
Wie erkenne ich Heuschnupfen bei Kindern?
Hatschi! Das Kind schnupft, die Nase läuft, der Hals kratzt. Schon wieder eine Erkältung? Vielleicht ist es aber nicht der gefühlt hundertste Rotz und Schnief, sondern eine Pollenallergie: "Eltern sollten bei einem Heuschnupfenverdacht genau auf die Symptome achten", sagt Annette Eiden, Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin. "Beim Heuschnupfen bleibt das Nasensekret wasserklar. Außerdem geht es den Kindern nach einer Dusche besser, weil die Pollen vom Körper gewaschen sind", erklärt die Homöopathin aus München. Eine verlässliche Diagnose kann allerdings nur ein Allergietest bei einem Facharzt bringen.
Was die Nase zum Laufen und die Augen zum Tränen bringt, sind winzig kleine Blütenstaubteilchen in der Luft. Sie geraten über die Schleimhäute in den Körper und werden vom Immunsystem fälschlicherweise als "gefährlich" eingestuft. Übereifrig richtet es seine Waffen dagegen und schüttet Abwehrstoffe aus: sogenannte Immun- globulin-E-Antikörper (IgE), die die Produktion des Botenstoffs Histamin ankurbeln. Die Folge: Der Rachen juckt, die Nase läuft oder macht dicht. Dazu kommen Niesattacken, Müdigkeit und rote Augen.
Die häufigsten Symptome von Pollenallergie bei Kindern
- Dichte, juckende oder ständig laufende Nase
- Vermehrtes Niesen oder sogar Niesanfälle
- weißer bzw. heller Nasenschleim
- Juckende, tränende, gerötete oder geschwollene Augen
- Hals- oder Rachenschmerzen bzw. Beschwerden beim Schlucken
- eventuell Schlafstörungen durch geschwollene Nasenschleimhaut
Ab welchem Alter tritt eine Pollenallergie auf?
Heuschnupfen kann bereits ab einem Alter von zwei Jahren beobachtet werden. Jungen sind dabei häufiger betroffen als Mädchen. Das Risiko, an Heuschnupfen zu erkranken, steigt außerdem mit zunehmendem Alter:
- Bei den 3-6-Jährige sind nur knapp 5 Prozent der Kinder von Heuschnupfen betroffen.
- Bei den 7- bis 10-Jährigen leiden 10,5 Prozent an einer Pollenallergie.
- Und bei den 14- bis 17-Jährigen sind 18,4 Prozent allergisch.
Was sind die Ursachen für Heuschnupfen beim Kind?
Die Allergie gegen Baum-, Gräser- und Kräuterpollen ist eine der häufigsten überhaupt. Warum entwickeln Kinder aber eine Allergie? "Die Gene spielen auf jeden Fall eine Rolle", sagt Annette Eiden, "ein überempfindliches Immunsystem wird vererbt." Dazu müssen aber auch Auslöser von außen kommen. Viele Forscher sehen den Grund warum allergische Erkrankungen seit Jahren zunehmen, in unserer sauberen, geradezu keimfreien Umgebung. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Bauernhofkinder, die mit Tieren, Pflanzen und jeder Menge Dreck ihr Immunsystem tagtäglich trainieren, weniger Allergien haben als Stadtkinder.
Außerdem: Die milden Winter als Folge des Klimawandels bekommen auch Pollenallergiker zu spüren. Laut Deutschem Allergie- und Asthmabund (DAAB) "hat sich der Pollenflug im Laufe der letzten Jahre verändert. Je nach Witterung dauert die Pollenflugzeit länger und fängt auch früher wieder an. So ist es möglich, dass im November die letzten Gräser- und Brennnesselpollen und im Dezember schon die ersten Haselnusspollen fliegen."
Welche Hausmittel helfen kleinen Allergikern?
Während eine Erkältung von allein weggeht, brauchen Allergiker immer eine Behandlung. Dazu gehört es im ersten Schritt, die Allergene zu meiden. Sanfte Hilfe bei Heuschnupfen kommt zum Beispiel von der Homöopathie. Sie greift den Körper nicht an, sondern mobilisiert seine Selbstheilungskräfte. "Ähnliches mit Ähnlichem heilen", lautet das Prinzip. Die homöopathischen Mittel sind Stoffe aus der Natur, die bei gesunden Menschen Beschwerden auslösen würden, Kranke aber heilen können. "Bestes Beispiel ist Allium cepa, die Küchenzwiebel", sagt Annette Eiden. "Beim Zwiebelschneiden läuft uns die Nase, und die Augen tränen, deshalb nutzen wir die Küchenzwiebel in Form von homöopathischen Globuli gegen den Fließschnupfen." Typische Heuschnupfenmittel sind außerdem Natrium chloratum, Euphrasia (Augentrost) gegen Augenbrennen oder Luffa D4 (Meeresschwamm) bei verstopfter Nase. "Die Mittel wirken bei manchen meiner Patienten innerhalb von Sekunden, bei anderen dauert es länger", erklärt Eiden.
Welche Medikamente dürfen Kinder bei Heuschnupfen nehmen?
Mit antiallergischen Medikamenten lassen sich Triefnase und Augenjucken sofort in den Griff bekommen: Antihistaminika (z. B. Ceterizin) – als Nasensprays, Augentropfen oder Säfte erhältlich – verschaffen meist prompte Linderung. Heilen können sie die Allergie allerdings nicht: Spätestens in der nächsten Saison kommt sie wieder.
Da hilft nur die Hyposensibilisierung. Dabei spritzt der Arzt über einen Zeitraum von drei Jahren die Pollenallergene – zuerst in stark verdünnten, später in langsam steigenden Dosen. Das Ziel: Das Immunsystem soll lernen, das Allergen ohne Panikreaktion zu tolerieren. "Die Erfolgsrate liegt bei über 50 Prozent und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen", sagt die Expertin. Der Nachteil: Es braucht einen langen Atem, und die Kinder müssen immer wieder Spritzen ertragen. Mittlerweile gibt es aber auch piksfreie Alternativen, nämlich die Immunisierung per Tropfen oder Tabletten.
Egal ob mit Medikamenten, einer Hyposensibilisierung oder homöopathisch – Heuschnupfen muss behandelt werden. Ohne Therapie entwickelt sich leicht ein allergisches Asthma. Fachleute sprechen hier von einem sogenannten Etagenwechsel: Die allergische Entzündung wandert von der Nase in die Bronchien und verursacht einen bellenden Husten und Atemnot. Hinzu kommt: Eine Pollenallergie kann sich auf Schimmelpilzsporen, Hausstaub und Tierhaare ausweiten. Oder in Form einer Kreuzallergie zu Lebensmittelunverträglichkeiten führen. Ein Kind, das gegen Birkenpollen allergisch ist, reagiert auch häufig auf Äpfel, Kiwis oder Haselnüsse.
Was kann man gegen Heuschnupfen bei Kindern tun?
- Sauber schlafen gehen: Vor dem Ins-Bett-gehen Haare waschen und duschen, um die Pollen abzuspülen. Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen. Fenster während der Nacht schließen.
- Richtig lüften: Wer in der Stadt wohnt, lüftet morgens, auf dem Land abends.
- Staub vermeiden: Teppiche, Gardinen und offene Regale entfernen. Täglich staubsaugen (Gerät mit Hepa-Filter) und häufig wischen.
- Wetter beachten: Ein Regenguss macht die Luft fast pollenfrei. Hinterher die Chance nutzen und auf den Spielplatz gehen.
- Pollenfreie Auszeit nehmen: Ans Meer oder ins Hochgebirge in den Urlaub fahren.
- Pollenflugkalender checken: (z. B. vom Deutschen Wetterdienst
Autorin: Angela Murr