
24. August 2020: "Ich finde, dass reine Erwachsenenhotels verboten werden sollten", sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Alexander Krauß den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Kinder seien offensichtlich die einzige Gruppe in Deutschland, die diskriminiert werden dürfe, kritisierte er. Eine Gesellschaft, die Kinder ausschließe, werde keine Zukunft haben.
Warum Herr Krauß gerade jetzt mit dieser Idee um die Ecke kommt, ist mir ein Rätsel. Familien waren eindeutig die Verlierer der Coronakrise. Möchte man uns jetzt den Bauch pinseln und uns zeigen, dass wir doch wichtig sind? Um die vergangenen Monate vielleicht vergessen zu machen? Ach ne, dafür gab es ja schon die Wahnsinnsentschädigung in Form des 300-Euro-Kinderbonus. Und warum genau würde man den Hoteliers jetzt auch noch einmal richtig auf die Füße treten, wo doch auch die Reisebranche gerade mehr leidet denn je? Dieser Vorstoß, vor allem gerade jetzt, macht doch überhaupt keinen Sinn!
Kinderhotels sind sinnvoll. Hotels nur für Erwachsene aber auch.
Ich kann mich aber noch aus einem ganz anderen Grund über diese Nachricht aufregen. Denn ich finde, kinderfreie Hotels sind eine wahnsinnig gute Erfindung. Und das sage ich als Mutter!
Wenn mein Mann und ich mit unserem Sohn in den Urlaub fahren, suchen wir gezielt nach Unterkünften, die sich für Kids eignen. Denn hat das Kind Spaß, haben wir auch wir einen entspannten Urlaub. So einfach ist das.
Ich kann aber auch total gut nachvollziehen, wenn sich Menschen ohne Kinder (oder mit daheimgebliebenen Kindern) im Urlaub Ruhe und Entspannung wünschen. Und dann sind Kindergeschrei und der dröhnende Clubtanz-Song einfach unglaublich nervig!
"Adults only"? Warum denn nicht?
Anfang des Jahres habe ich seit der Geburt meines Sohnes vor drei Jahren das erste Mal ein Wochenende mit meiner Schwester in Berlin verbracht. Nur wir beide, keine Kinder! Wir hatten extra Frühstück im Hotel gebucht, um lange zu schlafen und dann in aller Ruhe frühstücken zu können. Dort rannten dann allerdings drei kleine Kinder einer schwedischen Familie durch den gesamten Raum. Zugegeben: Die Kleinen waren wirklich zuckersüß, dennoch auch echt ganz schön laut. Die Mutter warf mir und meiner Schwester irgendwann einen entschuldigenden Blick zu ... was mir unglaublich leid tat. Ich weiß, dass Essengehen mit Kindern eine wahnsinnige Herausforderung sein kann. Und ich weiß auch, wie "schuldig" und schrecklich man sich fühlen kann, wenn es mit Kindern mal wieder chaotisch zugeht.
Wenn ich nächstes Jahr wieder einen Kurzurlaub mit meiner Schwester machen und mir bei der Buchung ein Erwachsenenhotel über den Weg laufen sollte, würde ich das durchaus buchen. Warum denn nicht? Wenn ich schon extra ohne Kinder in den Urlaub fahre, kann ich doch auch dort übernachten, wo es extra Angebote nur für Erwachsene gibt. Und wo wir schon dabei sind: Diese Urlaubsangebote von "Adults-only-Hotels" mit Infinty Pool, Saunalandschaft, Massage und tollem Essen finde ich übrigens sehr verlockend ... da würde ich auch glatt alleine oder nur mit meinem Mann hinfahren. Und mich bei der Rückkehr vermutlich wieder wahnsinnig über den Trubel zu Hause freuen!
Ich fühle mich mit meiner Familie nicht ausgeschlossen
Ich weiß nicht, wie viele kinderfreie Hotels es in Deutschland gibt. Ich kann nur aus meiner Erfahrung heraus sagen, dass ich bislang noch nie das Problem hatte, eine Unterkunft für mich samt Anhang zu finden. Die Aussage von Herrn Krauß, es müsse normal sein, "dass Kinder auch im Urlaub mit dabei sind", ist doch völlig realitätsfremd. Natürlich ist es normal, dass Kinder im Urlaub mit dabei sind. In Hotels, in denen sie willkommen sind. Und davon gibt es meiner Meinung nach ausreichend viele.
Das bestätigt auch die Aussage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), dass sich ein allgemeiner Trend "hin zu kinderfreien Hotels" nicht abzeichne. Dennoch: "Wir beobachten, dass sich einige Hoteliers auf die Zielgruppe der erwachsenen Gäste spezialisieren", wird der Bundesverband in den Funke-Zeitungen zitiert. Konzepte, die sich "konsequent an den Wünschen der Zielgruppe orientieren, hätten Erfolg".
Prima! Kinderhotels erfüllen die Bedürfnisse von Familien mit Kindern, Erwachsenenhotels die von Reisenden ohne Anhang. Und das ist so doch auch völlig in Ordnung.