
"BO" ist nicht nur ein Trend
"Bindungs- und beziehungsorientierte Erziehung ist wieder nur so eine neue Erziehunsmethode. Das Kind lernt niemals etwas fürs Leben."
Dieses oft genannte Vorurteil stimmt nicht. Bei der bindungs- und beziehungsorientierten Haltung (kurz auch "BO" genannt) geht es um den Umgang mit dem Kind und der eigenen Haltung ihm gegenüber. Es gibt nicht für Problem X Lösung Y. Im bedürfnisorientierten Ansatz wird individuell geschaut: Jedes Kind ist mit seinen Bedürfnissen individuell! Man kann sich nicht einfach ein bindungs- und beziehungsorientiertes Buch kaufen, um dann das Gelesene 1:1 anzuwenden. Das funktioniert nicht.
Eines der Hauptargumente gegen die bindungs- und beziehungsorientierte "Erziehungsmethode" ist meistens, dass Eltern ja all das machen würden, was das Kind will. Ihm immer seinen Willen erfüllen und es so zu einem kleinen Tyrannen heranwächst. Kinder bräuchten ja Konsequenzen und feste Regeln. So ist es aber nicht.
Bedürfnisse und Wünsche unterscheiden
Wer Wertschätzung und Achtung erfährt, der hat keinen Grund anderen tyrannisch und abwertend zu begegnen. Ganz einfach. Vielmehr ist es so, dass Kinder immer kooperieren wollen. Wenn Kinder nicht kooperieren, so hat das einen Grund. Hier heißt es: Hinschauen und verstehen!
Natürlich zählen auch Eltern – und alle anderen – als Person mit eigenen Bedürfnissen. Niemand soll sich aufopfern. Das ist nicht der Sinn von bedürfnisorientiert.
Wünsche und Bedürfnisse sind zwei voneinander zu trennende Dinge. Bei Wünschen sofort zu springen hat nichts damit zu tun, die Bedürfnisse von jemandem ernst zu nehmen. Darum gilt es klar zu erkennen: Was ist ein Bedürfnis des Kindes, was es sich nicht selbst erfüllen oder regulieren kann und was ist ein Wunsch? Wünsche können erfüllt werden, Bedürfnisse sollten erfüllt werden.
Für mich geht es bei bedürfnisorientierter Erziehung nicht darum, ob das Kind gestillt wird, ob es im Familienbett schläft oder täglich in der Trage zur Ruhe kommt. Nein. Es ist meine Einstellung meinem Kind gegenüber. Es mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen ernst zu nehmen und hinzuschauen. Seine kindliche Entwicklung zu berücksichtigen und nicht Dinge zu erwarten, die es noch nicht kann.