
Ich bin ein Kind der 80er. Zur Konfirmation trug ich einen "praktischen" Kurzhaarschnitt und sah damit aus, wie mein Vater in jung. Im Kleid. Die Mode in dieser Zeit war lang, locker und vor allem weit. Im alten Kleiderschrank meiner Schwester finden sich knielange Pullover aus dieser Zeit, in denen sich Dwayne 'The Rock' Johnson problemlos verstecken könnte.
Dabei haben wir diese Sachen nicht getragen, um unsere Körper zu verhüllen, sondern weil es Mode war. Schön war auch damals schon was anderes.
Andere Zeiten, andere Klamotten
Heute ist die Mode eine andere. Aktuell sind die Hosen für Mädchen im Sommer wieder kürzer. Aber doch nicht, weil die jungen Damen sich zeigen oder damit ein Signal in Richtung Männerwelt senden wollen. Sondern weil die Insta-Girls und YouTube-Mädels solche Hosen tragen. Weil die beste Freundin Hotpants trägt. Und weil es die Dinger für 9,99 Euro an jeder Ecke zu kaufen gibt.
Ehrlich gesagt hat mich zu enge, zu kurze, zu offenherzige Kleidung bei Mädchen und jungen Frauen früher auch gestört - bevor meine Tochter in das Alter kam. Jetzt ist sie elf und fetzt selbst mit ultra-engen Leggins oder Hotpants durch die Gegend. Und es stört mich kein bisschen. Weil ich weiß, dass es für sie nur eine Mode ist. Wäre es übermorgen hipp, im hochgeschlossenen, schwarzen Neopren-Anzug in die Schule zu gehen, dann wäre das halt der neue Look. Ich für meinen Teil warte deshalb einfach ab, was der nächste Trend bringt.
Alles Äußerlichkeiten
Es ist doch absurd: Wir bringen unseren Kindern bei, dass Äußerlichkeiten nichts über den Wert und Charakter eines Menschen aussagen. Verbieten dann aber unseren Töchtern (und auch nur denen!) das Tragen zu kurzer Hosen oder zu enger Shirts, weil ... ja, warum eigentlich? Weil der männliche Teil der Bevölkerung das als sexuelles Signal deuten könnte? Sollten wir dann nicht viel eher unseren Söhnen beibringen, das Tragen bestimmter Kleidungsstücke nicht (falsch) zu interpretieren?
Autorin: Martina Dankof