
Es gibt wohl kaum Eltern, die nicht schon einmal Diskussionen oder andere Schwierigkeiten hatten, wenn es darum geht, dass der Nachwuchs schlafen soll. "Ich bin aber noch nicht müde!" ist hier ein klassischer Kindersatz. Und tatsächlich bringt es nichts, die Kids allzu früh ins Bett zu schicken. Denn dann können sie oft entweder nicht einschlafen, oder sind morgens umso früher wach. Beides sorgt nicht gerade für ein entspanntes Familienklima. Doch ausreichend Schlaf ist allemal wichtig für die Gesundheit. Inwiefern, das zeigt eine australische Studie.
Wie viel Schlaf braucht ein Kind?
Erst einmal vorweg: Jedes Kind ist anders und so ist auch der Schlafbedarf ganz individuell. Der folgende Überblick soll also nur eine grobe Richtlinie darstellen – auch Abweichungen können völlig in Ordnung sein.
Die folgenden Angaben zur Orientierung stammen vom Portal kindergesundheit-info.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
Durchschnittlicher Schlafbedarf von Kindern
im Alter von null bis sechs Jahren, innerhalb von 24 Stunden
- 0-3 Monate: etwa 17 Stunden
- 3 Monate: etwa 14,5 Stunden
- 6-12 Monate: etwa 14 Stunden
- 18 Monate: etwa 13,5 Stunden
- 2 Jahre: etwa 13 Stunden
- 3 Jahre: etwa 12,5 Stunden
- 4 Jahre: etwa 12 Stunden
- 5 Jahre: etwa 11,5 Stunden
- 6 Jahre: etwa 11 Stunden
Und bei größeren Kindern? Das australische Department of Health (Gesundheitsministerium) gibt Folgendes an:
- 5-13 Jahre: 9-11 Stunden
- 14-17 Jahre: 8-10 Stunden
Auch hier wird darauf hingewiesen, dass der Schlafbedarf von diversen Faktoren abhängig sei, zum Beispiel vom Ausmaß der Aktivität am jeweiligen Tag, von der derzeitigen gesundheitlichen Verfassung und anderen individuellen Faktoren.
Die Zubettgehzeit sollte sich nach der Aufstehzeit richten
In unserer heutigen Zeit ist der Alltag oft von festen Zeiten bestimmt. Wenn euer sechsjähriges Kind beispielsweise morgens um 6.30 Uhr aufstehen muss, sollte es möglichst gegen 19.30 Uhr schlafen. Diese Rechnung lässt sich auch auf ein anderes Alter und eine andere Aufstehzeit anpassen. Es kann aber auch sein, dass diese elf Stunden für ein bestimmtes Kind, das beispielsweise nur neun Stunden Schlaf benötigt, einfach zu viel sind und es dann entweder nicht einschlafen kann oder morgens noch früher wach ist. Hier ist das gesunde individuelle Ermessen von euch als Eltern gefragt. Ihr merkt selbst, ob euer Kind ausgeschlafen ist oder nicht. Ob es mehr oder weniger Schlaf braucht. Und das kann sich je nach Lebensphase auch ändern.
Wie wichtig ist regelmäßiger Schlaf für Kinder?
Dass der Ablauf von der Aufstehzeit abhängt, bestätigt auch die Psychotherapeutin Dr. Barbara Schwerdtle aus Höchberg: Regelmäßige Rhythmen wie auch Einschlafrituale seien generell gut für Kinder. "Sie geben Kindern Sicherheit und helfen ihnen, sich in der für sie aufregenden und spannenden Welt zurechtzufinden", so die Psychologin. "Besonders wichtig ist der Aufstehzeitpunkt am Morgen, an diesem richtet sich der Rhythmus aus. Steht man am morgen immer in etwa zur gleichen Uhrzeit auf, wird man meist auch ungefähr zu gleicher Uhrzeit müde und kann so gut und schnell einschlafen."
Der Schlaf vor Mitternacht ist am wichtigsten: Mythos oder Tatsache?
"Dieser Mythos kommt daher, dass der Schlaf in der ersten Nachthälfte mit Erholung in Verbindung gebracht wird", erklärt Frau Dr. Schwerdtle. "In der ersten Nachthälfte haben wir Menschen im Verhältnis mehr Tiefschlaf. Es geht also nicht unbedingt um den Schlaf vor Mitternacht, sondern um die erste Hälfte der Nacht."
Was können Eltern tun, wenn ihr Kleinkind einfach nicht vor 22 Uhr müde ist? Auch hier rät die Expertin zur Regelmäßigkeit und einem ruhigen Zubettgehritual, das sich täglich wiederholt. Auch, um Abstand zu den Aktivitäten am Tage zu gewinnen. "Hierbei ist es wichtig, Fernseher, Handy und andere elektronische Medien rechtzeitig auszuschalten", rät Barbara Schwerdtle. Außerdem sollte immer das Gesamtschlafbedürfnis des Kindes ermittelt werden (z. B. mit einem Schlafprotokoll). Eltern können sich folgende Fragen stellen:
- Ist das Schlafbedürfnis erfüllt, obwohl das Kind erst um 22 Uhr einschläft?
- Wird noch ein Mittagsschlaf gebraucht, oder kann man ihn langsam weglassen?
- Wann steht das Kind auf? Kann das Kind aufgrund seines Schlafbedürfnisses gar nicht früher müde sein?"
Studienergebnisse: Wer genug schläft, hat weniger (psychische) Probleme!
"Growing up in Australia" (auf Deutsch: "In Australien aufwachsen") ist eine Langzeitstudie, mit deren Hilfe die Entwicklung von 10.000 Kindern und Familien in Australien untersucht und verfolgt wird. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Kinder, die nicht genug schliefen, eher folgende Phänomene zeigten:
- schlechtere mentale Verfassung (Ängste, Depressionen, sich unglücklich fühlen)
- kommen öfter zu spät zur Schule und/oder haben mehr Fehltage
- brauchen länger für ihre Hausaufgaben
- haben entweder im eigenen Zimmer einen Internetanschluss und/oder verbringen mehr Zeit im Internet
Im Rahmen der Studie zeigte sich, dass die meisten der sechs- bis siebenjährigen Kinder, aber nur etwa die Hälfte (50 Prozent) der 16- bis 17-Jährigen genug Schlaf bekommen.
Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren schlafen tendenziell in Schulnächten zu wenig, am Wochenende (oder wenn ein freier Tag folgt) kommen sie eher auf die empfohlenen Schlafstunden. Sobald Kinder also die weiterführende Schule besuchen und in die Pubertät kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht genug schlafen.
Vier von fünf Kindern, die nicht genug schlafen, dachten allerdings, sie bekämen ausreichend Schlaf.
Warum ausreichend viel Schlaf wichtig ist
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass ausreichend Schlaf grundlegend ist für eine gute Entwicklung, Gesundheit und Lernfähigkeit. Schlafmangel führe auf Dauer häufig zu unterschiedlichsten psychischen und/oder mentalen Problemen, die sich auch später im Leben noch auswirken können.
Liebe Eltern, achtet also bitte darauf, dass eure Kinder genug Schlaf bekommen. Ihr tut ihnen damit einen großen Gefallen für ihre lebenslange Gesundheit. Und übrigens profitiert ihr auch selbst davon: Denn auch Eltern haben eine stabilere psychische und mentale Gesundheit, wenn sie sich selbst abends (wenn die Kids im Bett sind) noch etwas Zeit widmen, die nicht vom Tagesablauf der Kinder bestimmt ist ... Aber natürlich solltet ihr auch selbst darauf achten, genug Schlaf zu bekommen und das Schlafengehen nicht unnötig hinauszögern.