Dieser Artikel enthält unter anderem Produkt-Empfehlungen. Bei der Auswahl der Produkte sind wir frei von der Einflussnahme Dritter. Für eine Vermittlung über unsere Affiliate-Links erhalten wir bei getätigtem Kauf oder Vermittlung eine Provision vom betreffenden Dienstleister/Online-Shop, mit deren Hilfe wir weiterhin unabhängigen Journalismus anbieten können.

Im Wohnzimmer toben. Selbstvergessen neben der Musikbox sitzen und Kinderlieder hören. In der Badewanne plantschen. Manchmal sind es die schönsten Nachmittage, die wir mit unseren Kindern ganz entspannt zu Hause verbringen. Wäre da nicht immer dieses Stimmchen: Ist das jetzt gut oder ist das schlecht, diese viele freie Zeit? Sollten wir nicht lieber zum Kinderturnen gehen? Oder zum Schwimmkurs? Oder wenigstens ein Spieldate ausmachen?
"Kein Kind ist in seiner Entwicklung gefährdet oder gar benachteiligt, wenn es an solchen Freizeitprogrammen nicht teilnimmt", stellt Elementarpädagogin Margit Franz klar. Die Erziehungswissenschaftlerin ist Expertin auf dem Gebiet der kindlichen Spielentwicklung. "Und diese fördert man besser durch freie Zeit als durch Kurse", sagt sie.
Nicht ständig bespielen, bespaßen und beschäftigen
Anstatt sich Sorgen zu machen, dass wir unsere Kinder womöglich zu wenig fördern, können wir also (zumindest gedanklich) die Füße hochlegen und unseren Nachwuchs beruhigt spielen lassen – und zwar auch gern mal allein. "Es ist eine wichtige Kompetenz, dass Kinder mit sich selbst zufrieden sind und allein spielen können", erklärt Margit Franz. "Das Alleinspiel lernen sie, wenn ihre Eltern es ihnen ermöglichen. Sie also einfach mal in Ruhe lassen und nicht ständig bespielen, bespaßen und beschäftigen." Andernfalls würden Kinder vor allem eines verinnerlichen: Der Erwachsene macht ständig was mit mir. "Dabei verlernen die Kinder, eigenmotiviert zu spielen", sagt Margit Franz: "Von diesem Spiel-Defizit-Syndrom berichten mir viele Fachkräfte. In Kitas gibt es immer mehr Kinder, die nicht wissen, wie sie spielen sollen, sondern nur auf Anleitung von den Erwachsenen warten."
Die Welt ist interessanter als jeder Kurs
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sei es wichtig, dass Eltern ihren Kindern bereits im Säuglingsalter Zeit geben, sich allein zu beschäftigen. Liegt das Baby auf der Krabbeldecke und schaut die Sonnenflecken an der Wand an, sollte es dabei nicht gestört werden. Macht der Sprössling den Lichtschalter immer wieder an und aus, sollten Eltern ihn gewähren lassen. So entdecken und verstehen Kinder unsere Welt.
Die Pädagogin: "Die ersten drei Lebensjahre sind das Alter, in dem Kinder so viel und so schnell lernen wie sonst nur sehr selten im Leben. Säuglinge und Kleinkinder sind aktive Forscher und Entdecker. Sie sind neugierig und interessiert. Hierfür brauchen Kinder keine besonderen Programme und Beschäftigungen. Sie brauchen vor allem ausreichend Zeit, Ruhe, Gelassenheit und eine Umgebung, in der sie die Dinge des Lebens in ihrem häuslichen Umfeld entdecken und erforschen können: einen scheppernden Topfdeckel, eine leere und interessant duftende Cremedose, eine raschelnde Zeitung. Dies alles sind für kleine Kinder hochinteressante Forschergegenstände, die es in jedem Haushalt gibt und die kein Geld kosten."
Alleine spielen: So gelingt es am besten
- Kinder unter einem Jahr können sich ungefähr zehn Minuten allein beschäftigen. Kinder zwischen ein und drei Jahren etwa 15 bis 30 Minuten. Bei Vier- bis Sechsjährigen verdoppelt sich diese Zeit noch einmal.
- Die Idee, dass ein Kind allein in seinem Kinderzimmer spielt, funktioniert in der Regel nicht. Kinder spielen gerne in Anwesenheit von vertrauten Personen, mit vertrauter Geräuschkulisse (z. B. Geschirrspüler) und in den Räumen, in denen sich auch die Großen aufhalten.
- Wichtig ist, dass sich das Kind vom Erwachsenen gesehen und wahrgenommen fühlt, während es mit sich selbst oder Dingen beschäftigt ist. Es genügt dabei, wenn zwischendurch immer wieder für einen kurzen Moment Blickkontakt hergestellt wird. Mehr muss es gar nicht sein.
- Wenn ein Kind mit sich selbst beschäftigt ist, sollten wir es nicht stören, sondern gewähren lassen.
Autorin: Merle von Kuczkowski