
Kennt ihr das: Ihr geht in die Krippe oder zur Kita, um euer Kind abzuholen und es schläft noch immer, obwohl doch eigentlich schon längst die Mittagsstunde vorbei ist? Die anderen Kinder spielen schon wieder im Gruppenraum oder wurden bereits von ihren Eltern abgeholt? Meine Freundinnen hatten genau das, aber nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern andauernd. Es war nahezu ein Zustand, der sich auch in den folgenden Wochen nicht änderte. Das Gefühl dabei war komisch und sie als Mütter waren total verunsichert, sollten sie jetzt ihre Kinder wecken oder schlafen lassen, wie sie es zu Hause tun würden? ... Eins ist sicher: Heute Abend wird mal wieder ein sehr langer Abend, bei dem an Schlaf nicht zu denken sein wird. Und genau das stresst meine Freundinnen schon beim Abholen, zumal es früher nicht so war.
Mit dem Krippen- und Kita-Start treten Veränderungen auf
Vergessen darf man dabei natürlich nicht, dass der Krippen- und Kita-Start eine spannende Herausforderung für die Eltern und das Kind zugleich ist. Der Tagesablauf und die Anforderungen für die komplette Familie verändern sich dadurch. Alle müssen sich neu einspielen und auf das Bedürfnis des Kindes schauen, denn das lernt in dieser Zeit der Veränderung wahnsinnig viel Neues.
Wenn das Kind in die Krippe oder in die Kita kommt und dort mittags länger oder vielleicht sogar auch mal kürzer als zu Hause schläft, kann sich die übliche Zeit des Zubettgehens verändern. Logisch, schließlich setzt sich die Schlafzeit eines Kindes aus dem Tag- und Nachtschlaf zusammen und die kann je nach Tag unterschiedlich ausfallen. Mit zunehmenden Alter des Kindes verändert sich das Schlafbedürfnis immer wieder und wird von Zeit zu Zeit insgesamt weniger.
Wie viel Schlaf benötigt eigentlich ein Kind im Krippenalter?
Das Schlafbedürfnis von Kindern ist sehr individuell. "Bis zu einem gewissen Alter ist es wichtig, dass ein Kind so lange schlafen kann, wie es will. Denn je mehr Tagschlaf ein Kind erhält, desto ausgeruhter ist es und wird nachts entspannter schlafen.", so Katharina Schmidt, Dreifachmama und zertifizierte Schlafberaterin.
Grundsätzlich wird die Schlafzeit mit zunehmenden Alter jedoch weniger. Während Babys mehrere Schläfchen am Tag benötigen, sind es ab dem ersten Lebensjahr nur noch ein bis zwei am Tag. Im zweiten Lebensjahr wird es dann noch mal weniger und spätestens im Alter von vier Jahren schlafen die meisten Kinder dann gar nicht mehr tagsüber. Eine große Veränderung, die nicht nur den Kindern, sondern auch uns, den Elternteilen, irgendwann bevorsteht.
Ärgern wir uns gerade also wieder einmal darüber, dass unser Kind noch immer schläft, während andere hingegen schon längst wieder spielen oder von den Eltern abgeholt wurden, kann es auch einfach daran liegen, dass ein Kind, das bereits frühmorgens in die Einrichtung kommt, ein anderes Schlafbedürfnis hat, als ein Kind, das beispielsweise älter ist und erst gegen neun Uhr in der Krippe bzw. Kita ist. Wie bei vielen anderen Themen rund um das Thema Baby und Kind gilt auch hier, dass man durchaus vergleichen kann, die Situation aber individuell zu betrachten ist.
Anzeichen, dass mein Kleinkind nicht genug schläft:
- Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und übermäßige Wutanfälle
- Hyperaktivität
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Häufiges Stolpern und Ungeschicklichkeit
- Dunkle Augenringe
- Häufiges Gähnen und Augenreiben
- Plötzliches Einschlafen am späten nachmittag, z. B. im Auto
Zeit für die wichtige Ruhepause
Mittags ist es in der Krippe und der Kita endlich so weit, die Kinder bekommen nach dem Vormittag und dem Mittagessen ihre wohlverdiente Ruhepause. Je nach Alter sind sie dann auch schon sehr müde. Als Elternteil sollte man dabei nie vergessen, dass ein Tag in der pädagogischen Einrichtung für die Kleinen wie ein Arbeitstag bei uns ist. Katrin Laackmann, Teamleiterin der pädagogischen Fachberatungen der Elbkinder, erklärt uns, warum es wichtig ist, die Kinder in der Mittagsstunde möglichst nicht zu wecken: "Kinder sollten ausschlafen können, denn ausreichend Schlaf sorgt für eine ausgeglichene Psyche und körperliches Wohlbefinden des Kindes und bildet somit eine wichtige Voraussetzung, sich seiner Umwelt interessiert und aufgeschlossen zuzuwenden. Im Schlaf verarbeitet das kindliche Gehirn die erlebten Eindrücke, bildet neue Verbindungen (Synapsen) und speichert das Erlernte."
Tipps für Eltern, deren Kinder abends nicht schlafen wollen
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, was ihr dennoch machen könnt, damit eure Abende wieder entspannter werden und wie euer Kind abends besser in den Schlaf findet. Statt sich weiterhin über die aktuelle Situation zu Hause zu beschweren, führt lieber ein Gespräch mit den Erziehern und schildert eure Probleme. Nur wenn offen und klar kommuniziert wird, was einen an dem derzeitigen Alltag mit der Krippe oder Kita belastet, ist eine Veränderung möglich.
Katharina Schmidt bringt es ganz gut auf den Punkt: "Es sollte nicht um starre Regeln gehen, die eingehalten werden, oder an denen man festhält, wenn sie dem Kind letztlich nichts bringen und die Eltern abends in die Verzweiflung treiben. Davon hat ein Kind bei der Einschlafbegleitung dann gar nichts. Viele Kinder werden zum falschen Zeitpunkt hingelegt und die Eltern werden dann unruhig. Das muss einfach nicht sein, wenn man es freundlich und wohlwollend besprechen und schließlich verbessern kann."
... Und wer weiß, vielleicht braucht euer Kind derzeit mittags sehr viel Schlaf. Darüber ärgern solltet ihr euch dann möglichst nicht, denn die Zeiten ändern sich ständig. Nächste Woche kann es schon wieder ganz anders aussehen.