
Bei den einen fängt es damit an, dass sich das Kind nicht mehr von der Mama wickeln lassen will. Bei den anderen soll auf einmal nur noch Papa die Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Und plötzlich ist Papa in jeder Situation der Star. Gibt’s ein Problem, schallt es "Papaaa" aus dem Kinderzimmer. Trösten? Macht natürlich auch Papa. Anfangs fühlen sich Mütter dadurch vielleicht entlastet, früher oder später fragen sich aber die meisten: Liebt mein Kind den Papa mehr als mich? Mache ich etwas falsch?
Papa ist der Größte
"Die Papa-Phase ist ein wichtiger Schritt in der kindlichen Entwicklung und beeinträchtigt normalerweise nicht die Beziehung zur Mutter. Vielmehr hilft der Papa dem Kind, sich aus der engen Beziehung zur Mutter zu lösen", erklärt die Pforzheimer Psychotherapeutin und stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendpsychotherapeuten Christina Jung. In der Psychoanalyse nennt man diesen Vorgang Triangulierung. "Das ist etwas Positives. Denn in den ersten Monaten nach der Geburt ist die Mutter-Kind-Beziehung sehr intensiv. Das Baby erlebt sich als eins mit der Mutter." Papa hilft dem Kind jetzt dabei, sich aus dieser engen Bindung zu lösen und sich auf andere geliebte Menschen einzulassen.
Alles kein Problem?
Klingt doch super. Trotzdem belastet die Papa-Phase manchmal die Beziehung. Mama ist traurig, Papa vielleicht überfordert oder aber – und das strengt Mütter besonders an – er fühlt sich so wohl als Superdaddy, dass er die Erziehung vergisst. Dann ist Mama nicht nur außen vor, sondern auch schnell die Spielverderberin. Die Psychotherapeutin rät: "Eltern sollten offen miteinander über ihre Gefühle sprechen. Mütter können versuchen, die Phase als Entlastung zu sehen und den Vätern mehr Aufgaben und Verantwortung übergeben. Die Väter sollten gleichzeitig jedoch daran denken, dass Kinder klare Grenzen und Strukturen brauchen."