
Wer als (hoch)schwangere Frau plötzlich Blut im Höschen hat oder beim Toilettengang blutigen Urin wahrnimmt, flippt womöglich erst mal kurz aus. Das Gedankenkarussel fängt an, sich zu drehen. Denn Vaginalblutungen können schließlich auch bei vorzeitigen Wehen auftreten. Geht es jetzt etwa schon direkt los? Muss ich sofort ins Krankenhaus? Keine Eile. In den meisten Fällen sind sogenannte Zeichnungsblutungen gegen Ende der Schwangerschaft total normal. Und erst mal kein Grund, sich überstürzt die Kliniktasche zu schnappen und Hals über Kopf das Haus zu verlassen.
Definition: Was sind Zeichnungsblutungen?
Bei der Zeichnungsblutung (auch Zeichenblutung oder Zeichnen) handelt sich um eine leichte vaginale Blutung, die am Ende der Schwangerschaft auftritt. Oder besser gesagt: kurz vor oder während der Geburt. Meist setzt sie am Anfang der Eröffnungsphase ein. "Die Zeichnungsblutung zeigt an, dass die Geburt kurz bevorsteht. Ob es sich um Stunden oder Tage handelt, kann man durch diese allerdings nicht vorhersehen", erklärt Hebamme Judith Herrmann.
Und was passiert dabei genauer im Körper? "Der Muttermund ist sehr stark durchblutet. Wenn der Schleimpfropf sich löst und der Muttermund sich beginnt zu öffnen, reißen kleinste Gefäße ein, und es kommt zu der sogenannten Zeichnungsblutung", so Herrmann.
Dies sind sie charakteristischen Merkmale einer Zeichnungsblutung:
- geburtsbereiter Muttermund
- (sehr) geringe Blutungsstärke
- Schleimpfropf kann sich gelöst haben
Wichtig: Es kann auch ein anderer Grund zu einer Vaginalblutung in der Schwangerschaft führen (z. B. Blasenentzündung, Kontaktblutung durch vaginale Untersuchung, Plazentarandblutung, Frühgeburt). Lasst die Ursache bei Unsicherheiten immer vom Arzt abklären.
Zeichnungsblutung: Welches Aussehen hat sie und wie stark fällt sie aus?
Doch wie sieht sie aus, diese Vaginalblutung, die auf den Beginn der Geburt schließen lässt? "Sie ist sichtbar schwächer als eine Regelblutung und eher schleimig", weiß Hebamme Judith Herrmann. Die Farbe der Zeichnungsblutung kann variieren. Hellrot kommt am häufigsten vor, doch auch Braun, Rosa oder leuchtend Rot sind möglich.
Bitte unterscheiden: Abgang des Schleimpfropfes und Zeichnungsblutung
Häufig werden die Begriffe "Zeichnungsblutung" und "Schleimpfropf" in einen Topf geworfen. Doch das ist nicht ganz richtig, denn dahinter stecken jeweils unterschiedliche Vorgänge:
- Schleimpfropf: Geht der Schleimpfropf ab (er verschließt in der Schwangerschaft den Muttermund), kann es zu einem leichten Blutverlust kommen. Warum? Wenn sich der Pfropf löst und aus der Scheide ausgeschieden wird, können die Blutkapillaren im Gebärmutterhals etwas bluten. Aber: Der Abgang des Schleimpfropfes kann auch ganz ohne Blutungen geschehen.
- Zeichnungsblutungen: Sie treten auf, sobald sich der Gebärmutterhals weitet und weicher wird. Bei diesem Prozess platzten schnell einmal die Blutkapillaren auf. Das passiert oftmals nach dem Abgang des Schleimpfropfens. Allerdings kann das Weiten des Gebärmutterhalses auch ohne Blutung auskommen, bevor die Wehen einsetzen.
- Merke: Der Abgang des Schleimpfropfes UND Zeichnungsblutungen sind ein Anzeichen von (bevorstehenden) Wehen. Aber es handelt sich dennoch um zwei verschiedene Ereignisse.
Zeichnungsblutung: Wie lange noch bis zur Geburt?
Die Zeichnungsblutung zeigt lediglich den Beginn der Geburt an. Dieser muss allerdings nicht unmittelbar bevorstehen. Jede Frau ist individuell und es gibt keine strikte Reihenfolge der (Geburts-)Ereignisse. Das heißt: Sie kann bereits wenige Tage vorher oder auch nur ein paar Stunden vor der Entbindung auftreten. Setzen bald die Wehen ein? "Nein, die Wehen müssen jetzt noch nicht zwingend anfangen. Eine leichte Zeichnungsblutung kann bereits einige Tage vorher auftreten", sagt Judith Herrmann. Also erst mal ruhig bleiben. Und im Zweifel: Immer eure Hebamme fragen!
Was tun, wenn es zur Zeichnungsblutung kommt?
Expertin Judith Herrmann rät: "Zunächst einmal heißt es Ruhe bewahren. Zudem sollte auf die Menge der Blutung geachtet und Kontakt mit der Hebamme aufgenommen werden, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ein kurzer Kontrolltermin ist ratsam, damit geprüft werden kann, ob es sich tatsächlich um eine Zeichnungsblutung handelt."
Zeichnungsblutungen während der Wehen
Die Wehen haben begonnen? Die Kontraktionen nehmen zu – auch in ihrer Intensität? Dann dehnt sich der Gebärmutterhals nun weiter aus. Dieser reift während der zweiten Wehenphase noch weiter. Und das kann zu blutigem Vaginalausfluss führen. Ein gutes Zeichen, denn das zeigt: Es geht weiter. Und bald könnt ihr euer Baby endlich in die Arme schließen.
Zeichnungsblutung und Unterleibschmerzen: Wann sollte ich mir Sorgen machen?
Ihr wisst nicht, ob der Umfang der Zeichnungsblutung noch im Rahmen liegt? Generell gilt, dass ihr euch dann lieber beim Arzt vorstellen solltet. Einfach um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Und mehr noch: "Sollte die Blutung periodenstark oder sogar stärker sein, ist eine dringende Abklärung im Krankenhaus empfohlen. In diesem Fall sollte schnell gehandelt und ein Rettungswagen (RTW) gerufen werden", so die Hebamme. Ein leichtes Ziehen im Unterleib dürfe der Expertin zufolge hingegen vorkommen. "Sollte es jedoch sehr schmerzhaft sein und/oder der Bauch regelmäßig hart werden, ist auch hier eine Kontrolle ratsam."
Sind Zeichnungsblutungen ein Muss?
Alles ist möglich. Denn jeder Körper ist anders. Einige Schwangere haben keine solche Blutung, die den Start der Geburt signalisiert. Bei ihnen setzen die Wehen vielleicht sogar bereits ein, bevor der Schleimpfropfen abgeht. Bekommt eine Frau ihr erstes Kind, so ist die Wahrscheinlichkeit dementsprechend höher, dass sie eine Zeichnungsblutung bekommt, bevor die Wehen einsetzen. Handelt es sich hingegen um das zweite Kind, so kann es sein, dass keinerlei Zeichnungsblutungen auftreten.
Unsere Expertin: Judith Herrmann ist dreifache Mama, Arzthelferin und seit 2010 als Hebamme tätig. Sie leitet unter anderem bei Kinderheldin Geburtsvorbereitungskurse und ist Ansprechpartnerin in der täglichen Hebammensprechstunde.