Leitfaden

Kinderarzt: "Das sind die 5 Vs in der Kindererziehung"

Zu viele Informationen können auch verunsichern. So geht es vielen Eltern bei der Erziehung. Ein Kinderarzt verrät, wie es leicht gehen kann.

Liebevolle Eltern mit zwei Kindern.© Pexels/Keira Burton
Ein Kinderarzt hat Tipps für eine gute Eltern-Kind-Beziehung: alles etwas gelassener nehmen und sich nicht so viel Druck machen.

Im Informationszeitalter, in dem wir leben, ist es nicht mangelndes Wissen, das verunsichert, sondern oft die Flut an Informationen, die erst einmal gefiltert werden will. Zu wohl jedem Thema, das mit Elternschaft zu tun hat, gibt es gegensätzliche Meinungen und entsprechende Theorien, was denn nun besonders gut ist fürs Kind. Klar, dass das verunsichert. Doch verunsicherte Eltern haben auch keinen besonders guten Einfluss auf ihre Kinder. Wie also mit dieser Misere umgehen?

Gelassen bleiben und auf das Wesentliche konzentrieren

In einem Interview mit dem "Focus" erklärt der Schweizer Kinderarzt Oskar Jenni, der in diesem Jahr ein Buch zum Thema herausgebracht hat (siehe Buchtipp unten), auf welche Grundsätze sich Eltern fokussieren sollten. Damit beugen sie eigener Überforderung vor und konzentrieren sich ohne übertriebenen Perfektionismusanspruch auf das, was für Kinder wirklich wichtig ist. In dem Interview sagt er:

Gute Eltern haben fünf wesentliche Eigenschaften, die ihren Kindern Sicherheit, Geborgenheit und emotionale Stabilität geben.

Dabei handele es sich um einfache und effektive Grundsätze, die Eltern helfen können, in die richtige Richtung zu steuern. 

Die 5 Vs in der Kindererziehung

  1. Vertrautheit
  2. Verlässlichkeit
  3. Verfügbarkeit
  4. Verständnis
  5. Viel Liebe

Vertrautheit: Kinder brauchen eine vertraute Umgebung, in der sie sich sicher fühlen und sich auf ihre Eltern verlassen können. Natürlich muss nicht nur die Umgebung vertraut sein, sondern auch die Eltern. Das werden sie von ganz allein, wenn sie liebevoll viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Fühlen Kinder sich geliebt und anerkannt, gibt ihnen das auch in schwierigen Situationen eine innere Stärke.

Verlässlichkeit und Verfügbarkeit: Eltern sollten nicht nur körperlich anwesend, sondern im Ganzen für ihre Kinder da sein, also auch emotional auf sie eingehen. Das bedeutet Verfügbarkeit, macht Eltern verlässlich und nahbar. Kinder wissen dann, dass sie auf ihre Eltern zählen können. 

Vertrauen: Auch Empathie gehört dazu. Eltern sollten die Gefühle ihrer Kinder ernst nehmen und verständnisvoll auf sie eingehen. Das schafft Vertrauen und stärkt die Bindung. 

Viel Liebe: Viel Liebe, die aus dem Herzen kommt und wirklich gefühlt wird, ist wichtig. Diese Liebe zu den eigenen Kindern sollte bedingungslos und nicht an Leistungen gekoppelt sein. Eltern können Liebe neben körperlicher Nähe auch durch gemeinsam verbrachte Zeit und Zuwendung ausdrücken.

"Eltern haben keinen großen Einfluss auf den Lebenserfolg der Kinder"

Stellen Eltern diese fünf Vs in den Mittelpunkt, geben sie ihren Kindern Stabilität und Sicherheit und schaffen eine gute Grundlage für die gesunde Entwicklung ihrer Kinder. Darüber hinaus dürfen sich Eltern laut Oskar Jenni vom Perfektionsdruck freimachen. Er weist darauf hin, dass es normal sei, auch mal Fehler zu machen. Und dass Elternschaft kein Wettbewerb sei. Zudem hält Jenni laut Focus-Interview den tatsächlichen Einfluss, den Eltern auf den Lebenserfolg ihrer Kinder haben, für eher gering. Auch dieser Gedanke könne bei Eltern zur Entlastung beitragen. Ein Stückweit dürfen wir die Kontrolle also auch mal loslassen und das Kind einfach Kind sein lassen. 

Quellen: fr.de, focus.de

Oskar Jenni

Experte und Autor Oskar Jenni (geboren 1967) ist Schweizer Kinder- und Jugendarzt. Als Nachfolger von Remo H. Largo übernahm er 2005 die Leitung der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Universitäts-Kinderspital Zürich. Seit 2020 ist er Professor für Entwicklungspädiatrie an der Universität Zürich.