Ursachen und Symptome

Diagnose Windei: Schwanger, aber doch nicht schwanger?

Ein Windei ist im wahrsten Sinne des Wortes ein leeres Versprechen: Obwohl der Schwangerschaftstest positiv ist, wächst in diesem Fall kein Baby in der Gebärmutter heran. Wir erklären, wie es dazu kommen kann, ob es sich vielleicht um eine Blasenmole handelt, und was anschließend passiert.

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Ein Windei sorgt erst einmal für einen positiven Schwangerschaftstest.

Ein Windei – was ist das überhaupt?

Ein Windei entsteht durch eine Einnistungsstörung. Diese führt dazu, dass das befruchtete Ei zwar in die Gebärmutter wandert, sich dort auch einnistet, sich aber anschließend nicht weiterentwickelt. In der ersten Zeit der scheinbaren Schwangerschaft teilen sich die Zellen – die Plazenta und Fruchthöhle entstehen. Eine weitere Zellteilung bleibt aber aus, sodass sich der Embryo nicht zu einem Kind entwickelt. Da der weibliche Körper in der Einnistungsphase bereits das Schwangerschaftshormon HCG bildet, steigt der HCG-Wert an und der Schwangerschaftstest fällt positiv aus. Beim Ultraschall ist allerdings nur eine leere Fruchthöhle zu sehen – der wenige Millimeter kleine Embryo ist nicht zu erkennen. So kommt es zu der Bezeichnung Windei, das auch als Molen-Ei oder unter Medizinern auch als Abortivei bezeichnet wird. Bei jeder 20. Einnistung kommt es zu diesem Symptom, das eine frühe Fehlgeburt zur Folge hat. 

Unterschied zwischen Windei und Blasenmole

Eine Blasenmole ist eine eher seltene Komplikation in der frühen Schwangerschaft. Nur bei einer von tausend Schwangerschaften kommt es zu dieser Art von Fehlentwicklung. Anders als beim Windei entsteht die Blasenmole schon bei der Befruchtung der Eizelle. Kurz nach der Befruchtung wuchern bestimmte Zellen unkontrolliert. Diese sollen eigentlich während der späteren Schwangerschaft die Plazenta und Fruchtblase ausbilden. Die embryonalen Zellen sind dagegen nicht angelegt oder nur mit einem fehlerhaften Chromosomensatz vorhanden. Würde sich aus dieser Anlage ein Embryo weiterentwickeln, so wäre das spätere Kind nicht überlebensfähig oder genetisch stark beeinträchtigt. 

Mögliche Ursachen für ein Windei:

  • Krankheiten oder Vergiftungen
  • genetische Vorerkrankungen
  • Sauerstoffmangel
  • Unterversorgung des Eis durch eine Störung der Zottengefäße

Die genetische Veranlagung im Windei führt dazu, dass das Kind in den meisten Fällen nicht überleben könnte. Daher entwickelt sich das Ei nicht weiter, sondern geht als sehr frühe Fehlgeburt ab. Ganz wichtig: Keine Schwangere trägt Schuld an dieser Fehlentwicklung. Diese kann bei jedem auftreten, auch wenn das Risiko bei Frauen ab 40 leicht steigt.

Die Anzeichen

Da der HCG-Wert in den ersten Wochen wie bei einer normalen Schwangerschaft ansteigt, ist es kaum möglich das Windei von einer normalen Schwangerschaft zu unterscheiden. Für Schwangere gibt es kein eindeutiges Symptom, das auf ein Windei hinweist. Es treten die regulären Anzeichen für eine frühe Schwangerschaft auf, wie Übelkeit, Heißhunger und empfindliche Brüste – auch der Schwangerschaftstest fällt positiv aus. So ist die Enttäuschung bei Betroffenen oft sehr groß, wenn entgegen der deutlichen Symptome doch keine richtige Schwangerschaft vorliegt. Dies stellt der Arzt spätestens in der 8. Schwangerschaftswoche fest, wenn trotz angestiegenem HCG-Wert kein entwickelter Fötus mit Herzschlag erkennbar ist. 

Wie wird ein Windei behandelt?

Häufig bleibt es unbemerkt und wird einfach mit der folgenden Menstruation abgestoßen. So weißt die Frau oftmals nichts von der begonnenen Schwangerschaft und schiebt die verspätete Blutung vermutlich auf einen unregelmäßigen Zyklus. Wird das Windei erkannt und ist noch in der Gebärmutter eingenistet, gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten:

  • Die Gebärmutterschleimhaut wird im Zuge einer Ausschabung mit dem eingenisteten Ei abgetragen.
  • Die Einnahme von Medikamenten, die zur Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut führen, wird verordnet. So geht das Windei mit der ausgelösten Blutung ab.
  • Warten bis die nächste Blutung von selbst eintritt. Diese tritt nach einer Woche, maximal bis zu zwei Wochen danach auf und geht häufig mit starken Krämpfen im Unterbauch einher.

Welche Behandlung empfehlenswert ist, sollte individuell mit dem Gynäkologen besprochen werden. Es gibt hier keine Standardlösung und man sollte sich in Absprache mit dem Arzt für die Behandlung entscheiden, die individuell am besten geeignet ist. Dementsprechend muss es mit der Diagnose Windei nicht zwangsläufig zu einer Ausschabung kommen. 

Neue Schwangerschaft nach einem Windei?

Nach der Entfernung durch die nächste Blutung oder eine Ausschabung aus der Gebärmutter normalisiert sich der HCG-Wert wieder. Das bedeutet, dass auch die Symptome der Schwangerschaft nachlassen und die Gebärmutterschleimhaut sich wieder aufbaut. Ist der Zyklus wieder eingependelt, besteht, genau wie vor der Fehlgeburt, wieder die Chance auf eine Schwangerschaft. Das ist meist nach vier bis 8 Wochen der Fall. Das Risiko für eine Fehlgeburt ist nach einem Windei nicht erhöht. Wer allerdings schon mehrere Fehlgeburten nacheinander gehabt hat, sollte zusammen mit dem Frauenarzt nach der Ursache forschen. Am besten lässt man sich in diesem Fall einmal ärztlich durchchecken, um sicher zu gehen, dass einer gesunden Schwangerschaft nichts im Weg steht. 

Seelische Folgen einer Fehlgeburt

Die meisten Frauen empfinden den Abgang vom Windei oder einer Blasenmole durch eine natürliche vaginale Blutung als einfachsten Weg, mit der Fehlgeburt umzugehen. Die zweiwöchigen starken Blutungen geben der Frau Zeit, Abschied zu nehmen und sich sowohl körperlich als auch seelisch von der schicksalhaften Diagnose zu erholen. Oft denken betroffene Frauen, dass sie nicht trauern dürften, da eine leere Fruchthöhle, die abgeht, kein richtiger Embryo ist. Doch mit einer Fehlgeburt ist immer ein schwerer Verlust verbunden – alle mit der Schwangerschaft und dem Kind verbundenen Hoffnungen, Träume und Wünsche werden mit der Diagnose schlagartig vernichtet – und jede Frau hat natürlich das Recht zu trauern. Es ist sogar besonders wichtig, das Erlebte zu verarbeiten, damit eine erneute Schwangerschaft mit Freude über das neue Leben erfüllt und nicht von Ängsten und negativen Erfahrungen der vorangegangenen Fehlgeburt überschattet wird. Autorin Rosa Koppelmann befasst sich in ihrem Buch "Vertrauen nach der Fehlgeburt" intensiv mit dem Thema. Vielleicht hilft es ja auch euch dabei, den Verlust besser zu verarbeiten.

Autorin: Jasmine Barendt

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