Richtig Schluss machen

Abstillen ohne Stress: Die besten Tipps

Manche Mütter werden ganz wehmütig, wenn sie ans Abstillen denken, andere sehnen das Ende der Stillzeit herbei. Alles über den besten Zeitpunkt, unterschiedliche Methoden und viele Tipps, die das Entwöhnen für Mutter und Kind leichter machen.

Abstillen ist für die Mama und das Baby nicht immer leicht.© Foto: Getty Images/Irina Polonina/EyeEm
Abstillen ist für die Mama und das Baby nicht immer leicht.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?

Um es gleich vorwegzunehmen: Einen richtigen oder gar festgelegten Zeitpunkt für das Abstillen gibt es nicht. Dafür aber viele Richtlinien: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Und neben der spätestens ab dem siebten Monat eingeführten Beikost noch mindestens bis zum zweiten Lebensjahr zumindest teilweise zu stillen. Die Vorteile sind unbestritten: Muttermilch versorgt das Baby mit wichtigen Nährstoffen, beugt Allergien und Infektionskrankheiten vor, stärkt die Abwehrkräfte, ist gut verträglich, kostenlos und immer vorrätig. Doch letztlich ist es eine individuelle Entscheidung der Mutter, ob und wie lange sie stillen möchte und/oder kann. Viele Mamas erhalten sich gerne die Möglichkeit, ihr Baby bis zu einem Jahr oder auch länger zumindest hin und wieder noch an die Brust zu legen. Niemand sollte sich einreden lassen, das sei "nicht normal", wie es leider immer wieder behauptet wird. Anders herum ist es auch völlig in Ordnung, wenn Mütter entscheiden, gar nicht zu stillen oder nach sechs Monaten oder früher abzustillen. Keine Mutter sollte sich für ihre Entscheidung rechtfertigen müssen!

Natürlich abstillen ist der einfachste Weg

Im besten Fall zeigt das Baby, wenn es älter wird, Interesse an Beikost und stillt sich dann nach und nach selber ab. Je mehr zugefüttert wird, desto weniger Milch wird es brauchen. Die Milchproduktion geht bei der Mutter von allein zurück, da durch das seltenere Saugen weniger Stillhormone ausgeschüttet werden. Mama und Baby haben auf diese Weise genügend Zeit sich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Leider sieht die Realität meistens anders aus. Denn Muttermilch bedeutet für das Baby nicht nur Nahrung. Beim Stillen erfährt es Liebe, Zuwendung und Nähe von seiner Mama. Nicht verwunderlich also, dass vielen Babys die Entwöhnung von der Brust schwerfällt. Wenn Mutter und Kind also nicht zum gleichen Zeitpunkt Schluss machen wollen, müssen Kompromisse her. In erster Linie heißt das: Sich Zeit nehmen und Wege finden, die Mama und Baby emotional nicht zu sehr zusetzen. Von heute auf morgen einfach die Brust verwehren – so ein schnelles Abstillen wäre ein harter Einschnitt, der nach Möglichkeit vermieden werden sollte.

Richtig abstillen vor Beginn der Beikost

Die WHO rät, mit Beikost frühestens ab dem vierten Monat zu beginnen. Wenn Mütter vorher abstillen wollen oder müssen, muss jede Brustmahlzeit durch ein Fläschchen ersetzt werden. Und zwar möglichst in kleinen Schritten:

  • Ersetze die Mahlzeit, zu der das Baby am wenigsten trinkt, durch ein Fläschchen mit Pre-Milch. Idealerweise beginnst du damit einmal in sieben Tagen. Nur wenn es schneller gehen muss oder einfach zu wenig Milch da ist, ersetze mehrmals in der Woche eine Brustmahlzeit durch die Flasche.
  • Später, etwa im Wochenabstand, kommen weitere Fläschchen-Mahlzeiten hinzu.
  • Achte unbedingt darauf, dass dein Baby trotz des Abschieds von der Brust genug Körperkontakt und Zuwendung bekommt. Dadurch fällt ihm die Entwöhnung leichter. 

Sanftes Abstillen: Von der Brust zum Brei

Irgendwann kommen die meisten Mütter an einen Punkt, an dem sie das Gefühl haben, lang genug gestillt zu haben. Häufig liegt es daran, dass sich die Lebensumstände ändern. Viele Mamas gehen nach der Elternzeit wieder arbeiten oder wünschen sich nach der innigen ersten Babyzeit schlichtweg mal wieder ein paar mehr Freiheiten und mehr Selbstbestimmung. Manchmal haben Mütter auch das Gefühl, dass ihr Körper nicht mehr genügend Milch produziert, um das Baby ausreichend zu sättigen. Ganz gleich, welcher Grund die Mama zum Abstillen bewegt, der Prozess sollte langsam angegangen werden und das Baby gerade in guter Verfassung sein. Macht es z. B. gerade einen Schub durch, zahnt es oder wird in der Kita eingewöhnt, muss es schon genügend andere Eindrücke verarbeiten. Hier ein paar Tipps, die dir beim Abstillen helfen können: 

  • Biete deinem Baby bewusst weniger die Brust, dafür aber mehr Beikost an. Wenn es eine Mahlzeit akzeptiert hat, kannst du die nächste einführen. 
  • Dein Baby findet den Brei alles andere als köstlich? Hab Geduld – es muss sich an die Umstellung und die neuen Geschmackseindrücke erst gewöhnen. Vielleicht kannst du deine Stilldauer verkürzen und anschließend noch ein wenig Brei füttern? Irgendwann wird dein Baby so hungrig sein, dass es den Brei essen wird. 
  • Wenn dein Kind partout nicht von der Brust loslassen will, solltest du deine Angewohnheiten ändern. Du darfst dabei auch gerne ein wenig "gemein" sein: Wähle beim Stillen z. B. eine nicht so beliebte Position. Damit wird es für den Nachwuchs unbequemer und die Milchmahlzeit auf Dauer unattraktiver.
  • Viele Kinder wollen vor allem nachts noch gestillt werden beziehungsweise nuckeln sich an Mamas Busen gerne zurück in den Schlaf, wenn sie wach geworden sind. Auf lange Sicht gesehen solltest du dieses Verhalten unterbinden. Stattdessen kannst du deinem Baby ein Fläschchen mit Pre- oder abgepumpter Milch anbieten. Oder dein Partner muss vorübergehend das Trösten in der Nacht übernehmen. 
  • Auch tagsüber kann es helfen, wenn dein Partner oder eine andere Vertrauensperson das Baby  „übernimmt“, falls es nicht von deiner Brust ablassen will. Hat die Mama das Baby auf dem Arm, riecht es die Milch. Da fällt es natürlich schwer, nicht an eine leckere Mahlzeit zu denken. 
  • In vielen Elternforen berichten Mütter von einem letzten Ausweg: Einfach für ein paar Tage wegfahren, während der Papa sich um das Baby kümmert. So hart das auch klingen mag: Wenn sich das Abstillen über Monate hinweg zieht und zur Belastung für Mutter und Kind wird, kann ein solcher Einschnitt im Zweifelsfall besser sein.  

Abstillen nach Gordon

Wie oben schon beschrieben, müssen viele Kinder nachts ihr Saugbedürfnis befriedigen, um wieder einschlafen zu können. Für stillende Mütter bedeutet das, alle zwei bis drei Stunden geweckt zu werden. Ein Zustand, der auf Dauer zu Schlafentzug und Erschöpfung bei Mutter und Kind führt. Deshalb möchten viele Frauen zumindest das nächtliche Stillen beenden oder einschränken – ihrem Baby tagsüber aber weiter die Brust anbieten. Eine Methode, die dafür häufig angewendet wird, ist das sanfte Schlafprogramm von Dr. Jay Gordon. Es soll erst bei Kindern ab einem Jahr angewendet werden, da sie erst ab diesem Zeitpunkt in der Lage sind, nachts mehrere Stunden ohne Nahrung auszukommen. So funktioniert das bedürfnisorientierte Schlafenlernen: 

  1. Die ersten drei Nächte
    Wähle einen festen Zeitraum von sieben Stunden, in denen dein Kind durchschlafen soll. Wenn dieser Zeitraum angebrochen ist, darfst du dein Baby stillen, wenn es aufwacht. Es darf aber nicht an der Brust einschlafen. Du darfst es erst wieder anlegen, wenn es wenigstens einige Minuten geschlafen hat. Ansonsten bleibt alles gleich. Biete deinem Baby weiterhin deine Nähe an, streichle und tröste es. 
  2. Die weiteren drei Nächte
    Nach der dritten Nacht sollst du dein Baby im Sieben-Stunden-Zeitfenster nicht mehr stillen, wenn es aufwacht. Du kannst mit ihm kuscheln, ihm etwas vorsingen, letztlich alles machen, was ihm beim Einschlafen hilft. Du darfst es nur nicht anlegen. 
  3. Die weiteren Nächte
    Dein Baby entwickelt langsam ein Gefühl dafür, ohne auch Stillen wieder einschlafen zu können. Wenn es trotzdem deine Brust verlangt, tröste es mit so wenig Aufwand wie nötig, nimm es nicht hoch. Dein Baby lernt so das Durchschlafen und wird immer seltener aufwachen. 

Schnelles Abstillen: Wenn's nicht anders geht ...

Ein sanftes Entwöhnen von der Brust ist immer der beste Weg. Manchmal muss es aber leider schneller gehen, wenn die Mama z. B. Medikamente nehmen muss, die in die Muttermilch übergehen. Oder Mutter und Kind längere Zeit voneinander getrennt sind. Die Stillzeit wird in diesem Fall abrupt beendet. Umso wichtiger ist es, dass das Baby in dieser Zeit ausreichend Nähe erfährt  – entweder von der Mutter oder einer anderen Vertrauensperson. Ernährt wird es dann entweder mit Ersatzmilch und/oder Beikost. Die kurzfristige Ernährungsumstellung führt leider nicht selten zu Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen. Auch für die Mutter ist ein plötzliches Abstillen nicht einfach: Neben der emotionalen Belastung kommt es aufgrund der fortbestehenden Milchbildung häufig zu einem Milchstau, der zu einer Entzündung der Milchdrüsen, einer sogenannten Mastitis, führen kann. Ein Ausstreichen der Brüste oder das Abpumpen der Milch kann helfen, einem Milchstau vorzubeugen. Es sollte aber nur so viel Muttermilch ausgestrichen oder abgepumpt werden, bis die Beschwerden gelindert sind. Ansonsten wird dem Körper signalisiert, dass er weiter Milch produzieren soll. 

Abstillen mit Tabletten unterstützen

Obwohl die meisten Mütter ihr Baby gerne stillen möchten, gibt es manchmal Gründe, die dagegen sprechen. Wenn das Abstillen direkt nach der Geburt unvermeidlich ist, bekommen Mütter noch in der Klinik Medikamente, die die Bildung des Stillhormons Prolaktin und somit die Milchproduktion verhindern. Wenn bei einem späteren Abstillen immer wieder Milchstau und Brustentzündungen auftreten, kann der Frauenarzt Hormonpräparate, sogenannte Prolaktinsekretionshemmer, verschreiben.

Abstillen mithilfe von Homöopathie

  • Es müssen nicht immer gleich Tabletten sein – auch mit diesen Hausmitteln kannst du einem Milchstau und Brustentzündungen vorbeugen: 
  • Salbeitee verringert die Milchproduktion. Für eine Tasse übergießt du einen Teelöffel Salbeiblätter mit heißem Wasser und lässt ihn 15 Minuten ziehen. Drei Tassen täglich sorgen dafür, dass die Prolaktinausschüttung gehemmt wird. Auch Pfefferminztee hat eine milchreduzierende Wirkung.
  • Kühle deine Brust mit Kühlkompressen (gibt es in der Apotheke). Dadurch wird die Durchblutung eingeschränkt und die Milchbildung eingeschränkt. Außerdem wirkt die Kälte vorbeugend gegen Brustentzündungen.
  • Ein eng anliegender BH mindert ebenfalls die Durchblutung und die Milchbildung. 
  • Auch die Kermesbeere (Phytolacca decandra) kann beim Abstillen helfen. Sie wirkt entzündungshemmend und hilft beim Versiegen der Milch. Die Globuli gibt es in der Apotheke – am besten lässt du dich dort zur Dosierung beraten oder fragst bei deiner Hebamme nach, wenn sie sich mit Homöopathie auskennt. 

Wie lange dauert es abzustillen?

Jedes Baby ist anders. Selbst wenn das allmähliche Abstillen gut läuft, kann es gut sein, dass sich dieser Prozess über mehrere Wochen und Monate hinweg zieht. Ein Baby braucht einfach eine gewisse Zeit, um sich an Brei und feste Nahrung zu gewöhnen und seine Mama nach und nach immer mehr loszulassen. 

Autorin: Jana Kalla

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