Alte "Weisheiten" im Check

"Kinder müssen lernen, still zu sitzen" - Wirklich?

Müssen Kinder sitzen bleiben, bis alle aufgegessen haben oder dürfen sie aufstehen? An dieser Frage scheiden sich die Geister, oft auch innerhalb einer Familie. Besonders wenn ältere Generationen zugegen sind, ist Streit bei Tisch oft vorprogrammiert ...

Sitzen bleiben oder aufstehen: Diese Frage sorgt in vielen Familien immer wieder für Stress.© iStock / filadendron

Der Wunsch nach einem geregelten, gemeinsamen Essen am Familientisch ist verständlich. Die Überzeugung "Das macht man eben so" darf jedoch immer und also auch in dieser Situation hinterfragt werden. Die gemeinsame Mahlzeit ist nicht der Ort für Erziehung, Strenge und Zurechtweisung, das nimmt allen Beteiligten den Spaß am Essen. Zudem sollten die Erwartungen besonders an kleine Kinder nicht zu hoch angesetzt werden.

Wenn ein Kind nicht sitzen (bleiben) möchte, ist das in den meisten Fällen nicht, weil es die Eltern ärgern möchte. Vielmehr ist das Bedürfnis nach Bewegung einfach stärker als die Erinnerung daran, dass Eltern den Wunsch geäußert haben, sich hinzusetzen. Kinder vergessen schnell und können ihre Aufmerksamkeit noch nicht so gut steuern. Sie werden rasch von anderen Eindrücken und Gedanken abgelenkt.

Wenn das kleine Kind gerade erst gelernt hat, sich selbstständig zu bewegen, fällt es ihm besonders schwer, länger still zu sitzen. Spielen und bewegen sind dann einfach wichtiger. Es macht daher wenig Sinn, kleine Kinder an den Tisch zu zwingen. Damit tut man niemandem einen Gefallen. Die Sorge, dass das Kind dann niemals lernen wird, eine Mahlzeit im Sitzen einzunehmen oder später einmal in der Schule still zu sitzen, ist unbegründet.

Es darf also durchaus toleriert werden, dass kleine Kinder nur kurz am Tisch sitzen. Vielleicht gerade so lange, bis sie ihren Hunger gestillt haben. Ältere Kinder ab etwa vier bis fünf Jahren kann man freundlich daran erinnern, dass es der Wunsch der anderen Familienmitglieder ist, eine Weile gemeinsam am Tisch zu sitzen. Auch hier ist es nicht Druck oder Zwang, der zum Ziel führt. Spielerische Ansätze, wertschätzende Kommunikation und eine gute Bindung erhöhen die Kooperationsbereitschaft des Kindes.

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