methode genau dir persönlich helfen wird, kann dir auch kein Arzt und keine Hebamme sagen. Denn wenn dein Baby einfach noch nicht bereit ist, auf die Welt zu kommen, können auch die besten Tipps und Tricks nicht zum gewünschten Effekt führen.

Bitte keine Wehen mit Rizinusöl eigenständig auslösen!

Eine sehr wichtige Sache vorweg: Bitte versuche keine ominösen Dinge, die du in Internet-Foren findest. Wehencocktails sollten beispielsweise immer nur unter Aufsicht von Hebammen oder im Krankenhaus genommen werden. Gerade Rizinusöl kann zu starkem Durchfall führen, was bei der Geburt äußerst schmerzhaft werden kann. Zudem kann Rizinusöl auch zu sehr starken und hochfrequenten Wehen führen. Dieser sogenannte Wehensturm kann beim Baby großen Stress auslösen

Die nun folgenden Dinge kannst du hingegen nutzen, ohne dir Gedanken um deine Gesundheit und die deines Kindes machen zu müssen. Denn diese Liste beinhaltet nur die wirklich harmlosen Dinge, die auf der anderen Seite aber auch einen sehr guten Effekt haben können.

Wehen fördern durch Tee 

Himbeerblättertee kennen fast alle Schwangeren oder Mütter. Dieser Tee bereitet das Gewebe auf die Geburt vor, macht es weich und weit. Er löst also nicht effektiv die Geburt aus, hat aber einen auflockernden Effekt, sodass die Geburt unter Umständen schneller und leichter verläuft. Himbeerblättertee bekommst du in der Apotheke, entweder im Beutel oder auch lose. 

Bitte nicht mehr als zwei Tassen am Tag trinken, sonst kann das Gewebe tatsächlich zu weich werden, was wiederum nicht empfehlenswert ist. Grund dafür ist, dass die bei möglichen Geburtsverletzungen auftretenden Wunden so schwerer zu nähen sind. Wenn du unter vorzeitigen Wehen leidest, solltest du diesen Tee natürlich auch meiden oder ihn erst ab der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche trinken. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf können Mütter etwa vier Wochen vor dem errechneten Termin (ET) beginnen, Himbeerblättertee zu trinken. Auch andere Teesorten wie z. B. Eisenkraut, Eisenwurz, Brombeerblätter oder Scharfgarbe können wehenfördernd wirken. 

Geburt anregen durch Akupunktur

Die Akupunktur gehört bei vielen Frauen zum Standardprogramm mit Blick auf die Geburtsvorbereitung. Viele Kliniken bieten diese entsprechend an. Ansonsten findest du meist offene Akupunktur-Sprechstunden in Hebammen-Praxen. 

Manchmal bieten auch Gynäkologen diese Methode aus der traditionellen chinesischen Medizin an. Bei der Akupunktur werden verschiedene Punkte mit sehr dünnen Nadeln getriggert. Das ist meist völlig schmerzlos, da die Nadeln sehr, sehr dünn sind. Frage am besten deinen Arzt oder deine Hebamme um Rat, wenn du auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die geburtsvorbereitende Akupunktur bist. Es ist auch nett, diese in der Klinik durchführen zu lassen, in der dein Kind geboren werden soll, da du so schon einige der dort arbeitenden Hebammen kennenlernen kannst. Diese siehst du dann mit etwas Glück auch im Kreißsaal zur Geburt wieder.

Wehen anregen durch Treppensteigen

Spazierengehen und allgemeines Aktivsein ist ebenfalls ein guter Trick, um den Wehen etwas nachzuhelfen. Einige werdende Mütter schwören auf Treppensteigen als Trick, um Wehen zu fördern. Nicht umsonst werden Schwangere bei Geburtsbeginn im Krankenhaus noch mal zum Spazierengehen geschickt, um die Wehen anzukurbeln. Wichtig: Mit zu anstrengendem Ausdauersport solltest du zum Ende der Schwangerschaft nicht mehr anfangen. Entspanntes Spazierengehen reicht völlig aus.

Wehen auslösen durch Sex 

Auch, wenn dir am Ende der Schwangerschaft mit dem großen Bauch vielleicht nicht mehr danach sein sollte: Sex ist eine gute Art, um den Geburtsvorgang in Schwung zu bringen. Denn im Sperma sind unter anderem Prostaglandine enthalten, die Wehen auslösen können. Prostaglandine werden auch bei der medikamentösen Einleitung verwendet. Genauso sieht es bei dem Hormon Oxytocin aus. 

Dieses wird unter anderem beim Orgasmus ausgeschüttet und ist DAS Wehen-Hormon schlechthin. Es gibt also gleich mehrere Gründe, es sich am Ende der Schwangerschaft noch mal mit dem Partner gemütlich zu machen. Männer, die sich Gedanken machen, ihr Baby zu verletzten, kann man jede Sorge nehmen: Das Baby ist gut geschützt in der Gebärmutter und bekommt – bis auf die Glückshormone der Mama – nichts davon mit. Hier ist aber auch bei vorzeitigen Wehen oder vorangegangen Blutungen in der Schwangerschaft Vorsicht geboten. 

Wehen anregen durch Brustwarzenmassage

Die Stimulation der Brustwarzen zielt wieder auf das körpereigene Hormon Oxytocin ab. Durch die Massage wird es ausgeschüttet und kann die Geburt anregen. Dazu werden beide Brustwarzen ca. eine Minute lang stimuliert, dann folgt eine Pause von etwa drei Minuten. Dieses Intervall kann über eine halbe Stunde täglich – auch mehrfach – durchgeführt werden. Solltest du eine Milchpumpe zu Hause haben, kannst du auch diese nehmen, um deine Brustwarzen zu stimulieren. Dazu setzt du sie einfach an und startest mit dem "Abpumpen". Jede Milchpumpe hat am Anfang einen Stiumulationsmodus, mit dem die Brüste vorbereitete werden – und den kannst du perfekt als Massage nutzen. 

Wehen fördern durch Baden 

Ein warmes Bad tut gut zum Entspannen, es stimuliert aber auch die Gebärmutter. Bitte bade nicht länger als 20 Minuten und auch nicht zu heiß, da der Kreislauf schlapp machen kann. Am besten steigst du gegen Ende der Schwangerschaft nur in die Wanne, wenn eine weitere Person anwesend ist. Wenn du bereits ganz leichte Wehen hast, kannst du beim Baden auch herausfinden, ob die Geburt wirklich schon losgeht: Wenn nach beziehungsweise während des Badens die Wehen verschwinden, geht es noch nicht los. Werden sie jedoch stärker und regelmäßiger, ist es ein Zeichen, dass die Geburt tatsächlich startet. 

Gibt es einen Geheimtipp, um Wehen auszulösen? 

Die oben genannten Tipps können dir helfen, müssen sie aber nicht. Jede Mama und auch jedes Baby sind anders.  Die Geburt eines Kindes ist und bleibt nach wie vor ein unplanbares Ereignis. Es ist wichtiger Teil des Elternwerdens, sich auf die Unplanbarkeit der Geburt einzulassen und allem, was damit einhergeht. Es kann jederzeit losgehen. Der wohl beste Tipp ist also: Bleib gelassen! 

Lebensmittel, die Wehen fördern können

Es gibt verschiedene Lebensmittel, die eine wehenfördernde Wirkung haben. 

  • Ananas: Enthält Bromelain, ein Enzym, das den Gebärmutterhals weich machen und die Wehen fördern soll.
  • (Scharfe) Gewürze: Bestimmte Gewürze wie Zimt, Nelken, aber auch Majoran, Kardamom, Oregano, Basilikum und Thymian können Wehen fördern. Auch scharfe Gewürze wie Chili, Cayennepfeffer, Pfeffer und Ingwer können die Durchblutung anregen und so die Gebärmutteraktivität beeinflussen.
  • Kaffee, Cola und Schwarztee können durch das enthaltene Koffein auch anregend auf die Geburt wirken.
  • Sekt und Rotwein sind zwar wehenfördernd – aber Alkohol in der Schwangerschaft, egal in welcher Woche, sollte immer tabu sein!