Hacks für den Start

Beikost: Mit diesen Tipps könnt ihr Lebensmittel kindgerecht anbieten

Fangen die kleinen an, etwas anderes als Muttermilch bzw. eine Milchnahrung zu sich zu nehmen, spricht man vom Beikoststart. Eine Expertin hat Tipps, wie man Nahrungsmittel (nicht nur als Brei) kindgerecht zubereitet und anbietet. 

Zwei Babys essen am Strand Melone.© Tropical Studio/Fotolia
Dem Kind beim Beikoststart eine ganze Melone zu überlassen, ist vielleicht nicht unbedingt kindgerecht.

Der Beikoststart steht an – eine aufregende Zeit für die Kleinsten und ihre Eltern. Schon früh beschäftigen sich viele Eltern mit der Frage: Wann und wie machen wir das? Wir geben euch einen Überblick und eine Expertin hat Tipps, wie ihr Lebensmittel kindgerecht anbieten könnt. Vor allem, wenn es nicht immer nur Brei geben soll. 

Die Beikostreifezeichen

Einige Kinderärzte gehen bereits bei der U4 im 4. Lebensmonat auf das Thema Beikoststart ein, doch häufig fehlen hier Informationen oder sie entsprechen nicht den aktuellen Empfehlungen. Denn oft empfehlen Kinderärzte, mit der Beikost zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat zu beginnen, wenn das Kind alle drei Beikostreifezeichen erfüllt:

  • Die Zunge sollte beim Schlucken kaum noch nach vorne gehen (der Reflex verschwindet mit der Zeit von alleine).
  • Das Kind sollte stabil, mit wenig Unterstützung, auf dem Schoß sitzen können, sodass es seinen Kopf frei halten und gut schlucken kann.
  • Das Kind sollte etwas mit der Hand aufnehmen und zum Mund führen können.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt hingegen, die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich voll zu stillen bzw. ausschließlich Pre-Nahrung zu geben.

Brei oder Festes?

Gerade das dritte Beikostreifezeichen, die Hand-Mund-Koordination, lässt sich schön beim sogenannten Baby-led Weaning erkennen. "Dabei isst das Baby vom Familientisch mit, kann also Gemüse, Obst und alles andere bis auf ein paar Ausnahmen direkt in die Hand nehmen und selbst das Essen erkunden", erklärt Lina Mazzoni von "InnerMe" (Sprachtherapeutin B.Sc., Stillberaterin, IBCLC).

Essen kindgerecht anbieten – Verschluckungsgefahr vermeiden

Beim Baby-led Weaning ist es wichtig, die Nahrungsmittel altersgerecht anzubieten. Dabei sollte man Nüsse zum Beispiel nicht im Ganzen geben, sondern als Nussmus. Wer einen Hochleistungsmixer zu Hause hat, kann Nussmuse nach Anleitung selbst herstellen. Wer sie kauft, sollte darauf achten, dass keine Zusatzstoffe und kein zugesetzter Zucker enthalten sind.

Um ein Verschlucken zu vermeiden, solltet ihr sogenannte prallelastische Früchte wie Heidelbeeren oder Trauben zu Beginn vierteln und später halbieren, bevor ihr sie eurem kleinen Liebling anbietet. Lina Mazzoni erklärt: "Obst und Gemüse kann generell zu Beginn in Streifen oder Schiffchen angeboten werden, später können Größe und Form variieren."

Als kleiner Hack könnt ihr eine Banane zum Beispiel in der Mitte mit dem Finger von oben eindrücken, sodass sie automatisch in drei Streifen auseinanderbricht. Diese könnt ihr dann für eine bessere Griffigkeit (und den Nährwert) beispielsweise in gemahlenen Haselnusskernen wälzen.

Nicht nur Fleisch, sondern auch Hülsenfrüchte sind wichtige Eiweißquellen, die ihr von Beginn an anbieten könnt, zum Beispiel in Form von Humus oder zerdrückt. Baby-led Weaning bedeutet dabei nicht, dass es nie Brei geben darf – auch Erwachsene essen mal Kartoffel- oder Griesbrei. Solange das Essen nicht mit viel Salz gewürzt ist und ihr auf Zucker, Honig, Ingwer, Bonbons, Popcorn o. Ä. verzichtet, könnt ihr nahezu alle Lebensmittel anbieten. Allerdings solltet ihr im ersten Lebensjahr auf Amaranth, Quinoa und Buchweizen verzichten. Getreide in Form von Brei oder auch in Brot (ohne Rinde und Körner) oder Ähnliches ist erwünscht. Bei Brezeln oder auch zu viel Nussmuss achtet anfangs gut auf euren kleinen Schatz und beobachtet ihn, da diese am Gaumen kleben bleiben können und sich dann beim Laufen oder Rennen lösen und verschluckt werden könnten.

Haferflocken in Wasser oder Milch aufgeweicht, strukturierte Nudeln oder auch Reis können Kinder schon früh probieren, denn letztlich sollten sie - wenn auch parallel zum klassischen Brei - immer wieder selbst das Essen mit der Hand erkunden und kennenlernen dürfen. 

Das Essen mit mehreren Sinnen erkunden

Das Erkunden mit den Händen und dem Mund mögen wir Erwachsene manchmal als große Sauerei ansehen, jedoch sei das BEGREIFEN für das Essenlernen die Basis, betont Logopädin und "InnerMe"-Gründerin Catja Eikelberg. Das Ziel ist dabei immer, dass das Kind ein entspanntes und natürliches Verhältnis zum Essen bekommt. Ein wichtiger Schritt dahin ist das Kauen, das mit Beginn der oralen Phase, dem Erkunden mit dem Mund, beginnt und auch beim Essen von Beginn an gefördert werden sollte.

Neben dem weiteren Stillen/der Pre-Milch-Gabe und ggf. dem Brei sollte sich die Kaumuskulatur für eine gesunde Mundmotorik stärken können. Eine harte Rinde vom Brot oder gar roher Apfel sind dabei für das erste Jahr nicht zu empfehlen – stattdessen reicht es, Gemüse, Obst und alle anderen Nahrungsmittel in einer großen Vielfalt altersgerecht (siehe oben) anzubieten.

Verschlucken ist nicht gleich verschlucken – und würgen ist nicht schlimm!

Kindgerechte Beikost bedeutet in erster Linie SICHERES Essen und eine SICHERE Essensumgebung! Dabei ist es gleichzeitig wichtig, dass Kinder von klein auf die Nahrungsmittel bestenfalls selbst erkunden können – in Fruchtsaugern sollte man diese laut Logopädin Catja Eikelberg nicht anbieten. Stattdessen sollten Eltern bei Angst vor dem Verschlucken einen Erste-Hilfe-Kurs belegen. Es gibt dazu auch spezielle Kurse, die für alle sinnvoll sind, die das Essen regelmäßig begleiten. In solchen Kursen wird unter anderem auch das Würgen und das Verschlucken thematisiert. Denn das erste Würgen oder Husten kann Angst machen und hemmen, obwohl es wichtige Schutzfunktionen sind. Mit einem solchen Kurs ist daher für die Sicherheit des Kindes gesorgt und dem Spaß am Ausprobieren steht nichts mehr im Wege.