
Nein, ich will keine Supermutter sein, die sich für ihre kleinen Prinzen aufopfert und ihnen alles aus dem Weg räumt, was die Lebensfreude eines Kindes einschränken könnte: Schmutziges Geschirr, herumliegendes Spielzeug und überquellende Mülleimer. Ich möchte das ganze Thema modern lösen. Hausarbeit ist Teamarbeit. Wissen wir doch alle. Wir sind schließlich nicht von gestern. Doch wenn ich mir meine Tagesbilanz mal genau angucke, kann ich nur sagen: Im Großen und Ganzen ernüchternd. Ich mache alles – und die Kinder nichts.
Schnell selbst machen statt ewig zu erklären
Morgens die Butterbrote? Schmiere ich mal eben. Die Zwerge kommen eh nicht in die Hufe. Mittags das Essen? Klar, meine Pflicht. Schule und Kindergarten sind anstrengend. Abwasch? Nebenbei. Die Kinder müssen sich erholen. Nachmittags was einkaufen? Jetzt ist endlich Zeit zum Spielen. Da möchte ich kein Spaßverderber sein. Und abends will ich alles andere als Zoff um Zahnpasta im Waschbecken. Müde Kinder sind sowieso anstrengend. Bis die mal im Bett sind, haben mein Mann und ich alle Hände voll zu tun. Warum sollten wir sie arbeiten lassen, wenn das Beibringen und Diskutieren viel länger dauert als das Mal-eben-selbst-Machen?
Typische Mütter-Rechtfertigung, bei der ich mich selbst erwische. Obwohl ich solche Kapitulationen vor den Kindern eigentlich nie wollte, bin ich auf dem besten Weg, dass meine Kinder eines Tages volljährig sind und noch nie ein Fenster geputzt oder einen Staubsauger bedient haben. Was kann ich tun?
Was können Kinder im Haushalt helfen?
Ich muss wohl erst einmal meine Grundhaltung verändern – und zwar in Richtung "Kleine Tätigkeiten im Haushalt sind keine Zumutungen, sondern Herausforderungen, die die Kinder wachsen lassen." Na klar. Hat mir schließlich auch nicht geschadet, dass ich als Kind Küchendienst machen musste.
Experten sind sich einig: Eltern dürfen ihrem Nachwuchs nicht alles abnehmen. Denn sonst lernen die Sprösslinge nie, Verantwortung zu genießen und stolz auf ihre Leistung zu sein. Damit das ohne Dauerkampf klappt, muss ich Spaß in die Sache bringen. Motivation funktioniert schließlich am besten über positive Gefühle. Gemeinsamkeit, gute Stimmung und Humor gehören dazu – und kindgerecht muss es sein.
Haushaltsaufgaben für Kinder: Das raten Erziehungsexperten:
1. Fangt früh mit kleinen Arbeiten an. Schon Zweijährige helfen gerne – natürlich nur mit passenden Aufgaben. Zum Beispiel etwas holen und jemandem etwas geben. Oder einen Löffel auf den Tisch legen. Bei Tätigkeiten, die regelmäßig gemacht werden müssen, lernen Kinder schnell und schaffen nach kurzer Zeit mehr. Mit vier Jahren können sie beispielsweise den Tisch decken und Geschirr zum Abwasch bringen.
2. Seid Vorbild. Wenn Mama und Papa über die tägliche Hausarbeit fluchen, müssen sie sich nicht wundern, wenn die Kinder das abgucken. Lebt vor, dass es auch anders geht. Lästige Pflichten wird man nämlich am schnellsten los, wenn man sie einfach erledigt und sich dann darüber freut.
3. Erwartet nicht zu viel. Werden die Kinder überfordert, verlieren sie die Lust. Wenn ihr euch oft dabei erwischt, dass ihr kopfschüttelnd zuseht, wie langsam und umständlich euer Kind etwas macht und es ihm deshalb wegnehmt ("Hör auf, ich kann das schneller"), dürft ihr euch nicht wundern, wenn euer Kind nicht hilft. Zeigt Geduld. Spätestens wenn die Kleinen euch Jobs abnehmen, hat sich das gelohnt.
4. Macht's euch leicht. Kompliziertes Sortieren und Herumtragen von Dingen, die andere liegen lassen, dauert lange. Gut sind große Kisten (zum Beispiel im Flur), in die im Alltag einfach alles kommt, was herumfliegt. Wer etwas vermisst, muss es selbst suchen. Am Wochenende räumen alle zusammen die Kiste auf, und jeder bringt die eigenen Sachen an den richtigen Platz.
5. Lasst Wünsche wahr werden. Dieser Psychotrick wirkt Wunder. Fragt nicht "Liebes Kind, würdest du mir im Haushalt helfen?", sondern lasst eurem Kleinen nur die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten: "Möchtest du jetzt lieber abtrocknen oder den Müll rausbringen?" Das Kind darf dann das tun, was es sich ausgesucht hat.
6. Bleibt flexibel. Ob Wäschesortieren, Putzen, Haustiereversorgen oder Abwaschen – es gibt beliebte und weniger beliebte Tätigkeiten. Am besten ist es, wenn beides gemischt wird. Auch untereinander darf getauscht werden. Beklagt sich ein Kind ("Ich muss die doofen und meine Schwester die schönen Sachen machen"), kann der Dienst wöchentlich gewechselt werden.
7. Keine Bezahlung für die Pflicht. "Und was kriege ich dafür?" – Wenn Kinder meinen, ihre Mithilfe im Haushalt müsse in Euro ausgezahlt werden, stellt klar, dass Mama und Papa auch nichts dafür bekommen. Die Pflicht bleibt unbezahlt. Über Spezialaufträge, die darüber hinausgehen, kann man verhandeln. Das dürfen auch Geschwister untereinander. Umgekehrt sollten Eltern auch nicht mit Taschengeldentzug strafen, wenn das Zimmer unordentlich ist.
8. Richtig verhandeln. Das Verteilen einzelner Aufgaben sollte nicht mal eben im Vorbeigehen abgewickelt werden und weder zur Strafe noch zur Belohnung dienen. Die Familie trifft sich dafür in aller Ruhe. Die Eltern erklären, dass das Zusammenleben ohne gegenseitige Hilfe nicht funktioniert und dass Absprachen dazu da sind, eingehalten zu werden. Beim Erstellen des Dienstplans dürfen die Kinder mitreden. Anschließend wird alles schriftlich festgehalten. Kein Familienmitglied sollte Zeitdruck oder andere Notlagen nutzen, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.
9. Kurz und klar bleiben. Erinnert euer Kind ruhig schnell daran, wenn es seine Aufgaben vernachlässigt, sodass es sich gar nicht erst angewöhnt, die Pflichten auszusitzen. Kontrolliert dann, ob alles erwartungsgemäß erledigt wurde. Später dürft ihr erwarten, dass das ohne Erinnern, Ermahnen und Immer-wieder-neu-Verhandeln von allein klappt. Dafür gibt's dann ein dickes Lob. Konflikte verkürzt man am besten, indem man sie nicht dramatisiert.
10. Umgang mit Drückebergern. Wenn Kinder dauerhaft ihre Haushaltsjobs vernachlässigen, dürfen Eltern das zu Demonstrationszwecken auch mal tun ("Warum sollte ich dich zum Fußball fahren, wenn du den Abwasch einfach stehen lässt?"). Eine solche Maßnahme muss aber die Ausnahme bleiben, damit kein Dauerbrenner daraus wird und die Familienmitglieder nicht abwechselnd schmollen oder sich gegenseitig etwas nachtragen.
Kinderausreden kontern, wenn Kinder nicht im Haushalt helfen
Wenn die Kinder etwas größer sind, finden sie immer wieder Tricks, mit denen sie um die Hausarbeit herumkommen. Hier erfahrt ihr, wie ihr mit welchem Ausreden-Typ umgeht.
Dreimal doof angestellt und für immer von lästigen Pflichten befreit? Das Modell funktioniert nur mit ungeduldigen Eltern. Macht es den Kids nicht zu leicht. Was nicht auf Anhieb klappt, muss eben geübt und nicht eingestellt werden.
Nerv nicht, sonst schmoll ich – das Kind verdreht die Augen, spricht nicht mehr oder macht sich zum Opfer ("Warum ich und nicht meine Schwester?"), denn es weiß: Liebesentzug wirkt. Lasst euch nicht erweichen. Die Pflicht wird gemacht – zur Not schmollend.
Ich habe jetzt keine Zeit – erstaunlich, wie beschäftigt die Kleinen sein können, wenn Arbeit droht. Auf ein Versprechen wie "Ich mache das heute Abend" dürft ihr euch einlassen. Dient das aber nur als Ausrede und bis zum Morgen danach ist nichts erledigt, gilt beim nächsten Mal: "Du machst das jetzt."
Regeln fürs Kinderzimmer
Chaos im Kinderzimmer treibt Eltern zur Verzweiflung. Doch es gibt Lösungen, die das Aufräumen leichter machen:
- Nicht jeden Abend muss Ordnung herrschen. Kinder brauchen eine gewisse Freiheit in ihrem Zimmer. Einigt euch auf Grundregeln wie zum Beispiel "Mama muss noch durchkommen, um gute Nacht zu sagen" oder "Müll und Essensreste kommen täglich weg, Spielzeug darf bis zum Wochenende liegen bleiben".
- Einmal in der Woche wird richtig aufgeräumt. Dem Alter entsprechend übernehmen die Kinder dabei Jobs wie Sortieren oder Sachen aufheben. Wenn schwungvolle Musik dazu läuft und gute Stimmung herrscht, macht's sogar Spaß.
- Damit Ordnung halten unkompliziert ist, verstaut Spielzeug kistenweise: Eine für die Bausteine, eine für Gummitiere, eine für die Autos. Lagert die Kisten mit den beliebtesten Sachen so, dass das Kind sie selbst herausholen kann.
- Bringt Spielsachen, die nicht oft gebraucht werden, ruhig in einem anderen Zimmer oder im Keller unter. Zu viele Dinge stören beim Spielen. Wenn die Sachen dann später zurückkehren, sind sie viel interessanter.
Autorin: Stephanie Albert